CMCM / Aller guten Dinge sind drei: Verwaltungsrat Jean-François Steichen bezieht Stellung zu Vorwürfen
Nach dem Tageblatt-Artikel, in dem sowohl André Heinen als auch Gilbert Goergen ihre Sicht über die Geschehnisse innerhalb der CMCM dargelegt haben, wehrt sich Jean-François Steichen gegen die ihm zur Last gelegten Vorwürfe.
Jean-François Steichen ist Verwaltungsratsmitglied bei der CMCM. Die rezenten Vorkommnisse bezeichnet er im Gespräch mit dem Tageblatt als „Kuddelmuddel“. Er weist jedoch Vorwürfe, die in einem Tageblatt-Artikel gegen ihn aufgeworfen wurden, zurück. „Ich habe weder Zeit noch Interesse am Direktorenposten der CMCM“, sagt Steichen auf die von Gilbert Goergen im Tageblatt hervorgebrachten Vermutungen. Er sei Gemeinderat in Diekirch und als Rechtsanwalt in Luxemburg tätig und habe kein Interesse daran, etwas an der Situation zu ändern. Nicht zuletzt sei sein Beruf des Rechtsanwaltes inkompatibel mit dem des CMCM-Direktors.
Ich habe weder Zeit noch Interesse am Direktorenposten der CMCMVerwaltungsratsmitglied der CMCM
Nicht der einzige Punkt, in dem Steichen dem jetzigen Präsidenten der CMCM widerspricht. „Es gibt drei Lager im Verwaltungsrat“, erklärt Steichen. Auf der einen Seite sehe er André Heinen, relativ isoliert. „Auf der anderen Seite stehen die acht Verwaltungsratsmitglieder, die André Heinen abgewählt haben.“ Die restlichen Verwaltungsratsmitglieder seien seiner Meinung nach „neutral“ und würden sich auf keine der beiden Seiten ziehen lassen. Er habe sowohl Entscheidungen von André Heinen als auch von Gilbert Goergen kritisiert. Das bedeute jedoch nicht, dass er eine Seite gewählt habe.
Neutrale Partei
Den Eindruck, dass er sich gegen die acht Verwaltungsratsmitglieder stelle, rühre wohl daher, dass er sich dagegen wehre, dass die Verwaltungsratssitzungen aufgezeichnet werden. „Das ist ein tiefgreifender Eingriff in die persönlichen Freiheiten der Verwaltungsratsmitglieder“, sagt Steichen. Eine Aufzeichnung sei weder in den Statuten noch in irgendeinem internen Reglement vorgesehen. Dass ohne interne Abstimmung aufgezeichnet werde, widerstrebe ihm – vor allem, weil man damit gegen die gesetzliche Lage in Luxemburg verstoße. Ein entsprechendes Rechtsgutachten habe er an den Verwaltungsrat weitergeleitet. Gilbert Goergen bezeichnete die Abwesenheit einiger Verwaltungsratsmitglieder aufgrund der Aufzeichnungen dem Tageblatt gegenüber als „Kannergebuertsdag“.
Steichen zufolge sei das eigentliche Problem, dass die Frau des Direktors in den Verwaltungsratssitzungen als Sekretärin präsent sei, damit auch nicht gelöst worden. „Obwohl mittlerweile aufgezeichnet wird, ist die Frau des Direktors noch immer als Verwaltungsratssekretärin präsent“, sagt Steichen. Für ihn ein klarer Indikator dafür, dass Direktor Fabio Secci weiterhin ein Auge auf die Direktion haben wolle.
Seine Opposition zur Aufzeichnung der Verwaltungsratssitzungen ohne vorherige Entscheidung im Verwaltungsrat sei auch kein Grund, ihn dafür verantwortlich zu zeichnen, dass die Berichte des Verwaltungsrates nachträglich abgeändert wurden. „Ich habe eine einzige Anfrage von Generalsekretär Nico Düsseldorf in diesem Sinne erhalten, der auf Anweisung von Präsident Heinen gehandelt hatte“, sagt Steichen. „Wenn der Generalsekretär mich um Hilfe bei der Erstellung eines Berichts bittet und darüber hinaus auf Anweisung des Präsidenten handelt, sehe ich ehrlich gesagt nicht ein, aus welchem Grund es mir untersagt sein sollte, ihnen zu helfen.“ Schließlich sei er ja auch Mitglied des Verwaltungsrats der CMCM.
