/ Alwin de Prins, „Chef de Mission“, über die „anderen Voraussetzungen“ in Montenegro
Während die Sportler am Sonntag, einen Tag vor der Eröffnungsfeier der 18.olympischen „Spiele der kleinen Staaten von Europa“ , im Athletendorf in Budva ankamen, weilt „Chef de mission“ Alwin De Prins bereits seit Freitag in Montenegro. Viele Details mussten dieses Mal recht kurzfristig geklärt werden, doch der 40-Jährige ist zuversichtlich, dass Montenegro bei seiner Premiere als Ausrichter tolle Spiele bieten wird.
Tageblatt: Nach Island und San Marino sind die Spiele in Montenegro Ihre dritten als „Chef de mission“. Ist für Sie inzwischen etwas Routine hereingekommen?
Alwin De Prins: Meine Aufgaben gestalten sich diesmal etwas anders, denn viel Organisatorisches fiel für diese Auflage der Spiele eher zum Schluss an. Da wir insgesamt nur wenige Rückmeldungen aus Montenegro bekamen, besaßen wir selbst kaum Informationen und somit konnte vieles nicht geklärt werden. Etwas, das somit ziemlich kurzfristig erledigt werden musste, war die Aufteilung der Zimmer, und das ist immer ein großer Batzen Arbeit. Doch ich habe es schon öfters betont, Montenegro richtet die Spiele zum ersten Mal aus, ihnen fehlen daher auch Erfahrungswerte. Deswegen muss man etwas Geduld mit ihnen und vor Ort dann auch mit uns haben. Wir werden versuchen, alles so gut wie es nur geht aufzufangen.
Vor allem die langen Distanzen zwischen den Sportstätten waren im Vorfeld ein großes Thema. Sie waren im April für das Treffen der „Chefs de mission“ bereits einmal in Montenegro. Auf was kann man sich denn freuen?
Auch wenn die Organisation etwas hinterherhinkt, heißt es nicht, dass die Spiele 2019 nicht auch gut werden. Die Basketball-Infrastruktur in Bar ist etwa exzellent. Auch Volleyball und Tischtennis können sich auf gute Anlagen freuen. Tennis und Boule werden direkt im Athletendorf in Budva ausgetragen, was eine gute Atmosphäre verspricht. Wir können davon ausgehen, dass bis zum Start die Anlagen alle in einem guten Zustand sein werden, auch wenn die Leichtathletikpiste renoviert werden musste und bis kurz vor dem Beginn der Spiele noch nicht fertiggestellt war.
In diesem Jahr werden die Sportler aus allen Nationen in einer Art Athletendorf untergebracht sein, wie man es auch von den Olympischen Spielen her kennt. Sehen Sie das eher als Vor- oder Nachteil?
Da bin ich geteilter Meinung. Ich hoffe, dass die Sache aufgehen wird, für die Stimmung ist das bestimmt gut. Dann gibt es allerdings noch das Motiv der Ablenkung, dass Sportler, die mit ihren Wettbewerben bereits fertig sind, die anderen stören könnten. Da ist es dann auch am Veranstalter, dies im Griff zu haben.
Montenegro gilt als sportbegeisterte Nation, erwarten Sie volle Zuschauerränge?
Das ist sehr schwer einzuschätzen, das hängt auch immer vom Marketing vor Ort ab. Die Montenegriner sind ein sportbegeistertes Land, daran besteht kein Zweifel, und wenn ihre Sportler Resultate erzielen, werden sie bestimmt auch mitziehen.
Bei den letzten Spielen konnte Luxemburg erstmals im Ausland Rang eins im Medaillenspiegel belegen. Wie stehen die Chancen auf eine Titelverteidigung?
Die Voraussetzungen sind ganz andere als noch vor zwei Jahren. Montenegro wird erstmals mit einer kompletten Delegation von 147 Sportlern an den Spielen teilnehmen. Damit steigt natürlich auch das Niveau, denn neben Luxemburg, Zypern und Island wird somit eine vierte größere Nation vertreten sein. Zudem sind einige Medaillengaranten der letzten Spiele, wie etwa der Radsport oder das Bogenschießen, diesmal nicht dabei. Es ist eine ganz andere Herausforderung und die Titelverteidigung wird somit auf jeden Fall schwierig, doch ich bin jetzt nicht pessimistisch. Wir haben immer noch die Ambitionen, vorne mitzumischen. Vor Ort gibt es zudem immer Athleten, die über sich hinauswachsen können.
Kurz nach den Spielen der kleinen Staaten stehen die Europaspiele in Minsk auf dem Programm. Einige Top-Athleten, die in Montenegro sicherlich für Gold in Frage gekommen wären, bereiten sich zurzeit auf diese vor. Da kommt natürlich die Frage nach dem Stellenwert der JPEE auf …
Das muss man aus zwei verschiedenen Perspektiven sehen. Für die Olympiakandidaten sind die JPEE sicherlich kein Saisonhöhepunkt, das kann man auch nicht von ihnen erwarten. Die Spiele sind vielmehr eine spezielle Zwischenetappe, ein guter Trainingsmoment, bei dem man extra motiviert ist. Denn wann hat man als Luxemburger sonst die Möglichkeit, Teil einer solch großen Delegation zu sein?
