/ „Was will Luxemburg?“ – Im Gespräch mit François Schartz, Präsident des Nachhaltigkeitsrates von Luxemburg
Nachhaltigkeit, ökologischer Fußabdruck, Klimaschutz:
Das sind die Themen des Nachhaltigkeitsrats. Die 15 ehrenamtlichen Mitglieder aus allen Teilen der Gesellschaft beraten die Regierung. Für Präsident François Schartz, 73, geht diese Zeit nach acht Jahren zu Ende. Eine Bilanz.
Der „Nohaltegkeetsrot“
Der Nachhaltigkeitsrat wurde 2004 per Gesetz ins Leben gerufen. Das 15-köpfige Gremium ist mit Personen aus allen Teilen der Gesellschaft besetzt und Mitglied im Netzwerk der europäischen Nachhaltigkeitsräte (EEAC) . Die Mitglieder des luxemburgischen Nachhaltigkeitsrates arbeiten ehrenamtlich und bekommen eine Aufwandsentschädigung von 25 Euro pro Plenarsitzung. Der Rat kommt in der Regel alle sechs Wochen als Plenum zusammen, bereitet diesen aber (unentgeltlich) in etlichen Arbeitsgruppensitzungen vor. Nach eigenen Angaben wird die Seite „myfootprint.lu“ gerade aktualisiert. Die Arbeiten daran sollen bis Januar 2020 abgeschlossen sein.
Tageblatt: Wie sieht Ihr eigener ökologischer Fußabdruck aus?
François Schartz: In Bezug auf Wohnen ist er schlecht. Meine Frau und ich wohnen in einem viel zu großen Haus, weil die Kinder bereits ausgezogen sind. Beim Transport schneide ich ein bisschen besser ab, denn ich fahre hybrid. Und Lebensmittel sind bei uns fast nur biologisch und kommen teilweise aus dem eigenen Gemüsegarten.
„Nachhaltigkeit“ eignet sich gut zum „Green Washing“. Was verstehen Sie persönlich darunter?
Es geht darum, dass die nächsten Generationen noch genauso gut leben können wie unsere, ohne die Natur gnadenlos auszubeuten. Ich beschränke das nicht nur auf Luxemburg.
Da haben Sie aber viel zu tun. Um den ökologischen Fußabdruck Luxemburgs steht es schlecht …
Stimmt. Wenn alle so leben würden wie wir, bräuchte es acht Planeten. Wir sind laut Berechnungen des „Global Footprint Network“ die zweite Nation derjenigen weltweit, die auf zu großem Fuß lebt. Es gibt Ansätze, dies zu ändern. Der neue „Plan du développment durable“ macht gute Vorschläge. Die große Frage wird sein, was davon umgesetzt wird.
Die letzte Stellungnahme des Rates stammt aus 2018. Es ist ein unbequemes Papier und liest der Regierung die Leviten. Haben Sie noch Freunde?
Natürlich. Unser großes Problem ist, dass alles, was von uns kommt, direkt an die Umweltministerin weitergeleitet wird. Wir wollen aber Einfluss auf die ganze Regierung haben. Nachhaltigkeit soll eine übergeordnete Vision für politisches Handeln sein.
Dann brauchen Sie bessere PR-Arbeit. Ihre Veröffentlichungen muss man suchen. Warum?
Weil wir 15 Freiwillige sind, die alle arbeiten, und weil wir kein Personal dafür haben. Deshalb fordern wir eine Reform des Rates, die auch eine bessere finanzielle Ausstattung beinhaltet.
Kann der Rat unter diesen Umständen überhaupt mehr als ein „Papiertiger“ sein?
Das fragen wir uns ehrlich gesagt auch manchmal. In unseren Berichten steckt viel Arbeit, und wenn dann kein Feedback von den Adressaten kommt, fragt man sich schon, ob es das wert ist.
Sie fordern seit vielen Jahren „Kohärenz“ in der Politik. Alle sollen an einem Strang ziehen in Sachen Nachhaltigkeit. Tun sie das?
Teils, teils. Das „Silodenken“ in den Ministerien ist sehr hartnäckig. Ein Beispiel: Es ist meistens sehr schwierig, die Interessen des Wirtschaftsministeriums mit denen des Nachhaltigkeitsministeriums unter einen Hut zu bringen.
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Der von Ihnen geforderte „Nachhaltigkeitscheck“ bei Gesetzesvorlagen?
Erprobt, aber nicht umgesetzt. Er steht zum zweiten Mal im Regierungsprogramm. Einen verbindlichen Rahmen zur Umsetzung dafür gibt es nicht. Wir wurden gefragt, ob wir das übernehmen könnten, aber wir sind personell dafür nicht ausgestattet.