Haltlose Vorwürfe
Der Vorwurf, dass sich die derzeitigen statuarischen Unklarheiten, über die jetzt ein Gericht entscheiden muss, ihm anzukreiden seien, wolle Steichen ebenfalls nicht gelten lassen. „Es stimmt, dass ich vor meinem Eintritt in den VR an Satzungsänderungen der CMCM gearbeitet habe“, sagt Steichen. Er habe dies als Anwalt mit Anweisungen vom Vorgänger von Fabio Secci, Fabio Secci persönlich und Albert Glod (Vorgänger von André Heinen) getan. „Seit meinem Eintritt in den Verwaltungsrat werden die Satzungsänderungen meines Wissens von einem weiteren Rechtsanwalt überprüft.“
Im Gespräch mit dem Tageblatt kommt Jean-François Steichen auch auf die kostspielige Affäre mit dem Software-Giganten Inetum zu sprechen. Die CMCM hatte bei Inetum eine neue Verwaltungssoftware zur Ausbezahlung ihrer Leistungen angefragt. Nach einem endlosen Hin und Her und einem Kostenpunkt von fünf Millionen Euro konnte das Softwareprogramm der CMCM jedoch weiterhin nicht ersetzt werden. „Ich habe die Verträge mit Inetum aus rechtlicher Sicht überprüft“, sagt Steichen. Die Wahl des Unternehmens sei keinesfalls in seinen Kompetenzbereich gefallen, sondern sei auf Direktionsebene innerhalb der CMCM entschieden worden.
Das bestätigen Auszüge von Verwaltungsratssitzungen, die dem Tageblatt vorliegen. In diesen steht, dass „der Inhalt des Schreibens von Inetum nach dem Präsenztreffen im Juli 2023 nicht dem entsprach, was zwischen den Parteien vereinbart worden war“. Und weiter: „Tatsächlich gab es grundlegende Abweichungen zwischen der Präsentation und dem Vertrag. Aus diesem Grund bleibt der Verwaltungsrat dabei, dass es zu diesem Zeitpunkt notwendig war, den Druck auf Inetum zu erhöhen.“ Auch soll in puncto Inetum die Kommunikation zwischen Verwaltungsrat und Direktion gestockt haben. „Der Verwaltungsrat möchte, dass die Geschäftsführung bis zur nächsten Sitzung Stellung dazu nimmt, warum das Schreiben […] letztendlich nicht an den CA weitergeleitet wurde.“ In der Folge kam es auch zu einer Anklage des Verwaltungsrates gegen Inetum, die, wie es in einem Bericht des Verwaltungsrates späterhin heißt, unbegründet gewesen sei, weil der Verwaltungsrat aufgrund mangelnder Informationen nicht in voller Kenntnis der Sachlage gewesen sei.
Vergütung von Secci
Jean-François Steichen sieht die Lage bei der CMCM äußerst kritisch – auch wenn sich André Heinen und Gilbert Goergen nach dem Treffen mit dem Personal am Donnerstag vorerst geeinigt hätten, bis zur Mitgliederversammlung am 18. April nicht mehr öffentlich zu kommunizieren. Dennoch ist sich Jean-François Steichen sicher, dass die acht Verwaltungsratsmitglieder unter Gilbert Goergen Fabio Secci schützen wollen. Dass sowohl André Heinen als auch Gilbert Goergen gegenüber dem Tageblatt angegeben haben, dass mit Fabio Secci keine Ruhe mehr bei der CMCM einkehren werde, will der Jurist aus Diekirch nicht wirklich glauben. „Sobald Gilbert Goergen und die anderen acht fest an der Macht sind, wird Fabio Secci Direktor bleiben“, ist sich Steichen sicher. Ihm persönlich widerstrebe das nicht aufgrund des Gehaltes von Fabio Secci, sondern viel eher, weil er mit den Repräsentationskosten und „jetons de présence“ nachweislich übertrieben habe.
Yves Scharlé, seit Ende Februar Generalsekretär bei der CMCM, hat in einem Leserbrief im Tageblatt ebenfalls Stellung zu den Vorgängen genommen. „Die Finanzkommission hat Anfang 2023 dem Verwaltungsrat vorgeschlagen, dieses System genannt ,Frais de représentation‘ zu annullieren und durch einen fixen monatlichen Betrag zu ersetzen, was auch angenommen wurde“, schreibt Scharlé. „Es ergab sich durch diese Anpassung für Herrn Fabio Secci eine Minderung von seinem Lohn.“ Das zuständige Ministerium für soziale Sicherheit hat den Finanzbericht aufgrund des Verdachts auf Vertrauensbruch an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Diese überprüfe derzeit die Vorwürfe.
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„Nach einem endlosen Hin und Her und einem Kostenpunkt von fünf Millionen Euro konnte das Softwareprogramm der CMCM jedoch weiterhin nicht ersetzt werden.“
Heftig, heftig und übertrieben. Wer müsste das bezahlen?
Wa se e bëssen Anstand hätten da géife se all zesummen (de Conseil an Direktioun), demissionéieren an déi „Firma“ kënnt sech eventuell nei opstellen.