Einen richtigen Stellenwert haben sie aber für die jungen Athleten. Für sie ist es einfach eine hervorragende Möglichkeit, Erfahrung auf internationalem Niveau zu sammeln und wichtiges Know-how von den erfahreneren Sportlern zu lernen. Ein Beispiel hierfür ist das Schwimmen, die Mädchen im FLNS-Team sind unsere jüngste Mannschaft vor Ort.
Für diese vielversprechenden Nachwuchstalente wird es zum Beispiel der erste große internationale Eventwettbewerb sein. Ein weiteres Argument für die Spiele ist die allgemeine Sportbegeisterung, die sie entfalten können. Diese Popularität ist für den Sport in Luxemburg schon ungemein wichtig.
Ist es kein Problem, dass das Leistungsniveau bei den JPEE von Disziplin zu Disziplin stark variiert?
Es kann schon vorkommen, dass bei einem Wettbewerb ein Olympionike aus Zypern, ein weiterer aus Island und noch einer aus Luxemburg gegeneinander antreten. Der Kampf um Gold findet hier dann auf einem recht hohen Niveau statt. Bei anderen ist die Konkurrenz weniger groß. Das muss man immer im Hinterkopf behalten und in den richtigen Kontext setzen. Für mich macht das aber auch den Charme der Spiele aus.
Sie selbst sind dreifacher Olympionike im Schwimmen. Was haben die Spiele der kleinen Staaten denn für Sie persönlich bedeutet?
Als Luxemburger hat man nicht so oft die Möglichkeit, bei internationalen Wettbewerben einmal die Nationalhymne hören zu dürfen. Bei den JPEE ist das anders. Deswegen nehmen Sportler, die auch auf einem höheren Level antreten können, auch gerne hieran teil. Man spürt, dass man Teil von einer Mannschaft, etwas Größerem, ist. Es ist eine Ehre, sich alle zwei Jahre dem Publikum zu zeigen. Die Spiele sind etwas, das ich persönlich auch nie vergessen werde.
Vor fast genau einem Jahr haben Sie den Posten des Direktors des Luxembourg Institute for High Performance in Sports angetreten. Ist Ihnen die Doppelbelastung nicht zu viel geworden?
Man muss betonen, dass ich die Arbeit fürs das Olympische Komitee auf ehrenamtlicher Basis mache. Ich kann aber sagen, dass der Stressfaktor in den letzten Wochen nicht gerade niedrig war. Doch ich versuche, beides grundsätzlich zu trennen, auch wenn es gewisse Überschneidungen gibt, weil es sich teilweise um die gleichen Athleten handelt. Doch wie bereits bei den beiden vorherigen Spielen, als ich noch bei der BGL angestellt war, kümmere ich mich nicht während meiner Arbeitszeiten um diese Aufgabe.
Ich muss aber auch betonen, dass dies ohne die Unterstützung der Mitarbeiter des COSL nicht geklappt hätte.
Anreise mit Verspätung
Um 8.00 Uhr gestern Morgen sollte der größte Teil der luxemburgischen Delegation eigentlich vom Findel aus Richtung Tivat starten, Treffpunkt war bereits um 5 Uhr. Doch der Flug lief nicht wie geplant, denn erst mit einer Verspätung von fast drei Stunden ging es endlich los Richtung Montenegro. Die Piloten des Charterfluges landeten nämlich mit Verspätung in Luxemburg und mussten daraufhin erst einmal eine Pflichtpause einlegen. Am frühen Nachmittag trafen dann aber alle gesund und munter in Budva ein. Nicht dabei waren allerdings die Judokas und Tischtennisspieler, die in den sauren Apfel beißen mussten und mit einem Linienflug von Düsseldorf aus nach Montenegro reisten, denn der Charter war zu klein für die komplette Delegation.
Beschränkter Zutritt
Wie die Eröffnungsfeier heute Abend aussehen wird, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Fest steht so weit nur, dass sie um 21.00 Uhr beginnt und rund zwei Stunden dauern soll. Da man den engen Kern der mittelalterlichen Altstadt als Location ausgesucht hat, werden nur die Delegationen der neun teilnehmenden Länder, VIPs und akkreditierte Personen der Feier beiwohnen können.
Wetter: regnerisch
Budva ist ein beliebter Touristenort direkt an der Adria. Wer jedoch dachte, dass Sonnencreme benötigt wird, lag falsch. Am späten Nachmittag fing es gestern an, wie aus Eimern zu schütten und auch die Aussichten für die kommenden Tage versprechen keine Besserung.
Werbung: kaum vorhanden
Am Flughafen Tivat, rund 25 Kilometer von Budva entfernt, war von den JPEE nichts zu sehen. Auch auf der Strecke zwischen den beiden Orten, die über einen beeindruckenden Anstieg führt, war von Werbung nichts zu sehen. Erst als man näher an das „Slovenska Plaza“ – in dem das Athletendorf liegt – herankam, gab es erstmals JPEE-Flair.
Das Dorf besteht aus vielen kleinen Ferienwohnungen, die für die Delegationen reserviert sind. Umgeben ist es von einem Park, in dem auch die Tennis-, Boule- und Beachvolleyballanlagen liegen.
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