Neues Buch / Als die Escher auf Froschjagd gingen
„Vergessene Geschichten aus Esch“ heißt das neue Buch über die zweitgrößte Stadt des Landes. Das 192 Seiten starke Werk ist in 27 Kapitel unterteilt und mit zum Teil bisher unveröffentlichtem Material bebildert. Es erschien vor wenigen Tagen aus Anlass des 60. Geburtstags der „Escher Geschichtsfrënn“. Autor ist Tageblatt-Wirtschaftsredakteur Christian Muller.
Tageblatt: Christian Muller, wie kommt man auf die Idee, ein Buch über seine Wahlheimat zu schreiben?
Christian Muller: Meine Frau Ania und ich sind nicht aus Esch. Da wir aber geschichtsinteressiert sind, sind wir vor einigen Jahren den „Escher Geschichtsfrënn“ beigetreten. Zum 60. Geburtstag des Vereins entstand dann die Idee, ein Buch zu publizieren. Ich hatte im Tageblatt schon ein paar Artikel zur Escher Geschichte geschrieben, doch Zeitungsartikel haben eine begrenzte Lebensdauer. Also haben wir diese Arbeit als Basis genommen und sie weiter angereichert. Wir haben zusätzliches Material gesammelt, Orte besichtigt und mit vielen Menschen geredet. Außerdem kamen andere Autoren hinzu. Unser Präsident Marc Schaack zum Beispiel über Esch in der Steinzeit, oder aber Jérôme Quiqueret, der für sein Buch über einen Mord Anfang des 20. Jahrhunderts in Esch („Tout devait disparaître“) den Servais-Preis erhielt.
Das Buch ist in 27 Kapitel unterteilt. Wie haben Sie die Themen ausgesucht?
Man kann sagen, dass es die Themen sind, denen wir beide in den zwölf Jahren, in denen wir nun in Esch wohnen, begegnet sind.
Dabei sind eine Menge Themen, die wenig bis gar nicht bekannt unter den Eschern sind …
Ja, das hoffe ich zumindest. Beispielsweise das Kapitel zum Schloss Berwart mit den Fotos von dessen Abriss. Im Kapitel über den Flughafen sind Fotos aus dem Mondorfer Fliegerei-Museum, die in Esch wenig bekannt sein dürften. Überhaupt gibt es im Buch eine Reihe von Bildern aus dem Archiv der Stadt und aus privaten Quellen, die ich so noch nicht gesehen hatte. Es gibt aber auch neue, selbstgemachte Fotos wie die von den Bunkeranlagen unter der „Metzeschmelz“.
Wie sind Sie auf diese gestoßen?
Nun, nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs war das Thema Bunker unter Stahlwerken ja leider aktuell. Also habe ich angefangen, aktiv danach zu suchen. Und wenn man einmal einen Eingang zu einem Bunker gesehen hat, dann fallen einem auch die anderen auf.
Und dann gibt es da ein Kapitel über die Escher, die sich in der Gegend des alten Schlachthauses auf Froschjagd begaben, um ein kleines Zusatzbrot zu verdienen. Der Leser erfährt auch etwas über Plünderungen und warum es gleich zwei Galgen in der Stadt gab …
Ja, wenn über die Geschichte Eschs gesprochen wird, dann immer über die Industrie. Dabei gibt es eine lange Geschichte vor der Industrialisierung.
Sie basieren sich im Buch auf frühere Publikationen. Wie sicher sind diese Quellen?
Ja, in der Tat. Die Hauptquelle ist das Buch „Das andere Esch“ von Joseph Flies. Dazu kommen eine ganze Reihe weiterer Publikationen. So gesehen ist „Vergessene Geschichten aus Esch“ auch kein Geschichtsbuch. Es gibt Sachen, die in den 27 Kapiteln nicht behandelt werden, weshalb zum Schluss eine Chronologie aufgezeichnet ist, mit den wichtigsten Daten in der Geschichte der Stadt. Unser Buch ist eine Ansammlung von journalistisch aufgearbeiteten geschichtlichen Texten, keine wissenschaftlich-geschichtlichen Texte. Beim Zusammentragen der Informationen war es für mich zum Beispiel eklatant, dass kein genaues und richtiges Datum über den Zeitpunkt des Abrisses der Festungsmauer zu finden war. Es war wahrscheinlich 1671, doch müsste sich da mal ein Historiker hineinknien.
Seit einiger Zeit schon fordern die Geschichtsfreunde ein Museum der Escher Lokalgeschichte.
Ja, das ist der Hauptwunsch. Esch ist eine Universitätsstadt, hat aber kein Museum zur Lokalgeschichte. Das „M“ in der Abkürzung der „Escher Geschichtsfrënn“ (AHME) steht im Übrigen für Museum.
„Vergessene Geschichten aus Esch“
Zum 60. Geburtstag der „Escher Geschichtsfrënn“
Autor: Christian Muller (Fotos von Ania Muller)
Editions revue
Hardcover, 192 S.
ISBN 978-99959-45-66-4
Preis: 45 Euro
In jeder gut sortierten Buchhandlung und online auf shop.revue.lu (E-Mail: shop@revue.lu) erhältlich
- Neue Spielplätze sind nicht öffentlich zugänglich – Fragen zu Auslandsreisen und frEsch - 10. Januar 2025.
- Einstweilen nicht weit her mit der neuen Transparenz in Esch - 10. Januar 2025.
- Parkplatzsperrung erregt Gemüter im Bruch-Viertel, Gemeinde beschwichtigt - 9. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos