„This Hard Minett Land“ / 37 Autoren und ihre Liebe für das Amerika im Minett: Tageblatt-Serie wird zum Buch
US-amerikanischer Rock trifft auf Minetter Realitäten: Mit „This Hard Minett Land“ haben Denis Scuto und Susanne Jaspers am Dienstagabend eine Liebeserklärung an den Luxemburger Süden vorgestellt. Seinen Ursprung hat das Werk vor genau 36 Jahren mit Springsteens Song „The River“ genommen.
Verregnete alte Industriebauten, aus dem Inneren des Schifflinger „Pompelhaus“ dringt etwas Licht nach außen. Um zur Eingangstür zu gelangen, geht man vorbei an alten Abzäunungen und durch Regenpfützen, bis einem im Inneren Heizstrahler etwas Wärme spenden. Mit der Industriebrache Metzeschmelz hätte die Szenerie am Dienstagabend zur Vorstellung von Denis Scutos und Susanne Jaspers neuem Werk „This Hard Minett Land“ passender kaum sein können.
Seit Februar 2022 haben unter der Leitung der beiden Herausgeber Denis Scuto und Susanne Jaspers 37 Historiker und Schriftsteller im Tageblatt teils fiktive, teils historische Geschichten veröffentlicht. Unter den Autoren befinden sich neben Luxemburger Granden wie Guy Helminger und Jhemp Hoscheit auch zwei Texte der Tageblatt-Journalisten Jérôme Quiqueret und Jeff Schinker. Inspiriert sind die Texte wie auch der Name des Sammelbandes (und der gleichnamigen Tageblatt-Serie) allesamt von Bruce-Springsteen-Songs. Doch warum gerade Bruce Springsteen?
Zur Entstehung seiner „Schnapsidee“ muss Denis Scuto zu einem kleinen autobiografischen Diskurs ausholen. „Authentizität, Bescheidenheit und individuelle Freiheiten in Verbindung mit Solidarität – alles Werte, die mir von klein auf auf dem Fußballplatz vermittelt wurden“, erklärt Scuto seine Inspirationsquelle. „Werte, die auch in Bruce Springsteens Liedern mitschwingen.“ Seine Verbundenheit zur amerikanischen Rocklegende geht laut dem ehemaligen Fußballnationalspieler auf einen Moment zurück, der auf den Tag genau 36 Jahre zurückliegt, als er zum ersten Mal das Intro zu Springsteens Song „The River“ hörte. Denis Scuto umschreibt den Moment wie folgt:
„Seit jener Nacht von Freitag, dem 14., auf Samstag, den 15. November 1986. Um drei Uhr morgens hörte ich in meinem Auto, einem gebrauchten beigen Mazda 323, auf dem Heimweg vom Café Diva in Esch die Sendung ,Les Nocturnes‘ des französischen Radiosenders RTL. Damals präsentierte der Moderator Georges Lang den Zuhörern Bruce Springsteens Intro zu ,The River‘, das er am 30. September 1985 beim Konzert im Los Angeles Memorial Coliseum im Rahmen der Born in the U.S.A. Tour, benannt nach jener Platte, die ihn zum weltweiten Superstar machte, vorgetragen hatte. Ich weiß nicht mehr, ob ich am Straßenrand anhielt, um es mir anzuhören, aber dieses Intro, das von der Gitarre begleitet wurde, hat mich überwältigt.“ Dass aus diesem Moment einmal ein literarisches Werk entstehen würde, hat Denis Scuto wohl nicht geahnt. Hätte er nur auf Springsteen höchstpersönlich gehört, der einmal meinte: „A good song takes on more meaning as the years pass by.“
„This Hard Minett Land“ ist kein historisch-poetischer Sammelband über den Süden Luxemburgs. Mit einer solch profanen Umschreibung wird man der Geschichte des Werkes, dessen Herausgebern und den Autoren der Texte nicht im Geringsten gerecht. Es ist eine Liebeserklärung an das harte Minett, an die dort lebenden und arbeitenden Menschen, die Schmelzarbeiter und deren Erbe, auf dem heute eine ganze Nation fußt. Wenig verwunderlich, dass der Abend viel eher einem Abend unter Freunden, einer Familienfeier „mit alten Weggefährten“ gleicht als einer offiziellen Buchvorstellung. Passend dann auch, dass mit Luciano Pagliarini und Claudine Muno zwei „Minetts-Däpp“ den Abend musikalisch begleiten, die auch auf der Autorenliste stehen.
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