Gewerkschaften / Aleba 2.0: Alte Wunden sollen kein Thema mehr sein
Bei den Sozialwahlen 2019 kam die Aleba, die hauptsächlich Banken- und Versicherungspersonal vertritt, mit einem blauen Auge davon. Trotz des Rücktritts ihres Präsidenten Roberto Scolati, trotz internen Streits und Prozessen, die entlassene Mitarbeiter gegen ihre einstige Gewerkschaft anstrengten, konnte sie ihre sektorielle Repräsentativität verteidigen. Am Dienstag lud die Aleba zum Neujahrsempfang ein; vorher zogen Generalsekretär und Präsident vor der Presse Bilanz.
Die Demission von Roberto Scolati als Aleba-Präsident sorgte kurz vor den Sozialwahlen in Bankenkreisen für allerhand Gesprächsstoff, zumal neben den als offizielle Ursache genannten gesundheitlichen Problemen eine Reihe von Vorkommnissen offensichtlich in Zusammenhang mit dem Rücktritt standen.
Scolati verwaltete bei seinem Arbeitgeber, der Banque de Luxembourg, die Kasse der „Amicale des employés de la Banque de Luxembourg“, eine Vereinigung, die Freizeit- und Kulturaktivitäten organisiert, wobei es zu, wie die Bank nach Gerüchten um Illegalitäten offiziell mitgeteilt hatte, Nachlässigkeiten gekommen sei, einem „Mangel an der notwendigen Genauigkeit“.
Neben der Demission des Präsidenten kam es zu weiteren Zwischenfällen bei der Gewerkschaft; so wurden die Schlösser der Aleba-Zentrale in der Avenue Monterey zum Jahreswechsel 18/19 ausgetauscht und zwei Mitarbeiter wurden entlassen. Es hieß, beide hätten gegen die Interessen der Gewerkschaft gehandelt. Die Schlösser seien aus Sicherheitsgründen ausgetauscht worden.
Die beiden Betroffenen fühlten sich allerdings ungerecht behandelt und erklärten in einem Brief u.a., sie hätten ihre Loyalität auch im Rahmen der „delikaten Geschichte des Präsidenten“ unter Beweis gestellt, worüber schreckliche Gerüchte am Bankenplatz die Runde machten. Die Aleba funktionierte bis nach den Sozialwahlen ohne Präsident: Die Exekutive traf die anstehenden Entscheidungen kollegial, dies, bis Roberto Mendolia zum Nachfolger von Scolati gewählt wurde. Zusammen mit Generalsekretär Laurent Mertz ging er am Dienstag auf das Jahr 2019 und die anstehenden Herausforderungen ein. Die Krise der Organisation blieb unerwähnt. Lediglich wurde darauf hingewiesen, dass eine neue Exekutive und ein neuer Verwaltungsrat nun im Amt seien. Erst auf Nachfrage erklärte Mertz, die Gewerkschaftsarbeit sei eine Sache, daneben sei die Aleba aber auch ein Unternehmen, und dort gebe es, wie in allen anderen Betrieben auch, Leute, die arbeiten und solche, die weniger arbeiten.
Mehr Mitglieder als vor der Krise
Die Gewerkschaft habe nicht unter der Krise 18/19 gelitten; sie habe mehr Mitglieder als vorher (jetzt 9.800-9.900 vorher 9.600 ohne die Pensionierten). Zufrieden ist die Führung der Aleba auch mit dem Ausgang der Sozialwahlen. Sie sei weiterhin die stärkste syndikalistische Kraft im Bankensektor und habe die sektorielle Repräsentativität behalten. Nur die vielen gewählten Delegierten in den Banken, die keiner Gewerkschaft angehören, stören Mertz, da sie ohne Struktur im Rücken nur wenig in den Betrieben auszurichten vermögen würden. Er forderte die nicht-organisierten Personalvertreter auf, sich seiner Vereinigung anzuschließen. Insgesamt 41 Prozent der Delegierten in dem Sektor seien nicht organisiert.
Zu den Herausforderungen des angelaufenen Jahres zählen die Neuverhandlungen der Kollektivverträge bei den Banken, den Versicherungen und der Post. Hierbei wolle die Organisation ihre 20 Schwerpunkte einfließen lassen, die sie vor den Sozialwahlen vorgestellt hatte. In mehreren Kommissionen sollen diese nun im Detail ausgearbeitet werden.
Einen Konflikt gibt es zurzeit im Bankensektor mit den Arbeitgebern in Sachen 26. Urlaubstag. Die ABBL meint, dieser sei bereits in den zusätzlichen freien Tagen im Sektor inbegriffen und weigert sich, einen zusätzlichen freien Tag zuzugestehen.
Demnächst gemeinsamer Protest
Eine gemeinsame Aktion von Aleba, OGBL und LCGB sei in diesem Zusammenhang geplant. Details wollten Präsident und Generalsekretär nicht nennen, da eine gemeinsame Stellungnahme der drei kurzfristig vorgesehen sei. Weiter gingen Mendolia und Mertz auf aktuelle Probleme bei den Banken ein, wie etwa die unterschiedliche Vergütung von Feiertagen oder die fehlende Weiterführung der Regierungsinitiative „Skill Bridge“, mit der der ehemalige Arbeitsminister Nicolas Schmit die Beschäftigten des Sektors u.a. auf die Digitalisierung vorbereiten wollte. Das Projekt scheine gestorben zu sein.
Ein offener Brief, den die Gewerkschaft im Sommer an die Regierung sandte, sei bislang quasi ohne Wirkung geblieben und somit auch die Forderung nach einem legalen Rahmen für Burn-out und Mobbing, zwei Phänomene, die im Bankensektor häufig seien.
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D’ALEBA ass keng Gewerkschaft, si ass e Club. (Den ‚A‘ steet fir Association) Eng Gewerkschaft huet eng Streikkeess, si hu keng, wëll si just de verlängerten Aarm vum Patronat sinn an nach ëmmer waren.