Energie / 26 Prozent weniger Gas: Luxemburg erfüllt EU-Sparziel
Die Sparphase ist vorbei: Von August 2022 bis März 2023 sollten alle EU-Staaten 15 Prozent weniger Gas verbrauchen. Noch gibt es keine finalen Daten, aber eines steht fest: Luxemburg hat das Ziel übererfüllt.
„Wir sind in schwierigen Zeiten und ich kann keine Entwarnung geben“ – mit diesen Worten hatte Energieminister Claude Turmes („déi gréng“) die Pressekonferenz zum Luxemburger Gassparplan im vergangenen September eröffnet. 15 Prozent weniger Gas verbrauchen, das war das Ziel, das die EU-Kommission den Mitgliedstaaten gesetzt hatte – von August 2022 bis März 2023. Der Grund: Obwohl die Gasspeicher in Europa gefüllt seien, könnte es eng werden mit der Gasversorgung, wenn Russland seine Lieferungen auf null herunterfahre, wie Turmes auf der Pressekonferenz damals sagte. Seitdem hat sich in Sachen Gas in Europa einiges getan. Es wurden Pipelines gesprengt, es wurden neue Lieferquellen erschlossen – und es wurde gespart.
Und Luxemburg hat sein EU-Sparziel offenbar erfüllt. Bis Februar wurde in keinem Monat die 15-Prozent-Marke gerissen. Erste provisorische Daten des Verbands Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber für Gas zeigen, dass die Schwelle auch im März nicht überschritten wurde. Die lag bei 781 Gigawattstunden (GWh). Genutzt wurden aber „nur“ 733 GWh.
Laut Tageblatt-Berechnung hat Luxemburg das Sparziel damit deutlich übererfüllt. Insgesamt floss von Anfang August 2022 bis Ende März 2023 Gas mit einem Energiewert von 4.772 GWh durch die Leitungen im Land. Das sind 1.700 GWh oder 26,3 Prozent weniger als im Durchschnitt der vergangenen acht Monate. Um die EU-Ziele einzuhalten, hätten insgesamt 5.502 GWh verbraucht werden dürfen.
Mitgespielt dürften dabei nicht nur die eisernen Anstrengungen von Bürgern, Industrie und Gemeinden haben – sondern auch das milde Wetter. Bis Dezember war der Herbst äußerst mild verlaufen. Und auch die ersten drei Monate 2023 lagen laut Meteolux mit ihrem Temperatur-Mittelwert deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen drei Dekaden.
Wie gut der Rest der Union abgeschnitten hat, ist noch unklar. Wie die EU-Statistikbehörde Eurostat auf Tageblatt-Anfrage erklärt, werden die Verbrauchsdaten aller Mitgliedstaaten für den gesamten Sparzeitraum wohl erst Mitte Mai vorliegen. Bei der neuesten Erhebung der Europa-Statistiker, die bis Ende Januar reicht, schneidet Luxemburg aber gut ab und positioniert sich hinter Finnland, Schweden und den baltischen Staaten auf dem sechsten Platz in der EU. Stand Januar schien der Staatenbund insgesamt sein selbstgesetztes Sparziel jedoch erfüllt zu haben, in der Summe betrugen die Einsparungen dann 19 Prozent.
Die 15 Prozent, die von der EU-Kommission vorgegeben wurden, war keine Zufallszahl. Wie Energieminister Turmes im September erklärte, basierte sie auf Modellierungen, die auf EU-Ebene gemacht wurden, falls Russland kein Gas mehr liefern würde. Tatsächlich liefert Russland trotz der Zerstörung von drei der vier Nordstream-Röhren bis heute Gas in die EU: über die Pipelines Turkstream und Transgas, wie die Tagesschau berichtet. Sanktionen wie beim Öl gibt es gegenüber Russland beim Gas nicht. Deshalb darf russisches Flüssiggas auch weiter mit LNG-Tankern geliefert werden, die unter anderem in Belgien gelöscht werden – dem Land, aus dem Luxemburg derzeit fast 100 Prozent seines Gases bezieht.
Ziel der EU-Kommission ist es, dass sich Europa komplett vom russischen Gas unabhängig macht. Bis zum Kriegsausbruch machten die Importe aus Russland 50 Prozent aus. Dieser Wert ist seitdem stark rückläufig – im November 2022 machte russisches Gas noch 12,9 Prozent der EU-Importe aus. „Dies wurde hauptsächlich durch einen starken Anstieg der Einfuhren von Flüssigerdgas, insbesondere aus den USA, ausgeglichen“, schreibt der Europäische Rat.
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