Corona / Abstand bremst das Virus aus
Distanzierungsmaßnahmen haben geholfen, dass das Coronavirus sich weniger schnell ausgebreitet hat. Das geht aus einer Publikation der Statistikbehörde Statec hervor. Das Dokument zeigt außerdem, auf welche Fallstricke bei der Analyse von Daten geachtet werden muss.
Die neuen Spielregeln sind denkbar simpel. Hände regelmäßig waschen. Mund-Nasenschutz tragen. Sich nicht ins Gesicht fassen. Abstand zu anderen Personen halten. So sollen Ansteckungen mit dem Coronavirus verhindert werden. Diese Regeln wurden bereits ganz zu Beginn der Pandemie Gebetsmühlenartig immer wieder wiederholt – und sie sind auch heute noch gültig.
Während einige Menschen die Ruhe und den Frieden einfach genießen – frei vom Druck, soziale Interaktionen haben zu müssen –, wird besonders die Distanz zu den Mitmenschen vielen anderen Personen zur Qual. Sie leiden richtig darunter, niemanden in den Arm nehmen zu können und nicht mit Bekannten und Fremden dicht an dicht feiern zu können.
Doch das Opfer lohnt sich wenigstens. Physische Distanzierung trägt dazu bei, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Zu diesem Schluss kommt ein Dokument, das die Luxemburger Statistikbehörde Statec am Freitag veröffentlicht hat. Gleichzeitig geht Verfasser Kelsey O’Connor der Frage nach, wie physische Distanzierung überhaupt gemessen werden kann. (Der Autor unterscheidet ausdrücklich zwischen physischer und sozialer Distanzierung, mehr dazu weiter unten.)
Erzwungene Distanzierung
Ein Anhaltspunkt sind die Gesetze, die in den verschiedenen Ländern gemacht wurden. Verabschiedet ein Parlament ein Gesetz, das die Menschen zu physischer Distanzierung zwingt, kann beobachtet werden, wie das Virus sich vor und nach dem Inkrafttreten des Gesetzes ausbreitet. Das ist aber nicht immer eine perfekte Lösung. Menschen verhalten sich nicht immer so, wie die Politik das vorsieht. Während manche Leute sich selbst eine Quarantäne auferlegen, widersetzen sich andere den Maßnahmen, selbst wenn eine Strafe droht.
Einen interessanten Blick darauf, welche Maßnahmen die Länder ergriffen haben, wirft die „Blavatnik School of Government“ an der Universität von Oxford. Diese Forscher verfolgen, welche Maßnahmen in den einzelnen Ländern verordnet werden, und berechnen daraus u.a. einen Index, der aussagt, wie „streng“ die Corona-Maßnahmen in einem Land sind. Gesundheitsministerin Paulette Lenert hatte sich, ihrem Ministerium zufolge, in der Vergangenheit auf genau diesen Index berufen, wenn sie behauptet hat, die Luxemburger Politik sei liberaler als jene der Schweiz. Tatsächlich hebt Luxemburg sich in diesem Index deutlich von der Schweiz und den Nachbarländern ab, seit am 25. Mai die Grundschulen im Großherzogtum den Betrieb wieder aufgenommen haben. Zuvor lagen die beiden Länder recht nah beieinander.
Neben den Schulen betrachtet der Index Faktoren wie das Schließen von Arbeitsplätzen, das Absagen öffentlicher Veranstaltungen, die Beschränkung von Personengruppen, die Stilllegung der öffentlichen Verkehrsmittel, die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, Beschränkung der Bewegungs- und Reisefreiheit sowie das Schalten von Informationskampagnen. Parallel dazu berechnet die Universität von Oxford einen Index für die gesamtheitliche Antwort der Länder auf die sanitäre Krise (dieser beinhaltet zum Beispiel Teststrategien) und einen Index für die wirtschaftlichen Maßnahmen. Insbesondere bei Letzteren schneidet Luxemburg super ab: 100/100 Punkten.
Tatsächliche Distanzierung
Da gesetzliche Maßnahmen aber wie gesagt kein Garant dafür sind, dass die Bürgerinnen und Bürger sich auch daran halten, nutzt Statec-Mitarbeiter Kelsey O’Connor in seinem Artikel Daten des Internetkonzerns Google. Diese Daten, heißt es, werden über verschiedene Geräte, z.B. Smartphones und Computer, von Nutzern gesammelt, die dem Standortverlauf in ihrem Google-Konto zugestimmt haben. Die ersten Ergebnisse sind nicht sonderlich überraschend: Innerhalb von zehn Tagen, nachdem die ersten Fälle in einem Land entdeckt worden sind, gingen die Besuche im Einzelhandel, an Durchgangsbahnhöfen und an Arbeitsplätzen zurück. Im Gegenzug verbrachten die Menschen viel mehr Zeit in den eigenen vier Wänden. Luxemburg gehört laut dem Artikel mit Italien zu den Ländern, in denen die physische Distanzierung besonders ausgeprägt war.
