Nationaler Krebsbericht 2020 / 40 Prozent der Erkrankungen könnten verhindert werden
Zum Weltkrebstag legten Gesundheitsministerin Paulette Lenert und der Präsident des „Institut national du cancer“, Dr. Guy Berchem, am Donnerstag den nationalen Krebsbericht 2020 vor. Es soll künftig alle drei bis vier Jahre eine Auflage des Instrumentes erscheinen, das die Stärken und Schwächen der Krebsbehandlung in Luxemburg aufzeigt, und einen Überblick über die nationale Onkologie geben.
Wie Ministerin Lenert eingangs der Vorstellung erklärte, ist der Bericht im Rahmen des zweiten nationalen Krebsplans zu sehen, der 2020 anlief. Obwohl Corona zurzeit in aller Munde ist, ist der Krebs immer noch die häufigste Todesursache bei Männern und die zweithäufigste bei Frauen. Zwei- bis dreitausend Neuerkrankungen werden jedes Jahr festgestellt. Dabei könnten 40 Prozent aller Krebserkrankungen verhindert werden: Die Einschränkung von Tabak- und Alkoholkonsum, gesunde Ernährung und Früherkennung werden deshalb unter anderem die Themen der Präventionskampagnen sein, die im nationalen Plan vorgesehen sind.
Ein Viertel aller Krebserkrankungen treffen EU-Bürger, sagt Dr. Guy Berchem, Präsident des „Institut national du cancer“ (INC), das im Rahmen des ersten nationalen Krebsplans gegründet wurde. In diesem Kontext sei es nicht erstaunlich, dass die Bekämpfung der Krankheit eine Priorität der Kommission ist.
In Luxemburg hat sich die Krebsbehandlung in den vergangenen Jahren positiv entwickelt: Das nationale Radiotherapiezentrum François Baclesse ist entstanden, das „Centre d’investigation et d’épidémiologie clinique“ (CIEC) des Luxembourg Institute of Health (LIH) und die Biobank konnten klinische Studien in den Spitälern durchführen. Das LIH und die Universität betreiben Grundlagenforschung und das nationale Krebsregister ist zu einer wertvollen Datenbank geworden. Auch das nationale Gesundheitslaboratorium spielt eine zentrale Rolle.
Kompetenzen nicht gebündelt
Eine Schwäche, so Dr. Berchem im Vorwort des Berichtes, sei die Tatsache, dass es immer noch vier onkologische Dienste an verschiedenen Standorten gibt, die quasi nicht zusammenarbeiten. Dieser Zustand sei sowohl für die Krankenhäuser als auch für die Patienten von Nachteil.
Um eine Angleichung der Behandlungsqualität zu erreichen, sieht das „Institut national du cancer“ eine seiner Aufgaben darin, Vorgaben zu liefern, koordinierend zu wirken und Labels zu entwickeln, die den Patienten die Sicherheit geben soll, überall die qualitativ gleiche Behandlung bekommen zu können.
Der Krebsbericht, der nicht nur Experten interessieren sollte, sondern sich an ein breites Publikum richtet (er wird kommende Woche in gedruckter Form vorliegen und beim Ministerium erhältlich sein), liefert neben Einblicken in die Forschung, Ratschlägen für Betroffene und Informationen zur Prävention eine ganze Reihe von Daten, die unter anderem im eingegliederten Krebsregister eingesehen werden können.
Prostata- und Brustkrebs
Aus dem Material geht mitunter hervor, dass die meisten Krebserkrankungen ab einem Alter von 60 Jahren auftreten. Die häufigste Krebsart bei Männern betrifft die Prostata (26,4 Prozent), gefolgt von Lungen- und Luftröhrenkrebs (17 Prozent) und dem kolorektalen Karzinom (11,1 Prozent). Die meisten Patienten sterben an Lungenkrebs (27,9 Prozent), danach sind die tödlichsten Krebsarten Kolorektal- und Prostatakrebs.
Der Brustkrebs ist die am häufigsten auftretende Krebsart bei Frauen (37,9 Prozent), gefolgt von Kolorektal-Krebs (12,5 Prozent) und Lungenkarzinomen (9,3 Prozent). Die Sterblichkeit ist bei Brustkrebs mit 21,7 Prozent am höchsten, gefolgt von Kolorektalkrebs (16 Prozent) und Lungenkrebs (13,9 Prozent).
Das Nachsorgezentrum für Krebspatienten in Colpach, das eine hervorragende Einrichtung sei, so Dr. Berchem, ist quasi zu hundert Prozent ausgelastet. Sorgen bereitet dem Onkologen allerdings die Tatsache, dass besonders zu Beginn der Covid-Pandemie viele Menschen die Vorsorge vernachlässigt hatten beziehungsweise erst mit recht weit entwickelten Tumoren einen Arzt aufsuchten. Mittlerweile habe sich diese Situation einigermaßen normalisiert. Die Behandlung mit Verspätung der beschriebenen Patienten könnte jedoch negative Auswirkungen haben.
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