Portugal / 25. April 1974: Wie die Nelkenrevolution einen Wendepunkt in der Geschichte bildete
Eine Gruppe junger Offiziere putschte am 25. April 1974 gegen das von Diktator Salazar seit 1938 eingesetzte Regime des „Estado Novo“ (Neuer Staat), das Portugal autoritär und nach innen gewandt regierte. Salazar selbst erlebte den Umsturz nicht mehr, er starb am 27. Juli 1970. Die unblutige Revolution führte Portugal aus einer Epoche der politischen und wirtschaftlichen Isolation und legte den Grundstein für den modernen Staat auf der iberischen Halbinsel.
Menschenscheu, autoritär und sparsam bis geizig, so wird António de Oliveira Salazar, der Portugal 36 Jahre lang regierte beschrieben. Die Sparsamkeit lernte er in seinem Elternhaus: Sein Vater, ein einfacher Landarbeiter, brachte es zum Gastwirt und konnte so mit Mühe die Ausbildung des Sohnes finanzieren. Dieser wollte eigentlich Pfarrer werden, besuchte ein Priesterseminar, wechselte dann aber, auf Anraten seiner Lehrer, auf die Universität von Coimbra, wo er Nationalökonomie studierte. Nach Abschluss seiner Studien lehrte er als Professor für Volkswirtschaft.
Nach dem Sturz der portugiesischen Monarchie (1910) erlebte das Land eine Zeit, die von Putschversuchen und Machtkämpfen in der jungen Republik geprägt war. Salazar versuchte sich als Politiker und wurde 1921 als Abgeordneter einer kleinen katholischen Partei ins Parlament gewählt. Bereits nach einer ersten Sitzung trat er zurück: Das Parlament sei eine Stätte bedeutungslosen Geschwätzes, ließ er verlauten.
Der Militärputsch von 1926
Nach dem Sturz der Republik durch einen Militärputsch am 28. Mai 1926 wurde Salazar Finanzminister, trat aber nach einem Monat auch von diesem Posten zurück, da die Militärjunta ihm die nötigen Vollmachten zur Umsetzung seiner wirtschaftlichen Vorstellungen, die auf strenger Ausgabenkontrolle basierten, nicht gab.
Dies änderte sich zwei Jahre später, als er erneut zum Finanzminister berufen wurde; diesmal wurden seine Forderungen erfüllt und so konnte Salazar nach und nach die Regierungsgeschäfte übernehmen. Im Juli 1932 wurde er zum Ministerpräsidenten ernannt, ein Amt, das er die kommenden 36 Jahre behalten sollte. Er gab dem Staat, das unter dem Regime des von ihm so benannten „Estado Novo“ funktionierte, eine neue Verfassung, konsolidierte den Staatshaushalt und trug die Schulden ab, vernachlässigte aber wirtschaftliche und industrielle Reformen und hielt das Volk bewusst unaufgeklärt und unmündig. Die Bevölkerung sollte unpolitisch sein, sich dafür nach dem Motto „Fatima, Fado, Fußball“ lediglich für Religion (der Wallfahrtsort Fatima erlebte einen Aufschwung), traditionelle Musik und Fußball interessieren. 1974 waren ein Drittel der Portugiesen Analphabeten.
Ein der Gestapo nachempfundener Polizeiapparat (PIDE), Pressezensur, Parteienverbot und Folter machten aus Portugal eine faschistische Diktatur, die mehr und mehr international isoliert war. Das Land war durch die Agrarwirtschaft geprägt: Landarbeiter schufteten für Hungerlöhne für einige reiche Großgrundbesitzer. In den Kolonien wurden Aufstände vom Militär niedergeschlagen: Die Revolten in Angola, Mosambik und Guinea-Bissau waren allerdings kaum noch zu kontrollieren, auch wenn schließlich zwei Drittel der 225.000 Mann starken Armee außerhalb der Landesgrenzen Portugals kämpften.
Ein altersschwacher Stuhl
1968 wurde die übertriebene Sparsamkeit des Diktators diesem gesundheitlich zum Verhängnis: Ein alter Stuhl brach unter Salazar zusammen, beim Sturz verletzte er sich so schwer am Kopf, dass er einen Hirnschlag erlitt. Sein Nachfolger Marcelo Caetano ließ ihn noch zwei Jahre lang im Glauben, er führe weiterhin die Amtsgeschäfte, und verhinderte, dass der angeschlagene Diktator die Wahrheit erfuhr.
