Diamantene Hochzeit / 60 Jahre voller Liebe: Das Ehepaar Thiry-Bidaine aus Rodange verrät sein Geheimnis
Sie mögen etwas seltener zu finden sein, aber es gibt sie noch: Menschen, die die Liebe gefunden haben und 60 Jahre – oder gar mehr – miteinander verheiratet sind. Zu ihnen zählen auch Nicolas und Nicole Thiry-Bidaine aus Rodange. Kürzlich haben die Eheleute ihre diamantene Hochzeit gefeiert und das Gespräch mit ihnen, über Höhen und Tiefen des gemeinsamen Lebens, zeigt: Sie haben ihren ganz persönlichen Weg für eine glückliche Ehe gefunden.
„‚Es ist nicht für einen Tag, sondern für ein ganzes Leben’, so hat sie das damals zu mir gesagt“, erzählt Nicolas Thiry-Bidaine, während er vor grün gestrichenen Wänden an seinem Wohnzimmertisch in Rodange sitzt. Dabei hält er die Hand seiner Frau Nicole, die mit ihrer Aussage am 3. August 1962 – dem Hochzeitstag des Paares – recht behalten sollte. Denn seit mehr als 60 Jahren sind die freundlichen Eheleute nun miteinander verheiratet und haben vor einer Woche im Petinger Gemeindehaus und mit anschließendem Restaurant-Besuch ihre diamantene Hochzeit gefeiert.
Sechzig Jahre ist es her, dass das Paar den Bund fürs Leben schloss – obwohl der Beginn der gemeinsamen Geschichte alles andere als einfach war. Mit fünf Jahren zieht der in der Hauptstadt geborene Nicolas Thiry mit seiner Familie nach Rodange. Kurz danach stirbt seine Mutter und die vier Kinder werden von dem strengen Vater aufgezogen. In seinen Zwanzigern trifft der junge Nicolas bei einem Fest in Arlon die in Belgien geborene Nicole Bidaine und ist gleich hin und weg: „Wir haben den Tag miteinander verbracht und ich war verliebt. Das ist die Frau meines Lebens – dachte ich. Und so war es dann auch.“
Füreinander da
Am darauffolgenden Tag hält der Verliebte bei der in einem kleinen, belgischen Dorf lebenden Familie Bidaine um die Hand der 17-jährigen Tochter an. „Ich trank eine Limonade, nahm all meinen Mut zusammen und ging zu ihrer Mutter“, schildert Nicolas Thiry-Bidaine, der, wie seine Frau, auch heute noch keinen Alkohol trinkt. Der Gesundheit willen, ernähren sich beide zudem vegetarisch. „Das ist das, was ich will – Ihre Tochter“, soll Nicolas Thiry-Bidaine seiner angehenden Schwiegermutter damals gesagt haben. Sie gab ihr Einverständnis.
Anders sah die Situation im Hause Thiry aus. Da der Vater sich für seinen Sohn aus wohlhabendem Haus eine Frau aus „anderen Kreisen“ wünschte, war er über die Heirat mit der in einem Schuhladen arbeitenden Verkäuferin nicht einverstanden. Noch heute fällt dem 82-Jährigen das Reden über diese Erfahrung schwer. „Mein Vater sagte, dass er für meine Schule bezahlt habe und ich machen sollte, war er sagt. Er bestrafte mich.“ Unter anderem darf der junge Nicolas das Auto nicht mehr nutzen. Ein Problem – da er so nicht zu seiner Geliebten nach Belgien kommt. „Sie dachte, ich käme nicht wieder“, erinnert er sich.
Dank einer Flunkerei gelingt es dem jungen Verliebten nach einem Monat dann doch, seine Zukünftige endlich wiederzusehen. Am 3. August 1962 heiraten die beiden in Petingen – im kleinen Kreis, ohne große Feier, gleich morgens um acht Uhr. „Dieser Termin war billiger“, schildert Nicolas Thiry-Bidaine. Ein Freund lädt die Frischvermählten zum Mittagessen in ein Restaurant in Niederwampach ein, am Abend geht es nach Belgien, wo die Eheleute in der ersten Zeit bei der Familie Bidaine leben. „Abends teilten wir uns eine Tüte Pommes. Das war eben so, wir hatten kein Geld“, erzählt die 77-Jährige mit liebevollem Blick auf ihren Mann.
