„Maison du son“ / 32 Transistorradios und ein Edison-Phonograph: Der Radiomann aus Rodange stiftet seine Schätze
In Lamadelaine plant die Gemeinde Petingen ein neues Museum, die „Maison du son“. Möglich ist dies dank Albert Wolter, der der Kommune seine gesamte Sammlung von Radiogeräten für diesen Zweck schenkt.
Auf dem Wohnzimmertisch steht ein Phonograph von Thomas Edison, etwa aus dem Jahr 1880. Albert Wolter aus Rodange sammelte alles, was mit der Aufnahme und Wiedergabe von Ton zu tun hat. Seine Sammlung umfasst 133 Radio- und andere elektronische Geräte mit Radioröhren, sieben Detektorempfänger aus der frühen Radiozeit, 32 Transistorradios (ab ca. 1956), 26 mechanische und elektronische Plattenspieler, CD-Player, acht externe Lautsprecher aus den Jahren 1925 bis 1930. Hinzu kommt eine Sammlung von rund 500 Schellackplatten, um die 1.000 Vinylplatten sowie Tonbänder und Kompaktkassetten.
Viele Sammler kennen das Problem: Ihre Sammlung, sofern es sich nicht um kleinere Objekte wie Briefmarken handelt, wird zu groß und platzraubend und es wird ein Abnehmer gesucht. Auf mehrere Zimmer verteilen sich mittlerweile Albert Wolters Schätze, vom Keller gar nicht zu reden.
Wolter sprach den früheren Petinger Bürgermeister Pierre Mellina auf die Sammlung an: Ob er nicht wüsste, wie man sie in Szene setzen könnte. Melina brachte eine Idee ins Spiel: ein Museum in einem Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert in der rue de la Fontaine in Lamadelaine, in einem Haus, das die Gemeinde 2020 gekauft hatte und noch keine Bestimmung gefunden hatte. Albert Wolter beschloss, seine gesamte Sammlung der Gemeinde zu schenken, mit der einzigen Bedingung, dass sie zusammen bleibt und dem Publikum in einer strukturierten Weise zugänglich gemacht wird.
Im Mai vorigen Jahres wurde der Plan einer „Maison du son“ im Gemeinderat vorgestellt und einstimmig gutgeheißen. Geplant ist ein Museum, das unter anderem der Geschichte des Radios gewidmet sein wird.
Frühe Faszination
Das Interesse am Medium Radio sei schon in seiner frühesten Kindheit – Albert Wolter wurde 1950 geboren – geweckt worden. „Es war ja nicht wie heute, wo man Radio auf seinem Handy hören kann. Ein Radio war damals noch etwas Besonderes“, sagt er. Das Gerät seiner Eltern, ein Philips 510 A aus dem Jahr 1951, habe ihn fasziniert. „Man drehte am Knopf, und plötzlich sprach da zum Beispiel ein Belgier aus Brüssel.“ Das Radio sei für ihn das Fenster zur Welt gewesen. Das Gerät seiner Eltern besitzt er zwar nicht mehr; später hat er sich das gleiche Modell nachgekauft.
Die ersten Radios seiner Sammlung habe er schon als Schüler von Leuten bekommen, die ihre Radios wegwarfen. „Es gab ja noch keinen Sperrmüll: Sie mir zu geben, war eine einfache Lösung für sie.“ Seiner Mutter gefiel die Leidenschaft nicht unbedingt, sie habe stets den Kopf geschüttelt: „Schon wieder ein Radio“, hieß es, wenn er wieder mit einem Gerät ankam. Um den Hausfrieden zu wahren, habe er dann einige Modelle „geschlachtet“.
Als Belohnung für sein bestandenes Aufnahmeexamen am Escher „Jongelycée“ erhielt er von seinem Vater den Kosmos Baukasten „Radiomann“. Seine Faszination für das Radio und die Elektronik beeinflussten dann auch seine spätere Studienwahl, sein Vater wollte zwar, dass er Mathematik und Physik studiere. Doch er bevorzugte eine technische Ausbildung und ging nach Aachen, um Ingenieurswissenschaften zu studieren. Während seines Studiums sei sein praktisches Interesse an den Radios allerdings für längere Zeit auf Eis gelegt worden. „Es wurde damals mehr Wert auf die Theorie gelegt.“
Es sollte bis Anfang 2005 dauern, bis seine Sammelleidenschaft wieder angestachelt wurde. Im schweizerischen Lugano kamen er und seine Frau an einem Antiquitätengeschäft vorbeikam, wo alte Radiogeräte verkauft wurden. Er kaufte deren zwei.
Es folgten viele weitere. „Richtig gefährlich für Sammler ist heutzutage Ebay, da findet man ja fast alles.“ Hauptsächlich habe er Geräte der Marke Philipps gesammelt – „man muss ja irgendwie den Überblick behalten“ – was nicht bedeutet, dass sich keine andere Marken in der Sammlung befänden. Zu seinen Schätzen gehört ein Exemplar einer kurzlebigen luxemburgischen Manufaktur, Ducal, die lediglich zwischen 1949 und 1954 Radios herstellte.
Die meisten Stücke seiner Sammlung sind restauriert und funktionstüchtig: „Mir schwebt vor, dass man später im Museum an den weniger kostbaren Exemplaren ‚spielen‘ kann.“
Die im Oktober vorigen Jahres gegründete Vereinigung „Interesseveräin Maison du son“ wird sich, in Zusammenarbeit mit einem Expertenteam aus dem „Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History“(C²DH) von der Uni Luxemburg, um die Umsetzung des Projekts kümmern.
Nach einer kompletten Renovierung entsteht dann in dem Haus in Lamadelaine ein Kulturzentrum, das neben dem Museum auch eine Gaststätte beherbergen soll. Auch der Radiosender „Péiteng on Air“ soll dort eine Bleibe finden. Mit einer Eröffnung des Museums wird nicht vor 2027 gerechnet. Das Projekt werde den Bewohnern der Gemeinde noch detailliert vorgestellt, hieß es im Mai 2023 im Gemeinderat.
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