Was ist denn mit einer weiteren Idee des Rates, dem „Zukunftsdësch“?
Nicht umgesetzt. Wir finden ihn wichtig. Wenn man einen gesellschaftlichen Wandel will, muss man die Zivilgesellschaft beteiligen. Allerdings muss man aufpassen, dass es sich dabei nicht um die „üblichen“ Verdächtigen handelt und am Ende alle mit allem einverstanden sind, die Gesellschaft davon aber nichts mitbekommt.
Luxemburgs Wirtschaft fußt auf Wachstum. Der Rat sagt, das gehört auf den Prüfstand. Das ist unbequem …
Es wird immer von „qualitativem“ Wachstum geredet. Das hätte ich gerne mal erklärt. Schlussendlich geht es doch um quantitatives Wachstum. Der Kern des Ganzen liegt in der Antwort auf die Frage: Was will Luxemburg? Wohin wollen wir in Zukunft?
Luxemburgs Wirtschaft braucht derzeit Grenzgänger. Stößt sie nicht mit aktuell fast 200.000 an seine Grenzen?
Die Grenzen sind schon überschritten. Meiner Meinung nach kann das auch nicht so weitergehen. Die Infrastruktur hält dem ja auch gar nicht stand. Autobahnen, Busse, Züge, alles ist überfüllt. Und bei Firmenansiedlungen siegt regelmäßig das Arbeitsplatzargument. Was sind das denn für Arbeitsplätze? Hinzu kommt, unser Schulsystem bereitet nicht genügend auf die Berufe vor, die gebraucht werden.
Das heißt, Sie vermissen politische Visionen für Luxemburg?
Ja. Wenn man nicht weiß, wo man in Zukunft hin will, bleibt Ansiedlungspolitik von Unternehmen Flickwerk und Aktionismus. Es fehlt an Szenarien, wie es anders gehen könnte.
Der Rat befürchtet weitere „Klimamigranten“, wenn in deren Heimatländern nichts passiert. Es geht unter anderem um Lebensmittelsicherheit, Trinkwasser und Bildung. Es gibt dramatische Szenen auf dem Mittelmeer. Was läuft schief?
Luxemburg steht ja noch relativ gut da mit einem Prozent des BIP als Entwicklungspolitik. Wir müssen massiv in Bildung und in die Landwirtschaft dieser Länder investieren, sonst bekommen wir noch mehr Flüchtlinge. Der Klimawandel verstärkt das Ganze. Vermehrte Wüstenbildung, Trinkwasserknappheit, die Leute werden zu uns kommen, ob wir das wollen oder nicht.
Der Rat behauptet, Luxemburg könnte von seinen eigenen Ressourcen leben. Bessere Anbautechniken sind ein Schlüssel dazu. Was meinen Sie damit?
Es muss ein Umdenken in der Bewirtschaftung des Bodens kommen. Das fordern nicht nur wir, sondern auch der Weltklimarat. Der Boden muss so bewirtschaftet werden, dass er seiner Aufgabe als Kohlendioxidbinder gerecht werden kann. Monokulturen wie Maisfelder ohne andere Fruchtfolgen sind das Gegenteil davon. Außerdem plädiere ich für ein Kataster, das verzeichnet, welche Böden in Luxemburg für die Landwirtschaft reserviert werden sollen, die nicht als Bauland benutzt werden dürfen. Das muss gesetzlich verankert werden. Bäume pflanzen ist genauso wichtig.
Brasilien?
Das ist sehr, sehr schlimm. Ich finde es toll, dass jetzt einige europäische Regierungen, darunter auch Luxemburg, den Vertrag mit den Mercosur-Ländern auf Eis legen wollen. (Mercosur ist die Abkürzung für „Gemeinsamer Markt Südamerikas“, Brasilien ist Mitglied; Anm. d. Redaktion)
Sie fordern einen Nachhaltigkeitsfonds. Ist das das Pendant zur Ökosteuer?
Nein. Der Fonds ist schon lange überfällig. Es ist klar, dass man nicht alles mit den normalen budgetären Mitteln bewältigen kann. Er wäre flexibler als die Prozeduren über das Staatsbudget.
Wer soll ihn finanzieren?
Ich denke, da gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. Hauptsächlich der Staat, aber auch Banken, der Pensionsfonds … Das hängt davon ab, wie der Fonds aufgelegt wird. Da kann man sicherlich Interessenten einwerben. Genauso wie es den Fonds Kirchberg gibt.
