Airline / Dramatische Turbulenzen: Bei Luxair sollen 600 Arbeitsplätze abgebaut werden
Die Krise in der Luftfahrt, bedingt durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene nachlassende Reisetätigkeit, hat für das Unternehmen Luxair dramatischere Ausmaße angenommen als ursprünglich angenommen. Während der dritten Luftfahrt-Tripartite verabredeten Direktion, Regierung und Gewerkschaften am Mittwoch eine prinzipielle Vereinbarung. Vorgesehen ist ein Abbau von 600 Stellen – doch zu Entlassungen soll es nicht kommen.
Luxair befinde sich derzeit in einer schwierigen Lage – so soll die Situation noch schlechter sein als jüngst vorhergesagt. Die Menschen seien angesichts der Corona-Pandemie sehr vorsichtig geworden und würden kaum reisen, so Transportminister François Bausch im Anschluss an die Tripartite-Sitzung, bei der er neben Arbeitsminister Dan Kersch und Finanzminister Pierre Gramegna die Regierung vertreten hatte. Gemeinsam mit den Gewerkschaften OGBL und LCGB sei ein prinzipielles Abkommen gefunden worden, bei dem der Staat seine Verantwortung übernehme und viel Geld in die Hand nehme, um eine sozialverträgliche Lösung zu ermöglichen.
Besonders über den „Fonds pour l’emploi“ werde der Staat Gelder zur abgemachten Lösung zuschießen. Von den 600 Beschäftigten, deren Stelle laut der getroffenen Vereinbarung abgebaut werden soll, wird etwa die Hälfte in den Vorruhestand gehen können, die weiteren 300 sollen in eine sogenannte „Cellule de reclassement“ (CDR) kommen. Da diese Menge an Personal in der CDR die bisherigen legalen Vorschriften übersteigt, sei diesbezüglich eine Gesetzesänderung notwendig, die, so Bausch, allerdings allgemein gehalten werden müsse und so auch gegebenenfalls in anderen Betrieben angewandt werden könne.
Zweimal pro Jahr eine Luftfahrt-Tripartite
Er gab zudem ein konkretes Beispiel: Wenn Cargolux-Piloten früher in Rente gingen, so könnten Luxair-Piloten nach entsprechender Weiterbildung (für die größeren Maschinen) bei dem Frachtunternehmen, das wirtschaftlich eher von der Krise profitiert hat, eingesetzt werden. Der Arbeitsminister werde den entsprechenden gesetzlichen Rahmen schaffen.
Des Weiteren wurde der Entschluss gefasst, bis zum Auslaufen der gestern beschlossenen Maßnahmen im Jahr 2023 zweimal pro Jahr eine Luftfahrt-Tripartite zu organisieren, um – neben den weiter auf betrieblicher Ebene stattfindenden Zusammenkünften zwischen Direktion und Gewerkschaften – einen Überblick über die Entwicklung der Lage zu behalten. Etwa die Hälfte des Maßnahmenpakets sei strukturell bedingt, die andere Hälfte konjunkturell.
Durch den ausgehandelten „Plan de maintien dans l’emploi“ bis 2023 habe die Gesellschaft nunmehr die nötige Ruhe, um sich auf ihre Zukunft zu konzentrieren. Die finanziellen Anstrengungen der Regierung würden aber – ebenso wie damals bei ArcelorMittal – eine Gegenleistung in Form von Investitionen verlangen. Bei Luxair gestaltet sich dies unter anderem in Form von weiteren digitalen Anstrengungen und vom Ankauf neuer Flugzeuge ab 2025. Die finanzielle Beteiligung des Staates an den beschlossenen Maßnahmen bezifferte Bausch auf etwa 50 Millionen Euro bis 2023. Der Generaldirektor des Unternehmens, Gilles Feith, betonte, Luxair werde weiterhin ein soziales Unternehmen sein. Er dankte Personal, Regierung und Gewerkschaften für das Abkommen, das voraussichtlich am 9. November unterschrieben wird, nachdem alle Details ausgearbeitet sind.
Alle Dienste betroffen
„Wir alle müssten lernen, mit der aktuellen Lage zu leben und auch unsere Freizeit in der Ausnahmesituation genießen zu können“, so der Direktor an potenzielle Flugurlauber. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Geschäftsreisenden wieder die Dienste von Luxair in Anspruch nehmen werden – digitale Konferenzen könnten die persönlichen Treffen immerhin nicht ersetzen. Feith prognostizierte, dass das Fliegen mittelfristig wohl teurer werde, was jedoch nicht unbedingt schlecht für eine nachhaltige Entwicklung der Branche sei.
Von den Cargo-Dienstleistungen über die Flughafendienste bis hin zur Airline selbst seien alle Abteilungen der Gesellschaft von den Personaleinsparungen betroffen. Viel hänge von der Entwicklung bei den Flugreisen ab, so Feith. Auf eine günstige Entwicklung hoffen auch die Gewerkschaften. Michelle Cloos (OGBL) und Patrick Dury (LCGB), die selbstredend nicht begeistert über den massiven Stellenabbau sind, begrüßen es dennoch, dass es keine Entlassungen geben wird.
Der am Ende des Jahres auslaufende Kollektivvertrag – auch dies ist ein Aspekt des beschlossenen Gesamtpakets – wird um drei Jahre verlängert, allerdings ohne Lohnerhöhungen für das Personal, bis sich die wirtschaftliche Lage des Unternehmens normalisiert hat. Der Erhalt der Arbeitsplätze habe in diesem Fall Priorität gehabt, so Michelle Cloos. Die Einsetzung des „Comité de suivi“, das auch weiterhin die Lage bei dem Unternehmen analysiert, und die Weiterbildungsmaßnahmen seien bei den Verhandlungen für die Gewerkschaften wichtige Aspekte gewesen. Besonders letztgenannte Anstrengungen würden es erlauben, dem abgebauten Personal entweder intern oder extern eine neue Beschäftigung zu vermitteln; dies alles in der Hoffnung, dass die Zahl von 600 noch gesenkt werden könne.
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Die Luxair wird gleich bei die Loftleidir und Sabena ins Vergessen fliegen.
Die werden alle abgebaut, nur ein Katalog mit Hotels, die 20-30% teurer als in anderen Katalogen sind.