/ Immer schneller, immer weiter: Wie das Internet Luxemburg den Takt vorgibt
Immer weniger Menschen in Luxemburg haben Zugang zum Internet. Kaum zu glauben – aber wahr. Zumindest wenn man auf die neuesten Zahlen von Statec schaut.
Lesen Sie zum Thema auch unseren Kommentar „Die alles durchdringende Maschine“.
93 Prozent der Luxemburger Haushalte waren laut Luxemburgs Statistikbehörde Statec 2018 ans Internet angeschlossen. Diese Zahl könnte zu Denken geben. Denn im Jahr davor waren es noch 97 Prozent. Haben die Luxemburger die Schnauze voll vom Netz? Nein. Denn es handelt sich um ein statistisches Problem.
Statec hat die Methode, wie die Internetdaten erhoben werden, letztes Jahr geändert. Auch das Institut, das die Befragungen vornimmt, wurde gewechselt: Seit 2004 verrichtete TNS Ilres diese Arbeit. Für 2018 wurde aber das Deutsche Infas-Institut beauftragt. Diese Informationen sind nicht unwichtig, wenn man mehr über den Stand der Digitalisierung in Luxemburg wissen möchte. Aber Statec selbst teilt sie auch auf Anfrage nicht mit. Erst Eurostat erklärt, dass die Umfrage-Methoden geändert wurden und es einen „Break in Series“ gibt – und die Luxemburger nicht plötzlich dem Internet den Rücken kehren.
30 Jahre WWW: Das Netz und Luxemburg
„Klick!“ Am 12. März 1989 schlug der Brite Tim Berners-Lee im Forschungszentrum CERN ein System vor, mit dem sich Wissenschaftler einfacher über das Internet austauschen können: Das WWW war geboren.
Die Redakteure des Tageblatt-Webdesks berichten in den folgenden Wochen, wie WWW und Internet in Luxemburg Einzug gehalten haben – und wie das Netz von heute funktioniert.
Ein Drittel mehr Traffic – innerhalb eines Jahres
Dass in Luxemburg weniger Menschen als vor einem Jahr das Netz benutzen, ist tatsächlich äußerst unwahrscheinlich. Das belegen auch die Zahlen des Luxemburger Regulierungsinstituts ILR. Allein die Daten, die über die Festnetzanschlüsse der Luxemburger Post fließen, haben sich in den vergangenen sieben Jahren fast verzehnfacht. Von 2017 auf 2018 vergrößerte sich der Traffic um ein Drittel.
Da ist es auch egal, ob bei einer Umfrage 93 oder 97 Prozent der Haushalte angeben, ans Internet angeschlossen zu sein. „Mit mehr als 90 Prozent sind wir ein Spitzenreiter“, sagt Marc Kohl vom ILR. Auch die Zahl der Breitbandanschlüsse sei von 2017 auf 2018 gestiegen. „Und die Tendenz weist weiter nach oben.“
Auch im Vergleich mit den anderen EU-Ländern schneidet Luxemburg in Sachen Internet und Digitalisierung gut ab: Das Land gehört laut der EU-Kommission zum „High-Performance-Cluster“ der Union. Im europäischen Digital Economy and Society Index heimste Luxemburg 2018 hinter Dänemark, Schweden, Finnland und den Niederlanden den fünften Platz ein. Fortschritte wurden laut Kommission beim Zugang zum Netz, der Nutzung von Internetdiensten und der Integration von digitalen Technologien gemacht. Nur in Sachen IT-Fachkräfte ging es abwärts. Übrigens: Einen besonders großen Sprung machte Luxemburg laut EU-Kommission bei der Digitalisierung der Behörden.
Netzlast
Die Anzahl an Daten, die pro Jahr allein über die Festnetzanschlüsse bei der Luxemburger Post fließen, steigt noch immer. Noch vor sieben Jahren betrug diese Menge – geschätzt – 32,34 Petabyte, also 32.340.000 Gigabyte. 2018 waren es bereits 293,9 Petabyte.
E-Mails, Nachrichten und soziale Netze
86 Prozent der Luxemburger gehen jeden Tag ins Internet. Dass das Land auch in anderen Online-Disziplinen gut dasteht, zeigt der DESI-Index der Europäischen Union. Dort belegt Luxemburg den fünften Platz – weit vor seinen großen Nachbarn Frankreich und Deutschland.
