Kayl-Tetingen / Aktionsprogramm „Wohnen“ ruft wenig Interesse bei Bürgern hervor
Kayl hat sein lokales Aktionsprogramm „Wohnen“. Das Projekt wurde am Montag im Kulturzentrum „Schungfabrik“ vorgestellt.
Wer am Montag erwartet hätte, Details über die städtische Entwicklung Kayls und Tetingens zu erfahren, wurde enttäuscht. Denn was der Schöffenrat zusammen mit Wohnungsberater Luc Wagner in Anwesenheit von Wohnungsbauminister Henri Kox („déi gréng“) anlässlich der öffentlichen Informationsveranstaltung in der „Schungfabrik“ vorlegte, war lediglich eine Gebrauchsanweisung dafür, wie die Gemeinde zur Lösung der Wohnungsbaukrise im Lande beitragen kann, insbesondere bei der Schaffung von sogenanntem erschwinglichen Wohnraum.
Bei der Bewältigung der Wohnungskrise setzt der Staat vor allem auf die Gemeinden. Mit dem „Pacte logement 2.0“ sollen sie bei der Bereitstellung von preiswertem Wohnraum stärker herangezogen werden. Die Erstellung eines lokalen Aktionsprogramms Wohnen („Programme d’action local logement“, PAL) ist Teil dieser Vereinbarung zwischen Staat und Kommunen. Anders als beim „Pacte logement 1.0“ fließt staatliches Geld nunmehr erst bei der Fertigstellung von Wohnungen an die Gemeinde (25.000 Euro pro Wohneinheit). Wird eine leerstehende Wohnung einer Vereinigung der „Gestion locative sociale“ zur Weitervermittlung an minderbemittelte Haushalte überlassen, gibt es weitere 2.500 Euro pro Jahr. Das Geld kann die Gemeinde für Schulen, Sporteinrichtungen und andere kommunale Infrastrukturarbeiten nutzen. Die Kommune wird demnach stimuliert, Wohnungsbau voranzutreiben, leer stehende Wohnungen zu mobilisieren und Baulandbesitzer zur Nutzung der brachliegenden Areale zu überzeugen.
Seinen PAL ließ Kayl durch das Architektenbüro WW+ architektur + management sàrl erstellen, dessen Geschäftsführer Luc Wagner, den Plan am Montag vorstellte. Der PAL definiert mehrere Handlungsfelder. Eines davon ist die Ausweisung von Wohnungsbauprojekten. Das wohl bekannteste und seit Jahren diskutierte Vorhaben ist Kayl Nord – das neue Viertel, das auf den Wiesen hinter dem Postgebäude und entlang der Nörtzinger Straße auf 23 Hektar entstehen soll. Einmal fertiggestellt, dürfte die Ortschaft rund 3.000 Einwohner zusätzlich haben. Doch bis der erste Bagger rollen kann, wird noch viel Wasser den Kayl-Bach runterfließen. Noch sind nicht alle Grundstücke in öffentlicher Hand. Dennoch gibt sich der Schöffenrat optimistisch. Im Mai soll das Projekt der Öffentlichkeit bei einer Informationsveranstaltung vorgestellt werden, sagte Bürgermeister Jean Weiler (CSV). Ein zweites Projekt, das zusammen mit dem „Fonds du logement“ realisiert wird, erschließt ein dreieckiges Areal zwischen Schifflinger Straße und Brucherbierg.
Nationales Verzeichnis
Am Montag lag die Betonung auf erschwinglichem Wohnraum, insbesondere zur Miete. Die Zahl der Haushalte, die dringend auf eine preiswerte Wohnung warten, schätzt Wohnungsbauminister Kox landesweit auf 6.000 bis 7.000. Genauer kann der Bedarf nicht beziffert werden, denn es gibt derzeit mehrere unterschiedliche Listen, die von staatlichen wie kommunalen Trägern aufgestellt werden. Sie sollen in Zukunft durch ein einheitliches nationales Verzeichnis ersetzt werden. Unklar ist ebenfalls das Ausmaß des Leerstandes. Auch hierzu soll ein nationales Register erstellt werden, den die Gemeinden mit Daten füttern werden.
Kox nutzte die Versammlung, um seine Wohnungsbaupolitik zu erklären. 200 Millionen Euro standen allein im vergangenen Jahr für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bereit – 2017 waren es 40 Millionen Euro. Ziel sei ab 2026 eine halbe Milliarde Euro, so Kox. Der Spezialfonds Wohnungsbau finanziert derzeit den Bau von mehr als 3.500 Wohnungen. Die mit öffentlichen Geldern errichteten Mietwohnungen sollen in öffentlicher Hand bleiben. Tatsächlich verschwanden in der Vergangenheit etliche bezuschusste Wohnungen nach einigen Jahren auf dem privaten Wohnungsmarkt. Der öffentliche Wohnungspark in Luxemburg von derzeit zwei bis drei Prozent soll folglich dramatisch aufgestockt werden. Als Vorbild nennt Kox die Niederlande (30 Prozent) und Österreich (23 Prozent).
Der Wohnungsmangel in der Gemeinde scheint jedoch kein richtiges Aufregerthema in Kayl zu sein. Hatte sich der Versammlungsraum in der „Schungfabrik“ vor einigen Wochen anlässlich der Vorstellung des neuen Parkraumkonzepts der Gemeinde als zu klein erwiesen, blieben an diesem Montag etliche Stühle leer. Was wohl einerseits an der doch eher technisch komplexen Materie liegt, andererseits lagen aber auch konkrete urbanistische Erweiterungspläne nicht vor. Der Gemeinderat soll am 23. März über den PAL abstimmen.
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