Schueberfouer / Als es noch kein Riesenrad und keine Achterbahn gab – ein Rückblick
Morgen um 17.00 Uhr fällt der Startschuss für die diesjährige Schueberfouer. 1341 fand sie ein erstes Mal statt, hatte damals aber wenig mit der Mega-Kirmes zu tun, wie wir sie heute kennen. Vor allem Standort und Geschäftsidee waren andere, so Historiker und Fouer-Experte Steve Kayser.
Früh war alles anders, könnte Historiker und Geschichtslehrer Steve Kayser gedacht haben, als er Anfang der Woche die Aufbauarbeiten der Fouer aus der Nähe beobachten wollte, dann aber von der Security vom Platz verwiesen wurde – aus Sicherheitsgründen.
Früher, viel früher war in der Tat vieles anders auf der Schueberfouer. Wenn Steve Kayser erzählt, wird Vergangenheit lebendig. Und so reisen wir ruckzuck rund 700 Jahre in die Vergangenheit.
Ja, wann war denn eigentlich die erste Fouer? Oft wird das Jahr 1340 genannt. Das ist nur bedingt richtig. Damals, 1340, so Steve Kayser, wurde ein Abkommen besiegelt, das dann der ersten Fouer den Weg öffnete. Die war dann allerdings erst 1341.
Am Anfang stand Wolle
Das Ganze sei damals natürlich nicht mit heute vergleichbar, so der Historiker. Eigentlich sei es ein Stoffmarkt gewesen: „Luxemburger Wolle ist von hoher Qualität, beliebt und damals in der ganzen Region bekannt.“ Die Schafe beim „Hämmelsmarsch“ erinnern heute noch daran.
Gründer der Fouer ist „Jang de Blannen“, Johann, König von Böhmen und Graf von Luxemburg. Sein Grab befindet sich übrigens in der Krypta der Kathedrale. Eigentlich, so Steve Kayser, habe schon Johanns Vater, Heinrich VII., 1298 einen solchen Jahrmarkt gründen wollen. Daraus wurde aber nichts. Seine Ideen hätten nicht gefruchtet. Sein Sohn aber habe die Gunst der Zeit genutzt und dann auch den Jahrmarkt gezielt dort angesetzt, wo er dem damals landwirtschaftlichen Leben entgegenkam.
Das Datum der Fouer, zwischen Karschnatz und Traubenlese gelegen, ist gut gewählt. Damals wie heute dauerte sie rund drei Wochen. Eine Woche Vorbereitung, eine Woche Markt und noch eine Woche, um alle Geschäfte abzuschließen, sagt Kayser.
Heute ist die Fouer eng mit dem Glacis verbunden. Der erste Austragungsort der Fouer befand sich allerdings nicht auf dem Glacis, sondern in der Nähe eines Klosters auf dem Heilig-Geist-Plateau – damals noch außerhalb der Festungsmauern der Stadt, so der Historiker: „Der Platz lag ideal. Nahe bei verschiedenen Handwerksbetrieben und Geschäftsleuten und nahe einer damals wichtigen Handelsroute, die von Süden nach Norden führte.“
Die Stadt gedieh und setzte alles dran, die ortsansässigen Handwerker und Händler bestens in den Jahrmarkt einzubinden, erzählt Kayser. Das geschäftliche Treiben habe mehr und mehr auf die Marktplätze im Stadtkern übergegriffen. Ende des 16. Jahrhunderts habe sich auch noch ein Viehmarkt, der sogenannte „Bartelméismaart“, zum Stoffhandel gesellt. Für die Schueberfouer sei es zu eng geworden auf dem Heilig-Geist-Plateau. So sei sie ein erstes Mal umgezogen: Ab 1610 fand sie auf den Feldern des noch unbebauten Limpertsbergs vor den Festungsmauern statt, also jenseits der heutigen Scheffer-Allee.
Spiele kamen später
Im 17. und im 18. Jahrhundert habe der Jahrmarkt etwas an Bedeutung verloren. Unter anderem, weil sich mit aufblühendem Städtewesen auch ein stadteigenes Geschäftsleben entwickelte. Dort wurden dann Produkte, die es sonst nur auf dem Jahrmarkt gab, in stationären Verkaufsräumen angeboten. Doch während der Handel auf der Schueberfouer weniger wichtig wurde, nahmen Spaß und Unterhaltung mit Glücksspiel, Gauklern, Geschichtenerzählern und Musikanten zu, um schlussendlich im Laufe des 19. Jahrhunderts, im Zuge der Industrialisierung, überhandzunehmen.
Die Fouer-Geschichte lebt. Mehr zu dem ersten Riesenrad, der ersten Achterbahn und der Bedeutung der Dampfmaschinen und des elektrischen Stroms für die Attraktivität des Jahrmarktes in einer nächsten Ausgabe.
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