Luxemburg / 50 Aktionen gegen Gewalt an Mädchen und Frauen: „Orange Week“ startet nächste Woche
Am Dienstag beginnt in Luxemburg ganz offiziell die „Orange Week“ gegen Gewalt an Mädchen und Frauen. Doch schon jetzt kann man an den ersten Aktionen der Sensibilisierungswoche teilnehmen.
Insgesamt 983-mal musste die Polizei im vergangenen Jahr wegen häuslicher Gewalt in Luxemburg einschreiten – im Durchschnitt also mehr als zweimal pro Tag. Von einer weitaus höheren Dunkelziffer ist auszugehen. So bearbeitete die Staatsanwaltschaft 2022 alles in allem 1.489 Fälle in Zusammenhang mit dieser Form von Gewalt. Das geht aus einem Bericht vom Gleichstellungsministerium zum Thema häusliche Gewalt hervor. Insgesamt 1.832 Menschen waren 2022 häuslicher Gewalt ausgesetzt. In 60 Prozent der Fälle waren es Mädchen oder Frauen, die betroffen waren, in 40 Prozent Jungen oder Männer.
Um ein Zeichen gegen alle Arten von Gewalt gegen Mädchen und Frauen zu setzen – unter anderem psychische, physische oder sexualisierte Gewalt –, wird in Luxemburg wieder die „Orange Week“ organisiert. Obwohl der offizielle Auftakt der Sensibilisierungswoche erst am Dienstagabend um 19.00 Uhr in Mamer ist, geht es schon an diesem Wochenende mit dem Programm los. Rund 50 Aktionen, Veranstaltungen und Workshops werden bis zum 12. Dezember stattfinden.
In acht Etappen durch das Land
In Esch startet am Samstag um 10.00 Uhr der „Relais Orange“. In acht Etappen zwischen vier und elf Kilometern geht es an verschiedenen Tagen dabei vom Süden bis nach Ettelbrück im Norden des Landes. „Die Idee ist, den Austragungsort des letzten Solidaritätsmarsches in Esch mit dem von diesem Jahr in Ettelbrück zu verbinden“, erklärt Ana Pinto, Präsidentin von „La voix des survivant(e)s“. Die Vereinigung ist für die Organisation der einzelnen Etappen zuständig.
Diese führen am Samstag von Esch nach Bettemburg (Start: 10.00 Uhr), dann von Bettemburg nach Hesperingen (19. November, 10.00 Uhr) und von dort aus nach Luxemburg-Stadt (20. November, 12.00 Uhr). Von der Hauptstadt aus geht es zur nächsten Etappe am 21. November nach Walferdingen (12.00 Uhr), von dort nach Lorentzweiler (22. November, 12.00 Uhr) und von Lorentzweiler nach Mersch (23. November, 12.00 Uhr). Von Mersch führt der Weg nach Colmar-Berg (24. November, 12.00 Uhr) und schließlich von dort nach Ettelbrück (25. November, 9.15 Uhr). Dort startet am 25. November – dem internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt an Frauen – um 11.00 Uhr beim Parking Deich der große Solidaritätsmarsch.
„Wir hoffen, dabei anonyme Berichte und Vorschläge an Gesetzesänderungen sammeln zu können“, so Ana Pinto. Sie weist darauf hin, dass alle zu den Spaziergängen in Etappen eingeladen sind. Los geht es immer 15 Minuten vor dem Start, Transport sowie Versorgung werden in Eigenregie organisiert. Mehr Informationen gibt es unter survivant-e-s.lu und per Mail an lvds.lux@gmail.com. Unter der Adresse kann man sich auch anmelden, damit die Organisation einen besseren Überblick hat. Erinnert sei noch daran, etwas orangefarbenes – wie zum Beispiel eine Jacke, eine Mütze oder einen Schal – zu tragen.
Mit Farbe gegen Gewalt
Unter dem Slogan „orangez votre monde“ ruft der „Conseil national des femmes du Luxembourg“ (CNFL) nämlich dazu auf, durch das Tragen von Kleidung in Orange oder durch orangefarbene Accessoires ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen. Orange ist die international gewählte Farbe der Bewegung. Wer mag, macht davon ein Foto und teilt es in den sozialen Netzwerken. Oder ruft mit einem kurzen Text gegen Gewalt auf. Am 25. November kann dann eine Kerze in der Farbe angezündet werden. Außerdem werden landesweit Gebäude orange leuchten. Alles mit einem Ziel: Betroffenen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.
Diese Funktion erfüllt auch eine Aktion, die am 24. November in der Hauptstadt stattfindet: Um 12.15 Uhr wird vor dem Rathaus auf dem „Knuedler“ eine Menschenkette gebildet. Weitere Programmpunkte sind darüber hinaus zum Beispiel ein Informationsabend mit dem Titel „Lët’z say no to violence against women at work“ am 28. November um 18.30 Uhr in der Mehrzweckhalle in Düdelingen oder ein weiterer Abend in dieser Form am gleichen Ort zum Thema „Kinder, Jugendliche und Internet – Eine Herausforderung für Eltern“ (12. Dezember, Start 19.00 Uhr). Mehr Informationen und das komplette Programm gibt es unter cnfl.lu.
Für Betroffene
Hilfe für Opfer, Zeugen, aber auch Verursacherinnen oder Verursacher gibt es auf der Webseite violence.lu, unter der Telefonnummer 20 60 10 60 oder via E-Mail an info@helpline-violence.lu. Auf der Webseite gibt es unter anderem eine Übersicht zu allen wichtigen Diensten in Luxemburg, die eine Unterstützung sein können. Mit dem unter anderem über die Webseite des „Conseil national des femmes du Luxembourg“ (CNFL) abrufbaren Gewaltmesser erhält man eine erste Einschätzung zur Präsenz von Gewalt in einer Beziehung.
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Tiens, tiens… an eng Mme. Tanson quasi an der éischter Rei. Gesäit awer net aus wéi wann sie en schlecht Dohéem hätt…