Das Militär, aufgerieben durch die Kolonialkriege, stand kaum mehr hinter der Diktatur, die Wirtschaft des Landes lag am Boden. Der stellvertretende Generalstabschef António de Spínola veröffentlichte im Februar 1974 sein Buch „Portugal e o Futuro“ (Portugal und seine Zukunft), in dem er analysierte, wie sich das Land gegenüber den westeuropäischen Staaten in eine wirtschaftliche und politische Isolation gebracht hatte. Die Kolonialkriege seien teuer, aber nicht zu gewinnen: Spínola schlug die Mitbestimmung des Volkes und die Selbstbestimmung der Kolonien vor. Die Theorien wurden vom „Movimento das Forças Armadas“ (MFA) als Aufbruchsignal verstanden; weite Teile der Bevölkerung teilten die Ansichten.
Anfang März 74 inszenierte das Caetano-Regime eine Vertrauenskundgebung hoher Offiziere, der Spinola und Generalstabschef da Costa Gomes demonstrativ fernblieben. Die jungen Offiziere des MFA, unter ihnen Colonel Salgueiro Maia, intensivierten die Vorbereitungen zum Putsch.
Parallel zum Widerstand des Militärs arbeiteten sozialistische Politiker in anderen europäischen Ländern für die Demokratie In Portugal, allen voran der damalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt. Mit seiner Unterstützung gründeten am 19. April 1973 zwei Dutzend Exil-Portugiesen in der Akademie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bad Münstereifel (knapp 150 Kilometer von Luxemburg entfernt) die Sozialistische Partei Portugals (PS). Vorsitzender wurde Mário Soares, der später Portugals erster frei gewählter Ministerpräsident werden sollte.
Willy Brandt: Verteidiger der portugiesischen Demokratie
Willy Brandt setzte sich auch nach der Nelkenrevolution für die portugiesische Demokratie ein und reiste nach Moskau, überzeugte Kreml-Chef Breschnew die Demokratie gegen Angriffe u.a. auch der portugiesischen Kommunisten zu verteidigen und gründete u.a. mit Brune Kreiski (Österreich) und Olof Palme (Schweden) das Komitee zur Verteidigung der Demokratie in Portugal.
Am 24. April begann die Revolution in einer ersten Phase mit dem Senden des (unpolitischen) Liedes „E Depois do Adeus“ im Werberundfunk. Der portugiesische Beitrag zum Eurovision Song Contest. 1974 war das erste Signal an die aufständischen Truppen.
Quellen
– Wikipedia
– Planet Wissen
– Urte Sperling: „Die Nelkenrevolution in Portugal“
– Vorwärts
Am 25. April, etwa 20 Minuten nach Mitternacht, sendeten verschiedene Radiostationen dann das revolutionäre und verbotene Protestlied von José Afonso „Grândola, Vila Morena“, gesungen von Zeca Afonso. Dies war der Startschuss für den Putsch. Die wenige Hundert Mann starke MFA besetzte strategische Punkte, Fernseh- und Radiosender, Ministerien und den Flughafen in Lissabon. Ähnliche Aktionen fanden in anderen Teilen des Landes statt und die Mehrheit der regulären Truppen lief zu den Putschisten über.
Hauptmann Salgueiro Maia, dessen Tochter inzwischen in Luxemburg lebt, hatte eine besondere Aufgabe. Mit Soldaten der Kavallerieschule Santarém sollte er den Terreiro do Paço in Lissabon besetzen. Gegen Mittag beorderte Colonel Maia einen Teil seiner Kräfte, die insgesamt lediglich aus zehn Panzern, 12 Truppentransportern, zwei Krankenwagen, einem Jeep und einem Zivilfahrzeug bestanden, zur Kaserne der Guarda Nacional Republicana (GNR), den bewaffneten Polizeistreitkräften, bei denen Regierungschef Caetano Unterschlupf gefunden hatte. Nach mehreren Stunden gab der Diktator auf und erklärte sich bereit, die Macht an General Spínola zu übergeben. Caetano wurde erst nach Madeira geflogen und später nach Brasilien ins Exil gebracht.