„Die Menschen sind bereit, sich zu verändern und teilzunehmen. Wir müssen ihnen nur die Möglichkeiten geben“, schreibt der Rat in einem Positionspapier. Wie sollen die aussehen?
Nehmen wir mal den Transport. Wenn es ein gutes Angebot ist, steigen die Menschen auf den öffentlichen Verkehr um. Wenn es aber kompliziert ist, mit dem Zug von Ettelbrück nach Esch zu kommen, werden sie das Auto nehmen. Nehmen wir die Lebensmittel: Viele Leute würden gerne nur im Bioladen kaufen, aber wenn es nicht erschwinglich ist, lassen sie es. Der Staat kann viel Einfluss darauf nehmen.
Welchen Part haben denn die Schulen bei dem Ganzen?
Nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern systemisches Denken zu lehren. Sie müssen vermitteln, dass unsere Welt ein System ist und dass Umweltschutz nur systemisch funktioniert. Eine Uhr besteht aus einer ganzen Reihe von Zahnrädern. Wenn man die Räder isoliert sieht, funktionieren sie nicht. Wenn man sie zusammensetzt, dann zeigt die Uhr die Zeit an. So ist es auch mit der Natur.
Der ökologische Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck (Ecological Footprint) wurde Mitte der 1990er Jahre von Mathis Wackernagel und William Rees entwickelt und hat sich als ein Indikator für Nachhaltigkeit durchgesetzt. Er gibt an, wie stark das Ökosystem und die natürlichen Ressourcen
der Erde beansprucht werden. So ist es auf der Seite der in
der Schweiz ansässigen Stiftung „Myclimate.org“ nachzulesen.
Der Fußabdruck misst, wie viele Hektar Wald, Weideland, Ackerland und Meeresfläche nötig sind, um die verbrauchten Ressourcen zu erneuern und die entstandenen Abfallprodukte zu absorbieren. Er ermöglicht dadurch einen Vergleich der Auswirkungen unseres momentanen Konsums mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen der Erde.
Der ökologische Fußabdruck hat sich als weltweit führendes Instrument zur Messung der menschlichen Nachfrage nach Natur herausgestellt. Momentan lebt die gesamte Menschheit über ihre Verhältnisse. Insgesamt würden zur Kompensation des weltweiten Verbrauchs und Konsums 1,7 Planeten benötigt. Am höchsten sind die Fußabdrücke in den europäischen Ländern. „Anders als der CO2-Fußabdruck berücksichtigt der ökologische Fußabdruck neben dem CO2-Ausstoß auch andere Umwelteinflüsse“, schreiben die Autoren auf der Seite weiter. In Belgien lag der ökologische Fußabdruck 2016 bei 3,8 Planeten, die benötigt würden, um den Verbrauch zu kompensieren. Im gleichen Jahr lag er für Luxemburg bei knapp acht Planeten, in Deutschland bei knapp drei Planeten, in Frankreich bei 2,7 Planeten. Diese länderspezifischen Daten finden sich auf der Seite data.footprint.org.
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Froot de Bierger waat d’Letzeburger wellen !!
Mir sinn dach gefrot ginn, mir wollten eng Rout-Gréng-Blo Regierung déi dat alles soll fir eis decidéieren.
An déi hu mer jo och kritt.
Dir wart just an der Minoritéit.
dee Rot war fir mech ëmmer eng Schlofpëll. Réicht zënter zwee oder dräi Joer wibbelt et bësse méi, awer och net sou dass aner Saache matwibbelen.
Dat heescht also, do kommen all 6 Wochen e puer Leit zesummen, fir sech Gedanken driwwer ze maachen, wéi se dem béisen, net-nohaltege Vollek d’Liewen nach e wéineg méi komplizéiert maache kënnen. Ouni engem ze no trieden ze wëllen, awer fir mech héiert dat sech méi no enger Szen aus engem Loriot-Film un, wéi no sënnvoller Aarbecht zum Notze vum Land…
Warum haben wir ein Umweltministerium oder sogar ein Nachhaltigkeitsministerium. Dieser Beirat hat eine Alibi-Funktion und ist total überflüssig. Was hat er bisher eigentlich bewirkt ?
Die Grünen wollen auch ihren Freunden Posten verschaffen, sowie es vor ihnen die anderen gemacht haben
Fir Minister ze gi brauch ee jo net liesen a schreiwen ze kënnen, dofir ginn et Experten.
Probéiert dir och ëmol Minister ze ginn,
liesen a schreiwen könnt der jo,
dann brauch deer kenn Expert.
100% richteg @ Jang. Dir trefft den Nol op de Kapp. Déi Béierdëschthéorien sinn ënnert aller Klarinett!