Porträt / Alain Delon – französische Filmlegende mit zwei Gesichtern
Für die einen war Alain Delon der begehrenswerteste Mann des 20. Jahrhunderts, der mit seiner Schönheit und seinem Charisma in den 1960er Jahren die Leinwände eroberte und Millionen von Kinofans in seinen Bann zog. Andere sahen in dem französischen Schauspieler, der immer wieder provozierte und von Feministinnen als frauenfeindlich kritisiert wurde, einen egoistischen Chauvinisten. Nun ist die Filmlegende im Alter von 88 Jahren gestorben.
Delon sei „ein Adler mit zwei Köpfen … dem besten und dem schlimmsten“ schrieb eine seiner ältesten Freundinnen, die Schauspiel-Ikone Brigitte Bardot, in einem Brief zu seinem 80. Geburtstag. Der Regisseur Joseph Losey nannte Delon 1976 in einem Brief „eine ziemlich selbstzerstörerische Persönlichkeit, die auf der Suche nach ihrer eigenen Identität ist“.
Licht und Schatten – dieses Zusammenspiel verkörperte Delon sein Leben lang. Er war ein verehrter Schauspieler, der allerdings nicht danach strebte, geliebt zu werden. Immer wieder stellte er auch seine Verbitterung zur Schau. Geboren am 8. November 1935 in Sceaux bei Paris, durchlebte Delon nach der Scheidung seiner Eltern eine unruhige Kindheit. Mit 17 Jahren ging er zur Marineinfanterie, mit der er im Indochinakrieg kämpfte.
Zurück in Paris, trieb er sich im Künstlerviertel Pigalle herum, wo er bald von Yves Allégret 1957 für seinen Film „Killer lassen bitten“ (Originaltitel: „Quand la femme s’en mêle“) engagiert wurde. Mit seinem engelsgleichen Gesicht und den blauen Augen sicherte er sich rasch weitere Rollen.
Delons Paraderolle wurde 1960 begründet, als er in „Nur die Sonne war Zeuge“ (Originaltitel: „Plein soleil“) und in Luchino Viscontis „Der Leopard“ attraktive Killer und mysteriöse Intriganten spielte. Den stummen Mörder spielte er auch 1967 in Jean-Pierre Melvilles „Der eiskalte Engel“ (Originaltitel: „Le Samurai“). Weitere Höhepunkte in Delons Karriere waren „Der Swimmingpool“ an der Seite von Romy Schneider sowie „Borsalino“ mit Jean-Paul Belmondo.
Stürmisches Liebesleben
Trotz seiner mehr als hundert Filme, von denen viele als Klassiker gelten, gewann Delon nur einmal den französischen Filmpreis César. 2019 wurde er in Cannes mit einer Goldenen Ehrenpalme für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der Sprung nach Hollywood blieb dem Franzosen trotz einer riesigen Fangemeinde auch in China und Japan verwehrt. Um das Jahr 2000 zog sich Delon endgültig aus dem Filmgeschäft zurück und trat danach hauptsächlich im Fernsehen auf. 2008 zog es ihn als Julius Cäsar in einem Asterix-Film noch einmal zurück auf die große Leinwand.
Und dann waren da noch die Frauen: Viele Beziehungen endeten in Herzschmerz und Drama, etwa die stürmische Liaison mit der deutschen Schauspielerin Romy Schneider in den 60er Jahren, die Delon nach deren tragischem Tod 1982 die „Liebe meines Lebens“ nannte. Er habe sich immer über die Frauen definiert, sagte Delon einmal. Sie hätten ihn motiviert, „der zu sein, der ich bin“. Neben Schneider zählten dazu seine einzige Ehefrau Nathalie Delon – die Mutter seines Sohnes Anthony – seine langjährige Lebensgefährtin Mireille Darc sowie die Niederländerin Rosalie Van Breemen, mit der er die Kinder Anouchka und Alain-Fabien hatte.
Zwei seiner Söhne beschuldigten ihn jedoch der häuslichen Gewalt. Einer von ihnen warf Delon vor, seiner Mutter mehrere Rippen und die Nase gebrochen zu haben. Zwar bestritt der Schauspieler diesen Vorfall – er gab aber zu, Frauen, die in angegriffen hätten, geschlagen zu haben. Die Organisation Women and Hollywood warf dem Franzosen vor, er sei „rassistisch, homophob und frauenfeindlich“. Eine Petition gegen Delons Ehrung in Cannes im Jahr 2019 bekam mehr als 25.000 Unterschriften.
In späten Jahren machte Delon durch seine Unterstützung der rechtsextremen Partei Front National (später Rassemblement National) Schlagzeilen, deren Gründer Jean-Marie Le Pen er als „lieben Freund“ bezeichnete. Nach einem Schlaganfall im Jahr 2019 zog sich der Schauspieler vollständig auf sein Anwesen in Douchy südlich von Paris zurück. Doch auch in seinen letzten Lebensjahren landete Delon immer wieder in den Schlagzeilen. Im Sommer 2023 beschuldigten seine Kinder Anthony, Anouchka and Alain-Fabien die langjährige japanische Gesellschaftsdame des Schauspielers, Hiromi Rollin, ihren Vater auszunutzen und warfen sie aus dessen Haus. Anschließend stritten sich die Kinder öffentlich und vor Gericht über den Gesundheitszustand des Vaters, der schließlich unter Aufsicht eines Betreuers gestellt wurde.
„Ein Held muss immer wissen, wie man stirbt“, sagte Delon 2018 der Zeitung Le Monde. „Ich liebte es zu sterben, weil es ein Schlusspunkt ist.“
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