In einem nächsten Schritt hat der Wissenschaftler das Verhalten der Menschen mit den täglichen Neuinfektionen verglichen. „Die Belege deuten darauf hin, dass je früher die Länder sich distanzierten, desto früher erreichten sie ihren Höhepunkt [bei den täglichen Fallzahlen].“ Dazu kommt, dass der Höhepunkt in Ländern, die schnell reagierten und in denen die Menschen sich früh physisch distanzierten, weniger gravierend ausfiel als in Staaten, in denen die Menschen langsamer mit solchen Maßnahmen reagierten.
Um zu verstehen, ob nicht vielleicht andere Faktoren zu diesem Resultat beitragen, untersuchte O’Connor auch ihren Einfluss. Nachlässigkeit kann man dem Forscher nicht vorwerfen. Unter die Lupe nahm er: den Entwicklungsstatus des Landes, das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt, die Bevölkerungsdichte, den Anteil der Bewohner über 65, die Gesamtbevölkerung, die geografische Lage der Hauptstadt, die Vernetzung mit anderen Ländern, das Maß an Demokratie und die durchschnittliche Anzahl an Jahren, in denen die Bewohner eine Schule besucht haben. Mit dem gleichen Resultat: „Die Regressionsergebnisse deuten darauf hin, dass die Distanzierung dazu beiträgt, den Zeitpunkt des Auftretens des Höhepunktes unter Berücksichtigung dieser zusätzlichen Merkmale statistisch zu erklären.“ Diese anderen Faktoren haben sehr wohl einen Einfluss. Allerdings hat die physische Distanzierung nachweislich auch einen positiven Effekt.
Soziale Distanzierung
Doch der Wissenschaftler bleibt weiter vorsichtig: „Man könnte spekulieren, dass der Tag, an dem Covid-19 in einem Land ankam, auch vorhersagt, wann ein Land seinen Höhepunkt erreicht hat. Später betroffene Länder könnten aus den Erfahrungen der zuerst betroffenen Länder lernen und bessere Eindämmungsstrategien umsetzen.“ Tatsächlich hätten die später betroffenen Länder im Durchschnitt nach ihrem ersten Fall schneller damit begonnen, sich zu distanzieren.
O’Connor unterscheidet in seiner Arbeit explizit zwischen physischer Distanzierung und sozialer Distanzierung. Physische Distanzierung – also Abstandhalten – sei im Kampf gegen die Pandemie wirksam. Soziale Distanzierung allerdings habe Negativeffekte auf die mentale Gesundheit. Das habe auch die WHO erkannt und habe ihre Empfehlungen dahingehend geändert. Mentale Gesundheit, so O’Connor, dürfe nicht außer Acht gelassen werden.
In seiner Arbeit geht O’Connor also behutsam vor und zieht in Betracht, dass es Faktoren geben könnte, die sein Ergebnis beeinflussen. Welche Vorsicht beim Umgang mit Zahlen geboten ist, zeigt ein rezentes Beispiel, mit schwerwiegenden politischen Konsequenzen. Aufgrund der hohen Fallzahlen in Luxemburg hat Deutschland die Einreise von Personen aus dem Großherzogtum erneut eingeschränkt. Die Zahlen, die dieser Entscheidung zugrunde lagen, enthielten aber auch in Luxemburg positiv getestete Grenzgänger – darunter Einwohner der Bundesrepublik. In einer mühseligen Recherche versuchte der Trierische Volksfreund herauszufinden, ob dieser Umstand dem Robert-Koch-Institut und dem Auswärtigen Amt überhaupt bekannt war und ob er bei der Entscheidung berücksichtigt worden ist (siehe auch Tageblatt vom 25./26. Juli 2020). Weder das Robert-Koch-Institut noch das Auswärtige Amt konnten das bejahen. Sie antworteten ausweichend und verwiesen gegenseitig aufeinander.
Nur die ISOLATION kann uns vorläufig gegen Corona helfen !
Jetzt erst recht mehr und mehr vorsichtig sein.
Eine Impfung kommt vielleicht bald ?
Es hat nichts mit Isolation zu tun wenn man 2 Meter Abstand zu seinen Mitmenschen halten soll. Jeder der sowas Isolation nennt hat nicht verstanden was Isolation ist. Man nennt sowas vorausschauendes Denken, und man lernt es im Führerscheinexamen. Aber sogar in dem Test versagen die meisten in der Praxis.