Luxemburg-Stadt / 600 Betten in Zelten: Neue Struktur zur Erstaufnahme voraussichtlich ab Freitag bereit
Bislang wurden Geflüchtete aus der Ukraine in Luxemburg in der „Structure d’hébergement d’urgence à Luxembourg Kirchberg“ (SHUK) auf dem Messegelände auf Kirchberg untergebracht. Voraussichtlich ab Freitag sollen die Menschen nun allerdings in einer provisorischen Zeltunterkunft in der rue Tony Rollman unterkommen – bevor in einigen Wochen dann wahrscheinlich ein weiterer Umzug auf Kirchberg ansteht.
Rund 4.500 Menschen aus der Ukraine haben bislang in Luxemburg einen Antrag auf temporären Schutz gestellt. Etwa 1.660 von ihnen haben diesen Status bisher erhalten – das teilte Außenminister Jean Asselborn (LSAP) bei einer Pressekonferenz am Montag mit. Rund 89 Prozent der Anfragen kommen von Menschen mit ukrainischer Nationalität, 60 Prozent von Frauen sowie 40 Prozent von Männern. 35 Prozent beziehen sich auf Minderjährige. Sie alle kommen normalerweise in privaten Haushalten oder in einer von landesweit 19 Strukturen für Flüchtlinge unter. Bislang führte der Weg vieler Menschen aus der Ukraine in einem ersten Schritt in die „Structure d’hébergement d’urgence à Luxembourg Kirchberg“ (SHUK) auf dem Messegelände der Luxexpo auf Kirchberg.
Doch das wird sich schon bald ändern: In rund 2,5 Kilometern Entfernung zu dem Messegelände wurde in der Umgegend der „Coque“ in der rue Tony Rollman eine provisorische „Structure de primo-accueil“ errichtet. Denn wegen „anderer Verpflichtungen“ – wie Jean Asselborn es bei der Pressekonferenz formulierte – war von vorneherein festgelegt worden, dass das Messegelände dem „Office national de l’accueil“ (ONA) nur bis April zur Verfügung stehen würde. Deshalb waren am Wochenende rund 100 Feuerwehrleute aus dem ganzen Land auf Kirchberg im Einsatz, um in Halle 7 der Luxexpo Betten und Zelte abzubauen und diese anschließend auf dem Gelände der neuen Struktur wieder aufzubauen.
Provisorische Zeltunterkunft
Auf dem Grundstück des „Fonds Kirchberg“ ist auf einem Hektar innerhalb von einer Woche eine kleine Zeltstadt entstanden: mit zwei größeren Schlafzelten von etwa 90 beziehungsweise 60 Metern Länge, einer etwa 30 Meter langen Unterkunft zur Essensversorgung sowie einem zweistöckigen Sanitärzelt von etwa 30 Metern Länge. Um alles etwas abzutrennen, stehen in den beiden großen nun 50 kleinere Zelte – mit je zwölf Einzelbetten darin. 600 Betten sind es insgesamt. „Zwischen 400 und 500 Menschen können hier unterkommen und, wenn es erforderlich ist, auch mehr“, erklärte Jean Asselborn vor Ort und wies darauf hin, dass die Zelte beheizbar und klimatisiert sind. Voraussichtlich ab Freitag sollen Flüchtlinge in der neuen Erstunterkunft unterkommen können.
Und es wird wahrscheinlich nicht bei diesem Umzug bleiben: Denn aktuell wird das „Centre de traduction“ oder sogenannte „Bâtiment T“ in Nähe der Europäischen Investitionsbank als Flüchtlingsunterkunft hergerichtet. Unter anderem in puncto Heizung und Sanitäranlagen steht dort allerdings noch einiges an Arbeit an. „Mit bis zu sechs Wochen ist da schon zu rechnen. Stufenweise werden die Stockwerke dann hergerichtet“, erklärte Jean Asselborn. Wie lange die Menschen nun in der provisorischen Zeltunterkunft bleiben müssen, konnte der Politiker nicht beantworten: „Es besteht wenig Hoffnung, dass es bei diesem Krieg bald auf eine bessere Schiene geht. Niemand weiß, wie lange Putin noch weitermacht und in welchem Zustand die Ukraine dann ist. Ob die Menschen überhaupt sofort zurückkönnen.“
Indes kommt es aktuell beim Aufbau einer ursprünglich als Notunterkunft gedachten Struktur in einer großen Industriehalle in Contern wegen des Erfüllens der Sicherheitsbedingungen zu Verzögerungen. Da beispielsweise erst Notausgänge installiert werden mussten, wird der Ausbau diese Struktur wohl noch bis Ende des Jahres oder gar bis Anfang 2023 dauern. Menschen, die den Status zum temporären Schutz bereits erhalten haben, kommen derweil für einen längeren Zeitraum in als Flüchtlingsunterkünfte hergerichteten Hotels in Differdingen sowie Echternach oder im Nospelter Kulturzentrum unter. Was jetzt in den Gemeinden laut Jean Asselborn noch gebraucht wird, seien Orte, die eine Kapazität von 100 Betten tragen und zudem während einem Jahr genutzt werden können.
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