Notlandung in Palm Beach / Als Passagier einen Flieger landen? Das würde in Luxemburg passieren …
Und plötzlich war der Pilot bewusstlos: Ein Passagier hat in den USA nur nach den Anweisungen eines Fluglotsen eine Maschine gelandet. Was würde passieren, wenn so etwas im Luxemburger Luftraum passiert? Flugexperten geben Antwort.
„Ich habe keine Ahnung, wie man ein Flugzeug fliegt“ – mit diesen Worten machte Passagier Darren Harrison an Bord der Cessna 208 seinem Gegenüber im Tower des Palm Beach International Airport in Florida klar: Wir haben ein Problem. Der einmotorige Flieger war wenige Stunden vorher auf den Bahamas in Richtung Sunshine State gestartet. Zu dem Zeitpunkt ging es dem Piloten der Maschine, die Harrison gechartert hatte, noch gut. Doch über dem Meer verlor der Mann am Ruder dann das Bewusstsein – und Darren Harrison wandte sich an den Einzigen in Rufweite: den „Air traffic controller“ Robert Morgan am anderen Ende des Funkgeräts. Mit unaufgeregter Stimme brachte er Harrison im Schnelldurchgang das Fliegen bei und lotste ihn in Richtung Landebahn – sodass der 39-Jährige die Maschine tatsächlich unbeschädigt runterbrachte.
„Am Ende gehört viel Glück dazu, dass eine solche Aktion erfolgreich ist“, erklärt Bernard Frechen von der Luxembourg Flight Training Academy. Und, anders als viele vielleicht denken: „Diese Art von Notlagen ist sehr selten.“ Gesetzliche Vorschriften, wie ein Fluglotse mit einer solchen Situation umgehen sollte, gebe es nicht. In Luxemburg habe es einen solchen Fall noch nicht gegeben. Theoretisch könne aber eine solche improvisierte Landung auch auf dem Findel passieren. „Im Prinzip ist eine solche Landung auf jedem Flughafen möglich“, sagt Frechen. Allerdings hatte der Passagier im Fall Palm Beach Glück: Der Lotse war selber Pilot und hatte entsprechende Flugerfahrung. „Das ist sicherlich Voraussetzung, um Hilfestellung zu geben.“ Allerdings, sagt Frechen, „sollte bedacht werden, dass auch eine Hilfestellung vom Boden aus keine Garantie für eine sichere Landung ist.“ Dabei kämen eine Menge Faktoren zusammen, die sich schlecht voraussagen ließen. „Am Ende gehört viel Glück dazu, dass eine solche Aktion erfolgreich ist“, sagt Frechen.
Lotsen mit Pilotenschein
Weshalb der Tower-Lotse auch Fluglehrer war, erklärt eine Sprecherin der Luxemburger Luftfahrtbehörde „Administration de la navigation aérienne“ (ANA): „In verschiedenen Ländern gehört eine Ausbildung zum Privatflieger zur Standardausbildung eines Lotsen.“ In Luxemburg sei das aber „leider“ nicht der Fall. Die Luxemburger Fluglotsen müssten allerdings jedes zweite Jahr einen Auffrischungskurs absolvieren, bei dem verschiedene Notfall-Szenarien auf einem „TWR-Simulator“ geübt werden. Ein Szenario wie in Florida gehöre aber nicht dazu – eben auch aufgrund der fehlenden Ausbildung zum Piloten. Die einzige Hilfe, die ein Tower-Lotse eventuell in Zusammenarbeit mit dem Radarlotsen anbieten könne, sei: Piloten zu helfen, die die Orientierung verloren haben. Wenn ein Pilot auf Sicht fliege und den Flughafen Findel nicht finde, könne das Flugzeug auf dem Radar identifiziert werden und anschließend mithilfe der Flugrichtung zum Feld geleitet werden.
Was würde ein Fluglotse in Luxemburg machen, um den hilflosen Menschen im Flieger zu unterstützen? – „Das Wichtigste ist die direkte Kommunikation mit dem Piloten oder mit der Person, die als Pilot einspringt“, sagt die ANA-Sprecherin. „Deshalb muss diese Person erst einmal wissen, wie der Kontakt zum Tower hergestellt wird – also Headset aufsetzen, den richtigen Knopf drücken“. Dann sei die wichtigste Aufgabe des Lotsen erst einmal: den frisch gebackenen Flugkapitän zu beruhigen. Dafür könne in Luxemburg auf Englisch, Französisch, Deutsch oder Luxemburgisch kommuniziert werden. Zudem müssten alle anderen Flugzeuge „auf Entfernung“ gehalten werden und dem betroffenen Flieger absoluter Vorrang geben werden. „Dann kann der Lotse versuchen, über Telefon oder Funk einen anderen Piloten zu erreichen – oder einen Kollegen, der einen Flugschein besitzt – und die Situation lösen, indem er die Erklärungen des Kollegen an die Person im Flugzeug über Funk weitergibt.“
Kleiner Grund zur Beruhigung: „Falls sich das Flugzeug in der Horizontalen befindet, kann es nicht einfach abstürzen“, sagt die Sprecherin. Und es bestünde theoretisch auch die Möglichkeiten einer Landung auf einer Wiese – wobei die Gefahr eines Schadens an der Maschine dort erheblich größer ist als beim harten Aufsetzen auf einer Landebahn.
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