50 Jahre Horesca / Als ein „Humpen an eng Drëpp“ 25 Cent kosteten
Es war wohl eine der ersten akademischen Sitzungen, wie sie einst fast im Monatsrhythmus stattfanden, ehe die Pandemie solch Beisammensein jäh unterbrach, nach eben derselben. Die Horesca, also die „Fédération nationale des hôteliers, restaurateurs et cafetiers du Grand-Duché de Luxembourg“, feierte mit leichter Verspätung ihr 50. Jubiläum und viele waren ins hauptstädtische „Cercle Cité“ gekommen, allen voran Großherzog Henri.
Die Geschichte der Gaststättenverbände ist dabei älter. Am 14. September 1970 allerdings fusionierten im Restaurant Pôle Nord (leider verschwundenes Restaurant am Brüsseler Platz, das nicht zuletzt durch seine hervorragenden „Moules“ bekannt war) die drei Vorgängerorganisationen Hocarel, Horest und Sacol nach Jahren unnötiger und wenig produktiver Konkurrenz. Elf Sitzungen brauchte damals eine neunköpfige Gruppe, zusammengesetzt aus Delegationen der drei Verbände, um die Schwierigkeiten vor der Gründung einer gemeinsamen Föderation aus dem Weg zu räumen. Diese waren – wie dies bei solchen Fusionen nicht unüblich ist – auch und wahrscheinlich besonders finanzieller Natur: Anteile der Ausstellungshallen flossen in den gemeinsamen Besitz ein …
Die Föderation kaufte ein Haus an der rue des Trévires, wo sich lange ihr Sitz befand, ehe sie sich in den Räumlichkeiten der Handelskammer niederließ, wo sie auch heute noch ihren Sitz hat.
1970, im Jahr der Gründung also, kostete „eng Këppelchen“, also ein Humpen mit Schnaps, gerade mal 10 Franken, also umgerechnet in Euro stolze 25 Cent, und zumindest das gezapfte Bier kannte übers Land verteilt keine Preisschwankungen, da der Preis fürs Pils ebenso wie jener von Elbling und Rivaner aus der Flasche serviert von der Regierung festgesetzt wurde. Eine Preiserhöhung vor Wahlen konnte diese denn auch entscheiden oder zumindest stark beeinflussen. Es war dies eine der vielen kleinen Informationen, die der aktuelle Präsident Alain Rix und Generalsekretär François Koepp im Rahmen der erfrischend kurzen Redebeiträge zum Besten gaben – nur unterbrochen durch noch kürzere Jazz-Einlagen der Greg Lamy Band.
Die geladenen Gäste – nebst Großherzog war die Regierung durch die Minister Lex Delles, Corinne Cahen und Georges Engel vertreten –, zahlreiche Abgeordnete, die Hauptstadtbürgermeisterin, Vertreter von Arbeitgeberorganisationen und Gewerkschaften, Brauereibesitzer und zahllose Hoteliers, Wirte und Restaurantbetreiber, konnten demnach recht schnell nach den Ausführungen der Föderationsverantwortlichen zum Buffet schreiten, also dem eigentlichen Sinn und Zweck der Gaststättenbranche huldigen.
„Mir maachen net méi zou“
Rix und Koepp hatten im Vorfeld u.a. auf die besondere soziale Rolle der Gaststätten hingewiesen, deren Zahl mittlerweile bei weniger als 1.000 liegt. Die Pandemie ist nicht spurlos an der Horesca vorbeigegangen: Mehrere Kundgebungen nicht organisierter Betreiber von Gaststätten sparten nicht mit Kritik an den Verband, der bemüht blieb, im Gespräch mit der Regierung zu bleiben und Verständnis für die meisten der sanitären Maßnahmen, darunter auch die zeitweise Schließung der Betriebe, aufzubringen. Allerdings hatte diese Konsenspolitik auch ihre Grenzen und so wurde der Ausruf des Präsidenten während der morgendlichen News auf RTL nach einem erneuten Anstieg der Infiziertenzahlen zur syndikatsinternen Legende: „Mir maachen net méi zou!“
Es verwundert demnach nicht, dass Mittelstandsminister Lex Delles nur positive Worte für die Horesca und ihre Arbeit während der Pandemie fand. Historiker Robert Philippart gab daneben interessante Einblicke in die Geschichte des Gaststättenwesens im Land und besonders in der Festung Luxemburg, die allein durch die Tatsache, dass die Pforten abends für die Nacht geschlossen wurden, Beherbergungsbetriebe brauchte und hatte.
Das Aufschneiden eines Jubiläumskuchens durch Großherzog Henri und reger Austausch bei jeder Menge kulinarischer Köstlichkeiten begleitete die geladenen Gäste in den sommerlichen Abend. Die Horesca veröffentlichte im Übrigen ein Jubiläumsbuch mit spannenden Beiträgen zum Thema, das als bleibendes Dokument an die Feier, die eigentlich 2020 stattfinden sollte, erinnern wird.
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Meine erstes Volltanken, knapp 40 Liter, damals 4,95 € ! 🙁
„Rix und Koepp hatten im Vorfeld u.a. auf die besondere soziale Rolle der Gaststätten hingewiesen, deren Zahl mittlerweile bei weniger als 1.000 liegt.“
Und ungefähr die Hälfte legt jedes Jahr einen Bankrott hin, dann kommt der Nächste.
Meistens bleibt sogar die Telefonnummer bestehen, nur ein Name wird von der Tür abgekratzt.
Ich möchte dann auch mal auf die soziale Rolle von artgerechten Wohnungen hinweisen.