Vier Tote am Abend des 25. April
Die Putschisten wurden den ganzen Tag über frenetisch von der Bevölkerung gefeiert: In Lissabon jubelten tausende den Soldaten zu, Nelken wurden an die Uniformen befestigt und in die Gewehrläufe gesteckt. Das Symbol der sozialistischen Internationale prägte das Bild der portugiesischen Revolution.
Am Abend stürmte die Bevölkerung einen Stützpunkt der Geheimpolizei PIDE, wobei auf die Menschen gefeuert wurde. Vier Menschen starben; dennoch blieb die Masse vor dem Gebäude. Die Polizisten ergaben sich schließlich am Morgen des 26. April. Einen Tag später, am 27. wurden die politischen Gefangenen, die dort teils jahrelang ohne Prozess einsaßen und gefoltert wurden, aus den PIDE-Verließen in Caxias befreit.
Am symbolträchtigen 1. Mai war die Lage geklärt, die Zeit der Diktatur in Portugal war vorbei, mehr als 100.000 Portugiesen zogen zum Lissabonner Fußballstadion, das in „Stadion des 1. Mai“ umbenannt wurde, und feierten dort die Befreiung. Gewerkschafter (unter der Diktatur waren die freien Syndikate verboten), Mário Soares (PS) und Álvaro Cunhal (Vorsitzender der KP) hielten Rede zur Befreiung des Landes.
In der Folge der Revolution beendete Portugal seine Kolonialkriege und -herrschaft. Aus den Parlamentwahlen 1976 gingen nach einer politisch recht chaotischen Zeit wechselnder Regierungen die Sozialisten als Sieger hervor; Mário Soares wurde Ministerpräsident Portugals.
Nach einem misslungenen Putschversuch einiger Militärs 1975 war die Diktatur definitiv besiegt.
A Revolução dos Cravos
No dia 25 de abril de 1974, um grupo de oficiais levou a cabo um golpe de Estado contra o regime autoritário e isolacionista do „Estado Novo“ instaurado pelo ditador António de Oliveira Salazar em 1938. A revolução, permitiu a Portugal sair de uma era de isolamento político e económico. Salazar, governou Portugal durante 36 anos, mas não assistiu ao derrube, falecendo em 1970. A PIDE, a censura à imprensa, a proibição de partidos e sindicatos e a tortura transformaram Portugal numa ditadura fascista. Em 1974, um terço dos portugueses era analfabeto. Nas colónias, as guerras eram dispendiosas e as forças armadas, mal apoiavam a ditadura. Além da resistência militar, socialistas europeus obravam a favor da democracia em Portugal. Willy Brandt, do SPD ofereceu o seu apoio, e exilados portugueses fundaram o Partido Socialista Português (PS) em Bad Münstereifel perto do Luxemburgo. Mário Soares, presidente do PS, viria a ser primeiro-ministro eleito de Portugal em 1976.
O sucessor de Salazar, Marcelo Caetano governara até 1974, ano do golpe de estado. A 25 de abril, estações de rádio emitiram a canção revolucionária proibida de José Afonso, „Grândola, vila Morena“. Foi o sinal de partida para o golpe. O MFA, ocupou pontos estratégicos de Lisboa. O capitão Salgueiro Maia (cuja filha vive atualmente no Luxemburgo) ocuparia o Terreiro do Paço e ordenou que suas forças, se dirigissem ao quartel da GNR, onde Caetano se tinha refugiado. Após horas, o ditador entregou o poder ao general Spínola. Em Lisboa, milhares de pessoas aplaudiram os soldados, cravos foram colocados nos canos das suas espingardas. Apenas quatro pessoas morreram, quando a população invadiu uma base da PIDE. Os presos políticos, foram libertados das masmorras da PIDE em Caxias. No simbólico dia 1 de maio, milhares de portugueses desfilaram até ao estádio de futebol de Lisboa, celebrar a libertação com os Sindicalistas, Mário Soares (PS) e Álvaro Cunhal (PC).
(Sandra Martins Pereira)
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