BGL Ligue / Alex Lopes, Sportdirektor des RM Hamm Benfica: „Wir wollen den Trainer bewusst aus diesen Angelegenheiten heraushalten“
Fast wöchentlich zaubert Thomas Gilles beim RM Hamm Benfica einen neuen Namen für seinen Spielerbogen aus dem Hut. Der Hauptstadtklub hat sich in diesem Jahr bewusst mit der Kommunikation zurückgehalten und an allen Ecken und Enden seine Ausgaben zurückgeschraubt. Wie sich das in den nächsten Wochen auf den Erfolg auswirken soll, erklärte Sportdirektor Alex Lopes im Interview.
Tageblatt: Auch wenn es in der Tabelle noch nicht unbedingt danach aussieht, hat sich RM Hamm Benfica nicht aufgegeben.
Alex Lopes: Ja, das stimmt. Es ist schade, dass noch immer so schlecht über uns geredet wird. Zugegeben, unsere ersten Auftritte in dieser Saison waren nicht gut. Das ist uns allen bewusst. Auch jetzt wäre der Klassenerhalt aufgrund des Mini-Budgets noch ein Wunder, obwohl jeder im Verein daran glaubt. Wir haben junge, teils unerfahrene Spieler in den Reihen, die sich von Woche zu Woche steigern. Sie werden in diesem Jahr enorm viel lernen. Man merkt, dass wir jedes Wochenende individuell stärker werden. Die Mannschaft hat die nötige Disziplin im Training. Cristiano Mendes oder Samuel Correia waren letztes Jahr schon da, aber jetzt sieht man, welche Fortschritte sie machen. Unser Trainer Thomas Gilles will aus den Individualisten ein besseres Kollektiv formen. Das alles hat ja auch einen Hintergedanken: Wenn man die Spieler später verkauft, profitiert der Verein auf finanzieller Basis. Wir sind froh, wenn wir sehen, dass wir einen Spieler aufgebaut haben. Wir wollen ihnen Möglichkeiten und Zukunftsperspektiven bieten.
Heißt also, dass der Kader im nächsten Jahr wieder komplett anders aussehen wird?
Es sind ja bereits jetzt wöchentlich neue Gesichter dabei. Einige haben uns bereits wieder verlassen, weil es nicht gepasst hat.
Noch hat der Verein nirgends bestätigt, wie groß der Kader tatsächlich ist. Wie viele Spieler stehen zur Verfügung?
Das ist schwer zu sagen. Es werden weiterhin junge Talente integriert. Zwei Neuzugänge haben noch immer keine Arbeitserlaubnis erhalten und werden hoffentlich bald dazustoßen können. Wir wollen den Kader bewusst groß halten. Es ist uns bewusst, dass das die Arbeit der Presse nicht einfacher macht, aber wir müssen diesen Weg gehen, damit wir uns auf unsere Arbeit konzentrieren können und nicht von außen beeinflusst werden. Wir versuchen, diese Diskretion als Waffe zu nutzen.
Apropos Diskretion. Trainer Thomas Gilles soll nicht mit der Presse sprechen. Aus welchem Grund?
Das ist eben unsere Kommunikationspolitik und unser Prinzip. Er macht eine gute Arbeit. Meine ehrliche Meinung zu diesem Thema ist, dass die Presse sehr intensiv und lange negativ über uns berichtet hat. Wir wollen den Trainer bewusst aus diesen Angelegenheiten heraushalten. Wir sind nicht Tabellenletzter, aber trotzdem wird über uns gesprochen, als wären wir es. Erst wenn sich das in der Außendarstellung ändert, bietet sich ein neues Bild. Es kann auch sein, dass die Situation mit dem Coach über die komplette Saison anhalten wird. Wir sind dabei, ein neues Gesicht zu zeigen. Es steckt viel Arbeit in unserem Projekt.
Um was genau handelt es sich bei diesem Projekt?
Einerseits wie schon erwähnt die Philosophie, Spieler auszubilden. Wir verpassen uns ein neues Gesicht mit jungen Talenten. Gleichzeitig haben wir bereits jetzt Kontakt mit ausländischen Profiklubs, obwohl es noch viel zu früh für eine Zusammenarbeit ist. Dennoch ist dies ein langfristiges Ziel. Wir haben Visionen, wollen eine neue Identität, eine neue Kultur im Stadion. Wir möchten wieder gezielt auf die Jugend setzen, denn dort lief in der Vergangenheit einiges schief. Der Klub soll eine offene Stelle für alle Menschen der umliegenden Stadtviertel werden – ein Platz für alle und jeden.
Der Plan war, den Gürtel in diesem Jahr noch einmal enger zu schnallen – und zu sparen. Ist dem RM Hamm Benfica das gelungen?
Es ist ein Prozess. Die Erneuerung und neue Sponsoren werden helfen. Wir haben das Budget enorm reduziert, um aus dem Loch wieder rauszukommen. Alles, was sich über die vergangenen Jahre zwei, drei Jahre an Schulden angehäuft hat, ist Geschichte. Es bleiben noch ein paar Dinge aus dem letzten Jahr, die beglichen werden müssen. Allerdings war es nicht einfach, in einem Pandemie-Jahr ohne Einkünfte und ausschließlich Ausgaben. Bei unserer Generalversammlung vor ein paar Wochen waren sich alle einig, dass die sportliche Situation enttäuschend sei, es allerdings auch Hoffnung gebe, um den Klub wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Dafür braucht man aber mehr als nur eine Saison. Wir sind von 300.000 Euro Budget auf 100.000 runtergegangen. Ich denke nicht, dass noch irgendein Verein in der BGL Ligue so aufgestellt ist. Auch in der Ehrenpromotion gibt es Vereine mit mehr Mitteln. Hier geht es demnach um totale Effizienz, mit den wenigen vorhandenen Mitteln.
Was hat der 1:0-Erfolg gegen Rosport am achten Spieltag bewirkt?
Die ersten Begegnungen waren moralisch nur sehr schwer zu verkraften. In dieser Situation war das 1:0 der Beweis, dass wir nicht nur antreten, um abzusteigen. Das Selbstvertrauen ist vorhanden. Gegen die Fola haben wir am Wochenende ein Gegentor kassiert, aber erstmals hat man richtig gemerkt, dass wir danach die Köpfe nicht wieder in den Sand gesteckt haben. Wir haben gegen den Meister bewiesen, dass wir in der Lage sind, Paroli zu bieten. Unser Altersdurchschnitt ist mit 24 Jahren wohl einer der niedrigsten der Liga.
Als Zweitletzter hat RM Hamm Benfica bereits sieben Punkte Rückstand auf einen Relegationsplatz. Ist es realistisch, vom Klassenerhalt zu träumen?
Der Wille, aus dem Keller rauszukommen, ist enorm. Wie wissen alle, dass es schwer werden wird. Für uns ist jedes Wochenende eine Art Endspiel. Die drei Punkte in Rosport haben gutgetan, auch gegen die Fola hätte es gegen Ende hin mehr sein können. Demnach kann es mit drei Punkten auch ganz schnell wieder nach oben gehen. Die Hoffnung ist da.
Die nächsten Finalgegner in der Liga heißen Strassen und Hesperingen …
Das Programm macht es uns sicher nicht leicht, aber es gibt ja noch eine zweite Runde. Wir haben im letzten Jahr vier Punkte gegen Hesperingen geholt, was auch dazu beigetragen hat, dass sie nicht Meister geworden sind. Zudem kann im Pokal auch immer wieder die eine oder andere Überraschung warten.
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