Gemeindewahlen / An der Mosel viel Neues: Die Ausgangslage in Remich, Mondorf, Grevenmacher und Mertert-Wasserbillig
Ein paar Tage vor den Wahlen wirft das Tageblatt einen Blick auf die Ausgangslage in den Gemeinden an der Mosel. Zwischen Mondorf und Wasserbillig haben manche Kommunen 2017 eine satte Mehrheit erreicht, andere haben sie über Restsitze ergattert. Am Sonntag entscheiden die Bürger.
Remich ist zwischen Mondorf, Grevenmacher und Mertert-Wasserbillig mit rund 4.000 Einwohnern die kleinste der von uns untersuchten Moselgemeinden. In der „Moselperle“ gehen fünf Parteien mit Listen an den Start. Deren Vertreter sitzen schon jetzt im Gemeinderat. Mit einer Koalition aus DP und CSV, die acht der elf Sitze stellen, regiert Bürgermeister Jacques Sitz (DP) seit 2017 mit einer komfortablen Mehrheit. Allerdings war 2017 der vierte Sitz ein Restsitz, den die DP den Piraten weggeschnappt hatte. Letztere waren damals ganz nah an einem zweiten Sitz im Gemeinderat. Es war knapp. Den wollen die Piraten dieses Mal unbedingt erreichen, wie ihre auffallend großangelegte Wahlkampagne zeigt. Die aktuelle Koalition hat die Querelen um das Alten- und Pflegeheim „Jousefshaus“ beseitigt, einige Wechsel im Gemeinderat verkraftet und einen Masterplan für die Moselmetropole entwickelt. „Das wird unsere rote Linie bleiben“, sagt Sitz, nach dessen Angaben die großen Projekte in Remich, wie der Bildungs-, Sport- und Betreuungskomplex „Gewännchen“, einstimmig verabschiedet wurden. Gelassen schiebt er auf Tageblatt Anfrage nach: „Jeder soll das kriegen, was er gerne hätte.“
Grevenmacher: Erstmals fünf Parteien am Start
In Grevenmacher gehen dieses Mal ebenfalls fünf Parteien an den Start. Dort regiert aktuell der „Député-maire“ Leon Gloden (CSV) in einer Koalition mit „déi gréng“. Die ehemaligen CSV-Mitglieder Marc Bier und Joël Krack führen die Piratenliste an, die erstmalig kandidiert. Ist es eine Bereicherung der Parteienlandschaft in der Moselmetropole mit knapp 5.100 Einwohnern? „Wir leben in einer Demokratie und ob es eine Bereicherung ist, müssen die Wähler entscheiden“, sagt der aktuelle Rathauschef. Fünf Sitze hat die CSV bislang im Gemeinderat, das Zünglein an der Waage sind „déi gréng“ mit einem Sitz. Allerdings war auch hier der fünfte CSV-Sitz im Rat ein Restsitz, den es am Sonntag zu festigen gilt. Kulturzentrum, medizinische Versorgung mit einem IRM-Zentrum und die geplante Umwidmung des Marktplatzes – weg vom reinen Parken, hin zu kulturellem Leben – sind die Projekte der letzten sechs Jahre und nicht immer einstimmig verabschiedet worden. „Eine Partei, die das Kulturzentrum nicht unterstützt, arbeitet gegen die kulturellen Vereine Grevenmachers“, sagt der Rathauschef auf Tageblatt-Nachfrage. Das IRM-Zentrum am Potaschbierg verteidigt er damit, dass quer durch alle Parteien schon lange eine bessere medizinische Versorgung im Osten gefordert wird.
Wasserbillig: LSAP-Mehrheit wartet gespannt auf Bewertung
In Mertert-Wasserbillig ist die Lage zur Wahl am überschaubarsten. Drei Parteien, LSAP, DP und CSV, kämpfen um die elf Sitze im Gemeinderat der Stadt an Mosel und Sauer. Die mittlerweile auf knapp 5.100 Einwohner angewachsene Gemeinde hat in den letzten sechs Jahren ein enormes Bevölkerungswachstum hingelegt. Allein zwischen 2017 und 2023 wächst sie um über 600 Einwohner an. Mertert-Wasserbillig ist seit jeher eine LSAP-Hochburg an der Mosel. Seit der Jahrtausendwende regieren die Sozialisten mit in der Stadt, in den letzten sechs Jahren mit einer absoluten Mehrheit von 51,8 Prozent oder sechs von elf Sitzen. In der Zeit hat der aktuelle Bürgermeister Jérôme Laurent (LSAP) ein ehrgeiziges Wohnungsbau-Programm durchgezogen, zwei Schulen und weitere Betreuungsplätze gebaut und die Gemeinde unter die Top Ten im Land bei den Gewerbesteuereinnahmen befördert. Über 5.000 Arbeitsplätze bietet die Gemeinde mit den beiden Ortsteilen mittlerweile. „Wir sind gespannt, wie die Bürger unsere Arbeit bewerten und wir hoffen, dass sie uns ihr Vertrauen weiter schenken“, sagt der Rathauschef auf Tageblatt-Nachfrage. Dass die Grünen nicht antreten, ist in den Augen des Bürgermeisters der Tatsache geschuldet, dass er seit mehr als 20 Jahren die Umweltpolitik mitmacht.
Mondorf: Einigkeit über den Kurs quer durch die Parteien
Die Gemeinde Mondorf-les-Bains sticht in vielerlei Hinsicht hervor. Sie ist die einzige im Land, die ein Casino und ein Thermalbad vorzuweisen hat, und demnächst ein Velodrom. In der auf über 5.000 Einwohner angewachsenen Gemeinde gehen vier Parteien an den Start. Seit ewig ist die DP mehrheitlich für die Politik verantwortlich und holte bei den Wahlen 2017 sogar 50, 2 Prozent oder sechs von elf Sitzen im Gemeinderat. Einen Sitz haben sie damals der CSV abgenommen. Die DP regiert in einer Koalition mit „déi gréng“, die einen Sitz haben. Im Mondorfer Gemeinderat herrscht weitgehend Einigkeit – trotz unterschiedlicher Farben. Große Projekte werden einstimmig verabschiedet. „Die Projekte sind im Sinne der Gemeinde und nicht im Sinne von einzelnen Leuten“, kommentiert der aktuelle DP-Bürgermeister Steve Reckel das Abstimmungsverhalten auf Tageblatt-Anfrage. Eine Herzensprojekt ist die Schaffung von Wohnraum, bei dem die Gemeinde Bauherr ist und nicht eine Immobilienfirma. Mondorf hat mit knapp 9.100 Euro pro Quadratmeter den höchsten Preis in allen vier Gemeinden.
Das größte zukünftige Projekt ist das Velodrom. Für das seit vielen Jahren geplante Radsportzentrum steht nur noch die Schlussabstimmung im Parlament aus. „Wir sind bereit, dann können wir ausschreiben und loslegen“, sagt der Rathauschef. Dann geht es an die Verschönerung der „First Avenue”, der rue Frantz Clément.
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