Abends herrscht im Luxemburger Internet Betrieb
Wann die Luxemburger online sind, kann man gut über die Traffic-Statistiken des nationalen Internetknotens LU-CIX nachvollziehen. Dort werden laut Insidern drei Viertel des Datenverkehrs von Privatpersonen abgewickelt. Vor allem nach Feierabend muss der „Backbone“ arbeiten: Dann werfen die Luxemburger nämlich ihre Smart-TVs an – und streamen Filme, Serien und Videoclips übers Netz.
Netzlast
Wie sehr Videos inzwischen das Internet bestimmen, zeigen auch Daten von Sandvine. Das amerikanische Unternehmen analysiert weltweit den Traffic. Und 2018 bestand der zu 58 Prozent aus Videos. Experten schätzen, dass dieser Trend in Luxemburg noch ausgeprägter ist: Bis zu einem Drittel des kompletten Internetverkehrs könnte hier allein von Netflix generiert werden.
Fast alle sind dabei
Fast alle Luxemburger sind im Netz. Das belegen sämtliche Statistiken. Und davon gibt es einige: Die Weltbank hat von den Anfangszeiten des Internets Zahlen erhoben, wie viele Menschen in einem Land online sind. Obwohl die Berechnungsmethode inzwischen als nicht mehr sonderlich valide gilt, gibt die Grafik („Luxemburger am Netz“) doch einen Eindruck, wie sehr das Land vom Internet durchdrungen ist. Statec misst darüber hinaus, wie viele Haushalte einen Internetzugang haben. Und Eurostat befragt Menschen, wie oft sie täglich, wöchentlich oder monatlich ins Netz gehen.
Handys empfangen immer mehr Daten aus dem Internet
Es ist inzwischen fast zu einer Tradition geworden: Am Neujahrstag teilen die Mobilfunkunternehmen mit, wie viele SMS an Silvester verschickt wurden. Jedes Jahr sind das weniger als im Jahr zuvor. Das zeigt sich auch in unserer Grafik: Von 2013 bis 2018 hat sich die Zahl der in Luxemburg verschickten SMS fast halbiert. Umgekehrt hat sich das Volumen von Daten, die über mobile Geräte verschickt wurden, in derselben Zeit mehr als verfünffacht.
Schnell, schneller, Luxemburg
Wer sich in Luxemburg einen Festnetz-Internet-Anschluss gönnt, der will auch Höchstgeschwindigkeit. Anschlüsse, die mehr als 30 Megabit pro Sekunde schaffen, hatten Mitte 2018 einen Marktanteil von mehr als zwei Dritteln. Laut ILR sind mehr als ein Drittel davon sogar 100-Megabit-Anschlüsse. Das liegt auch daran, dass immer mehr Haushalte direkt per Glasfaser angeschlossen sind. 2018 gab es 69.300 solcher Anschlüsse – das sind 32 Prozent.
Luxemburgs erotische Vorlieben
Bei Statistiken über das Internet darf Porno nicht fehlen. Nicht ganz ernst zu nehmende Erhebungen behaupten, dass 80 Prozent aller Bilder im Netz nackte Frauen zeigen. Vor diesem Hintergrund sind auch die Daten zu sehen, die die Sexfilm-Plattform Pornhub regelmäßig veröffentlicht. Darin werden die Porno-Vorlieben einzelner Länder und Regionen verglichen. Auch Luxemburg wurde schon analysiert. Der Firmensitz von Mindgeek – dem Unternehmen, dem Pornhub gehört – ist übrigens in Luxemburg-Stadt.
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2017 hat das Meinungsforschungsinstitut TNS Ilres über eine Umfrage herausfinden wollen, welche sozialen Medien die Luxemburger nutzen. Immerhin 19 Prozent gaben an (zumindest bei den Netzwerken, die man auswählen konnte), nicht dabei zu sein. Laut Daten, die Eurostat 2018 erhoben hat, sind übrigens 90% der 20- bis 25-Jährigen in Luxemburg in sozialen Netzwerken aktiv.
Der Ausblick
Schon haben die Datenmengen, die durch das Netz rasen, unvorstellbare Dimensionen eingenommen. 201 Exabytes, also 201 Milliarden Gigabytes, ist der Traffic 2019 groß – pro Monat. Bis 2022 soll sich diese Zahl verdoppeln. Das liegt auch daran, dass immer mehr Menschen Fernsehen übers Netz schauen. 82 Prozent des globalen Internetverkehrs wird in drei Jahren aus Video bestehen. Das prognostiziert das amerikanische Unternehmen Cisco, das Router und Switches für die Internetknoten baut.
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Oh wie richtig hat es das Tageblatt ausgedrückt: Das Internet gibt den Takt vor, bestimmt das Leben vieler, zu vieler Menschen.