Luxemburg / 5.622 neue Firmen gegründet - Zahl der neuen Handelsermächtigungen ist im Jahr 2023 hoch geblieben
Trotz der stockenden Konjunktur ist der Mittelstand in Luxemburg auch 2023 dynamisch und investitionsfreudig geblieben. Das teilte Wirtschaftsminister Lex Delles am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz mit.
Die Wirtschaft drehte 2023 nicht rund in Luxemburg: Am Jahresende war ein Minus von 1,1 Prozent verbucht worden. Der stärkste Rückgang der Wirtschaftsleistung seit 2009.
Trotzdem ist die Zahl der neu ausgestellten Handelsermächtigungen letztes Jahr hoch geblieben, unterstrich Wirtschafts- und Mittelstandsminister Lex Delles gestern vor Journalisten. Insgesamt sind in dem Jahr 5.622 Firmen neu gegründet worden, praktisch gleich viele wie im Vorjahr. Auch netto (Neugründungen minus Schließungen) ist erneut ein deutliches Plus (1.048 Firmen mehr) verbucht worden. Im Jahr zuvor, als die Konjunktur gut lief, waren es fast gleich viele (1.055). Von „Stabilität auf hohem Niveau“ redet der Minister.
Die Mehrheit der 5.622 neuen Unternehmen – 3.645 – sind im Bereich „Handel“ entstanden, präzisiert er weiter. Doch nicht nur: Auch im Handwerk sind mehr als 670 neue Betriebe entstanden. Überraschenderweise sogar 261 Neugründungen im Bauwesen, so der Minister. „Die aktuelle Krise im Sektor ist in unseren Zahlen (noch) nicht ersichtlich.“ Hinzu kommen zudem noch rund 200 Freiberufler (bsp. Architekten).
Stolze 41.000 kleine und mittlere Unternehmen habe man in Luxemburg, unterstreicht Delles. Die große Mehrheit von ihnen habe weniger als zehn Mitarbeiter. Für die nationale Wirtschaft seien sie jedoch überaus wichtig, da sie für deutlich mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze und für deutlich mehr als die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung stehen.
Vereinfachung der Prozeduren in Sicht
Ausgestellt hatte das Ministerium letztes Jahr derweil insgesamt fast 12.000 neue Niederlassungsgenehmigungen („Autorisation d’établissement“). Dazu zählen jedoch nicht nur Papiere für neue Betriebe, sondern auch für Firmen, die in eine neue Tätigkeit eingestiegen sind, die einen neuen Geschäftsführer erhalten haben, oder die die Adresse gewechselt haben. Mit einem neuen Gesetz, das letztes Jahr gestimmt wurde, soll das Anfragen und das Ausstellen dieser Genehmigungen dem Ministerium und den Unternehmen künftig erspart bleiben. Im Rahmen einer Vereinfachung der Prozeduren wird eine Umänderung im Unternehmensregister künftig ausreichen.
Von den angefragten Handelsermächtigungen seien letztes Jahr etwas mehr als 3.900 verweigert worden, so das Ministerium. Das sind, ähnlich wie im Vorjahr, leicht mehr als 12 Prozent der Anfragen – meist wegen des Vorstrafenregisters oder zu hoher Schulden bei beispielsweise den Sozialversicherungen.
Am beliebtesten war bei den Antragstellern, wie auch in den Vorjahren, mit 5.979 Anfragen, die Gründung einer Sàrl. Deutlich zugelegt, um rund 30 Prozent, hat letztes Jahr das Interesse der Antragsteller an der Gründung von sogenannten Sàrl simplifiées (2.778). Auch sehr stark gewachsen, um fast 40 Prozent (auf 3.976), war das Interesse an „Unternehmen im eigenem Namen“. Mit 47,4 Prozent der Antragsteller standen Frauen dabei für fast die Hälfte der Antragsteller, so der Minister.
Mit einem Plus von vier Prozent, auf 5.053, ist auch das Interesse von Unternehmen aus dem Ausland, die ein Zertifikat für das Anbieten von Diensten hierzulande angefragt haben, hoch geblieben. „Es ist der zweithöchste Wert seit 2019“, so Delles. „Dies deutet auf eine rege grenzüberschreitende Wirtschaftstätigkeit hin und unterstreicht die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Luxemburg.“ Hierbei handelt es sich um Handwerks- und Industriebetriebe aus dem Ausland, die jährlich eine Zulassung für ihre Tätigkeiten auf dem Luxemburger Markt anfragen müssen (Betriebe aus dem Bereich Handel brauchen keine solche Zertifizierung).
Bearbeitungszeit zurückgegangen
Die Bearbeitungszeit der Anträge ist dabei zurückgegangen, freut sich der Minister. Sie liegt mittlerweile im Schnitt bei 5,05 Tagen. Vor zwei Jahren waren es noch 8,6 Tage, 2019 insgesamt 9,4 Tage. „Diese Effizienzsteigerung ist vor allem auf die Digitalisierung interner Verwaltungsprozesse zurückzuführen, die im Zuge der Reform des Niederlassungsrechts vorangetrieben wurde“, so Gilles Scholtus vom Ministerium. „Eine komplett ausgefüllte Anfrage kann in weniger als fünf Tagen bearbeitet werden“, fügt Delles hinzu.
Erfreut gibt sich der Minister dabei auch über die Zahl der Unternehmen, die Anfragen für Investitionshilfen eingereicht haben. Zwar sei ihre Zahl leicht (auf 1.305) zurückgegangen – dafür sei die ausbezahlte Summe jedoch von 18,8 auf 28,8 Millionen Euro gestiegen. „Diese Zahlen zeigen, dass der Unternehmergeist in Luxemburg auch in herausfordernden Zeiten intakt ist und der Mittelstand weiterhin in die Zukunft investiert“, erklärt der Wirtschaftsminister. Das sei ein gutes Zeichen für die Zukunft.
Neben Hilfen für das gezielte Fördern von Investitionen in Digitalisierung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, arbeitet das Ministerium aktuell an neuen Hilfspaketen, um kleinen und mittleren Unternehmen bei Investitionen in Cybersicherheit, Unternehmensnachfolge und in die Handhabung von künstlicher Intelligenz zu unterstützen.
Noch relativ bescheiden ist letztes Jahr, mit 288.000 Euro, die Summe für die Beihilfe „Primo Créateur“ ausgefallen. Um das Unternehmertum in Luxemburg zu fördern und das persönliche finanzielle Risiko für angehende Firmengründer etwas zu schmälern, hatte sich die Luxemburger Regierung diese neue Beihilfe für Erstgründungen einfallen lassen. Die Unterstützung erfolgt in Form eines nicht rückzahlbaren Zuschusses, der in monatlichen Raten von 2.000 Euro für eine Dauer von bis zu sechs Monaten ausgezahlt wird. Im Jahr 2024 seien nun aber bereits mehr Anfragen eingegangen, so Gilles Scholtus.
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