Luxemburg / Als einziger in mehr als 20 Jahren erreichte Primaner Pierre Haas die 60 Punkte
Noch nicht allzu lange ist es her, dass die Primanerinnen und Primaner in Luxemburg die finalen Ergebnisse ihres Schulabschlusses erhalten haben. Während manche bereits die Zusage von der Wunschuniversität haben, überlegen andere noch, wie es für sie weitergehen soll. Pierre Haas hat das schon hinter sich, denn der 32-Jährige aus Düdelingen hat bereits 2009 Abitur im Escher „Jongelycée“ gemacht – und als einziger seit mehr als zwei Jahrzehnten mit einem Gesamtschnitt von 60 Punkten abgeschlossen.
Man hätte es sich schon fast erwarten können: Als Pierre Haas sich per Videokonferenz aus seinem Büro in Dresden für ein Interview mit der Presse meldet, ist hinter dem leidenschaftlichen Mathematiker ein Whiteboard zu sehen. Zahlen, Klammern und Gleichheitszeichen sind auf der weißen Tafel zu sehen. „Das ist von einer Diskussion, die ich gestern mit einer Doktorandin hatte. Das Whiteboard hing schon hier, als ich das Büro bezogen habe. Ich habe es da gelassen. Anders als bei einer Tafel muss ich dann nicht im ganzen Büro den Staub der Kreide wegwischen“, erklärt der humorvolle 32-Jährige mit einem Grinsen. Seit 2021 lebt der aus Düdelingen stammende Minetter in Dresden.
Der Posten als Leiter einer Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik zog ihn im vergangenen Jahr nach Deutschland. Rund zwölf Jahre zuvor hat Pierre Haas im „Lycée de garçons Esch“ (LGE) einen einzigartigen Schulabschluss mit einem Gesamtschnitt von 60 Punkten hingelegt. Eine Leistung, die – bei allem Respekt vor der Arbeit vieler Primanerinnen und Primaner – seit 20 Jahren keinem jungen Menschen im Großherzogtum mehr gelungen ist. Der Rückblick von der Pressestelle des Bildungsministeriums bis zum Schuljahr 2000/2001 zeigt: In all den Jahren gab es nur eine einzige 60 – die von Pierre Haas. In der gleichen Zeitspanne hatten übrigens fünf junge Menschen einen Schnitt von 59.
Schon einmal wurde der herausragende Primaner vom Tageblatt interviewt: „Die perfekte 60 des Pierre Haas“, lautete der Titel des Artikels vom 2. Juli 2009. Immer noch bescheiden, sagt der einstige Schüler der Sektion für Mathematik (B) im klassischen Sekundarunterricht, wenn man ihn auf seinen einmaligen Notendurchschnitt anspricht: „60 klingt auch besser als 59,1, zum Beispiel. Was ist schon der Unterschied zwischen 58,9 und 59,1? Außerdem muss man da auch Glück mit den Fragen haben, die drankommen.“ Über sein Abschlussjahr erzählt er weiter: „Ich habe nie bewusst auf diese Note hingearbeitet, ich habe damals einfach nur versucht, mein Bestes zu geben.“
Leidenschaftlicher Mathematiker
Schwierigkeiten hatte ihm im letzten Schuljahr das Fach Philosophie bereitet. Die Materie hat er einfach gelernt und anschließend wiedergegeben. Und das ist auch die Vorgehensweise, die der 32-Jährige als Antwort gibt, wenn man ihn nach Lerntipps für die diesjährigen Primanerinnen und Primaner fragt. „Für mich hat es sich bei verschiedenen Fächern als effizient erwiesen, diese einfach auswendig zu lernen – beispielsweise Geschichte. Natürlich muss man den Kontext schon verstehen. Aber ich lerne lieber den Text auswendig und habe diesen dann parat, als während der Prüfung lange zu überlegen, welche Worte ich aneinanderreihen soll“, erklärt der Mann, der seine Worte stets mit Bedacht wählt.