Händchen halten
Im Gespräch mit den Eltern von fünf Kindern, sieben Enkelinnen und Enkeln sowie einer Urenkelin, merkt man, dass die Liebe auch nach sechs gemeinsam verbrachten Jahrzehnten noch Bestand hat. Die beiden sind einander zugewandt, lächeln viel und greifen immer wieder nach der Hand des anderen. Nicolas Thiry-Bidaine ist überzeugt, dass das Händchenhalten ihre Liebe jung hält. Beim Gehen würde er immer nach ihrer Hand greifen, erzählt er. „Meng Maus“ nennt er seine Frau und sagt das voll Liebe. „Haart Wierder“ – wie er es formuliert – gibt es in ihrer Beziehung nicht: „Ich habe nie geschrien, ich vertrage das nicht.“
Die Eheleute führen eine Beziehung auf Augenhöhe, die klassische Rollenaufteilung scheint bei ihnen fehl am Platz. In der Küche stehen beide am Herd, der Mann packt im Haushalt an und auch die Frau geht arbeiten. „Ihre Familie hatte Kaninchen und hat diese dann geschlachtet, um sie zu verkaufen. Ich habe durch meine Frau das Schlachten und richtig Mähen gelernt. Wir mussten ja Salat anpflanzen – damit die Tiere etwas zu fressen hatten“, erzählt Nicolas Thiry-Bidaine über die Anfangszeit der Ehe. „Mir kommen eraus“, pflegt seine Frau in diesen Zeiten zu sagen: aus den Schulden, aus allem. Ihr Mann ist ihr noch heute für die Unterstützung dankbar.
Als das Paar 1965 nach Rodange zieht, macht der Schmelzarbeiter einen Meisterbrief als Schuster und eröffnet in der Petinger rue de Longwy einen kleinen Laden für Pantoffeln und später auch andere Schuhe. Nicole Thiry-Bidaine hilft im Laden. Damit das Paar allerdings über die Runden kommen kann, absolviert sie einen Kurs in Fußpflege und bietet fortan Pediküren an. Ihren Alltag wollen die beiden allerdings nicht getrennt voneinander verbringen und so wird mit dem Ersparten ein Haus neben der Werkstatt der „Cordonnerie Thiry“ gekauft. Darin richtet sich Nicole Thiry-Bidaine einen Salon ein.
Zusammen sein
So ist das Paar nie lange voneinander getrennt – für Nicole Thiry-Bidaine das Geheimnis ihrer Liebe: „Wir waren 24 Stunden auf 24 zusammen, haben sogar zusammen gearbeitet. Nie waren wir genervt voneinander“, sagt sie. Privat, aber auch mit dem Geschäft, zieht das Paar im Laufe der Jahre mehrmals um – immer im Süden des Landes. Seit 22 Jahren leben sie nun in einem Haus in Rodange, in dem sie sich gemeinsam um den Garten kümmern oder im Wohnzimmer an einem kleinen Tisch Karten spielen.
Obwohl beide seit 2000 in Rente sind, hilft der aktive Senior noch in der Werkstatt der „Cordonnerie Thiry“ aus, die inzwischen von einem der Söhne übernommen wurde. Für die Ferien zieht es das Paar auf die spanische Insel Teneriffa. Zufrieden blicken beide auf turbulente und dennoch glückliche Jahre zurück. „Ich habe das Glück geheiratet, die große Liebe“, stellt Nicolas mit liebevollem Blick auf seine Frau fest. Überzeugt sagt er, dass beide 100 Jahre alt würden. Und so verwundert es nicht, dass er bereits an das nächste Jubiläum denkt: Die sogenannte Gnaden-Hochzeit, die ein Paar nach 70 Jahren Ehe feiert.
- „Gibt noch viel zu tun“: Lydie Polfer äußert sich zur Sicherheit an Zebrastreifen - 20. November 2024.
- Nach Urteil im Zebrastreifen-Streit: Gemeinde legt Berufung ein - 18. November 2024.
- Nach Urteil im Zebrastreifen-Streit: Gemeinde will am Montag reagieren - 15. November 2024.
Ja! 100 Jahre wünscht man diesem Traumpaar, das diesen Titel wahrhaftig verdient (nicht wie alle die von der Regenbogenpresse bejubelten „Brangelina’s“ und gleich wieder Geschiedenen)!