Im Gespräch mit Mathematikern bezeichnet er sich selbst als Physiker – im Herzen aber ist er ein Mathematiker. Bei der Arbeit ist Pierre Haas zwischen beiden Disziplinen unterwegs: Er entwickelt Methoden, um die biologischen Systeme mit der Sprache der Mathematik zu erklären und die Welt zu beschreiben. In seiner Freizeit liest er gerne Krimis auf Englisch, hilft aber auch jungen Menschen, sich auf die Teilnahme an Olympiaden im Bereich der Mathematik vorzubereiten. Pierre Haas selbst hat während seiner Zeit im Lyzeum an solchen Wettbewerben teilgenommen und sich auf internationalem Niveau mit anderen gemessen. „Dabei habe ich junge Menschen getroffen, die diese Disziplin auch mögen und mir noch heute gute Freunde sind.“
Es war gesund, zu sehen, dass viele Menschen besser sindeinstiger Primaner
Durch die Wettbewerbe damals gewann der kluge Schüler zudem eine wichtige Erkenntnis: „Es war gesund, zu sehen, dass viele Menschen besser sind. Als ich zur Uni kam, war dieses Wissen ein großer Vorteil.“ Nach seinem exzellenten Schulabschluss zog es den damals 19-Jährigen für ein Studium der Mathematik an die renommierte Universität in Cambridge. In Großbritannien machte er seinen Bachelor, Master und auch ein Doktorat. Durch die 60 Punkte wurde er überhaupt erst angenommen – 55 wurde dafür verlangt. „Ich musste aber auch Aufnahmetests machen, und die waren schwerer als die Examen“, erinnert sich Pierre Haas und fügt grinsend hinzu: „Ansonsten hat es mir noch gebracht, dass ich jetzt ein Interview mit der Presse führe.“
Begeisterter Student
Wenn er über seine einstige Studienheimat Cambridge spricht, gerät Pierre Haas schon fast ins Schwärmen: In Anlehnung an die bekannte Buchreihe der britischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling, beschreibt er das Leben in der Stadt und an der Universität als „harrypotteresk“. Und sagt: „Es ist ein fantastischer Ort und auch an der Universität – ich habe dort viele wunderbare Menschen und andere Disziplinen kennengelernt.“ 2020 ging Pierre Haas allerdings aus der liebgewonnenen Studienstadt weg, um einen sechsmonatigen Zwischenstopp in Oxford einzulegen. In einer Zeit von Brexit verließ er dann schließlich das Vereinigte Königreich Richtung Dresden.
„Das ist einer der besten Plätze auf der Welt für Biophysik. Es gibt nur wenige Orte, an denen Biologen und Physiker so gut zusammenarbeiten“, schwärmt Pierre Haas. Für ein paar Jahre wird er nun dort bleiben, seine Forschungsgruppe aufbauen und Promovierende betreuen. Ein Ziel, von dem Pierre Haas im Interview mit dem Tageblatt im Jahr 2009 sprach, hat er erreicht: einen Beruf in der Forschung. In seiner Freizeit zieht es ihn heute oft von Dresden aus in die rund 60 Kilometer entfernte „sächsische Schweiz“. Die Ferien verbringt er gerne bei der Familie in Düdelingen und freut sich dann laut eigener Aussage besonders auf „Wäinzoossiss“: „In Deutschland habe ich das noch nicht gefunden.“ Ob Fahrradfahren, Zeit mit der Familie oder leckeres Essen – gute Leistungen sind auch im Leben eines Überfliegers eben doch nicht alles.
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Den Rat auswendig zu lernen finde ich allerdins verfehlt. In Luxemburg war das und ist noch immer der Plattfuß des Bildungssystems.
Wenn der junge Mensch Probleme in der Philosophie hatte, war es schon eine erstaunliche Leistung eine 60 hinzulegen. Oder ein Beweis für die Absurdität der Prüfungen in diesem Fach.
Als ich Abitur gemacht habe (1970) war in den schöngeistigen Fächern an eine 60 nicht zu denken. Bekam man vom ersten Korrektor eine 50, dann gab der zweiter Korrektor villeicht 15 und der dritte….aber daß die 3 dann eine 60 gäben, das war mathematisch ausgeschlossen.
Tja, béchsen oder auswendig lernen konnte ich noch nie. Irgendwas in der Birne sagte mir, nicht schon wieder, muss das jetzt sein. Die Festplatte war einfach zu klein. Habe manche in der Klasse bewundert , wenn sie das gelernte nach Wochen fehlerlos wiedergeben konnten, als hätten sie Spickzettel im Kopf.
félicitatiounen, dem jonke mensch! an all guddes fir t’zukunft…!!! firwat brengt tb den artikel net ganz?
ma wat mecht den här mat première 2009 dann elo? 2022 ? carrière? famill? …