Welt-Alzheimertag / An die erinnern, die vergessen: „Memory Walk“ in der Hauptstadt
Demenzerkrankungen nehmen immer weiter zu – auch in Luxemburg. Rund 8.000 Betroffene soll es im Großherzogtum geben, Tendenz steigend. Darauf will die „Association Luxembourg Alzheimer“ (ALA) aufmerksam machen und organisiert am Welttag für Alzheimer den sogenannten „Memory Walk“.
„Man sollte sich mit dem Thema nicht erst befassen, wenn man selbst oder jemand aus dem nahen Umfeld betroffen ist. Denn es gibt fast niemanden mehr, der nicht wenigstens eine Person kennt, die eine Person kennt, die von Demenz betroffen ist“, stellt Lydie Diederich, Generaldirektorin von der „Association Luxembourg Alzheimer“ (ALA) fest. Sie sagt, dass Demenz – und die gut rund 50 Formen der Krankheit wie zum Beispiel Alzheimer – zur Gesellschaft gehören und diese sich deshalb damit auseinandersetzen muss.
Dafür organisiert die ALA bereits seit 2002 den sogenannten „Memory Walk“, eine Veranstaltung ganz im Zeichen der Demenz. Dabei werden am Welttag von Alzheimer – übrigens der am häufigsten vorkommenden Form von Demenz – am 21. September geführte Touren durch die Stadt organisiert, um auf die Erkrankung aufmerksam zu machen und Solidarität mit Betroffenen auszudrücken.
Auf sich achten
Wie viele es in Luxemburg sind, ist nicht bekannt. „Wir haben dazu keine Angaben“, teilt das Ministerium für Gesundheit und soziale Sicherheit auf Nachfrage mit. Registriert wird lediglich, wie viele Begünstigte Demenz als ersten oder zweiten Grund bei der Frage nach der Ursache für ihre Pflegebedürftigkeit angeben: rund 3.510 Personen nennen dabei die Erkrankung. Basierend auf einer Hochrechnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen laut Lydie Diederich aber weitaus mehr Menschen mit Demenz im Großherzogtum leben, nämlich etwa 8.000.
Fest steht für die Generaldirektorin der ALA: Da die Bevölkerung generell immer älter wird, gibt es auch immer mehr von Demenz Betroffene. Die Erkrankung entwickelt sich nämlich meist im Laufe der Jahre, ehe diese dann ausbricht und sich bemerkbar macht. „Bereits mit 30 oder 40 beginnt das Gehirn schon damit, abzubauen. Bemerken tut man dies aber erst später“, erklärt Lydie Diederich. Verschiedene Verhaltensweisen – wie zum Beispiel aktiv sein, lesen, sich gesund ernähren oder auch auf Alkohol sowie Zigaretten verzichten – können den Krankheitsverlauf verzögern.
Lydie Diederich weist darauf hin, dass alle Menschen einen natürlichen Alterungsprozess durchleben: Dinge gehen dann langsamer voran, man braucht für das Erledigen von Sachen mehr Zeit, vielleicht kann man sich allgemein auch weniger gut konzentrieren. „Das ist normal. Wenn man aber plötzlich vermehrt durcheinander ist oder sich an Dinge nicht mehr erinnert, muss man sich Gedanken machen“, so die Verantwortliche der ALA. Sie empfiehlt, sich in dem Fall an die Hausärztin oder den Hausarzt zu wenden. Die oder der kenne die Person, kann so Veränderungen feststellen und wenn nötig an Fachpersonal überweisen.
Früh reagieren
„Je eher man merkt, dass etwas nicht stimmt, desto besser sieht es mit den Behandlungsmöglichkeiten aus“, sagt Lydie Diederich. Aktivitäten, Gedächtnisübungen und gezieltes Training funktionieren ihr zufolge nämlich besser, wenn die Krankheit weniger weit fortgeschritten ist. Und: Eine frühe Diagnose erlaubt es, andere Krankheitsbilder auszuschließen. „Schwierigkeiten mit der Konzentration oder zunehmende Isolation können zum Beispiel auch Anzeichen einer Depression sein“, gibt die Generaldirektorin der ALA zu bedenken.
Praktisches zum „Memory Walk“
Wer seine Solidarität mit von Demenz Betroffenen ausdrücken oder sich über die Krankheit informieren will, kann das spontan am Samstag in Luxemburg-Stadt tun: Dort organisiert die „Association Luxembourg Alzheimer“ (ALA) die 23. Ausgabe des „Memory Walk“. Jeweils um 13 Uhr, 14.30 Uhr und 15.30 Uhr starten auf der „Place Clairefontaine“ kostenlose Führungen durch die Hauptstadt, bei denen es zum Beispiel Informationen zu wichtigen Gebäuden in der Stadt gibt. Auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität können laut der ALA an den etwa 30- bis 40-minütigen Touren teilnehmen. Dafür anmelden kann man sich vor Ort, eine Höchstgrenze für die Anzahl der Einschreibungen gibt es nicht. Auf der „Place Clairefontaine“ gibt es zwischen 11 und 17 Uhr außerdem Animation, Informationsstände und Konzerte. Alle Informationen findet man unter: alzheimer.lu.
Ohne Demenz kleinreden zu wollen, haben Lydie Diederich und ihr Team es sich zum Ziel gesetzt, den Menschen die Angst davor zu nehmen: „Wenn man sich nach und nach nicht mehr an Dinge erinnern kann, ist das nicht einfach. Wir wollen aber vermitteln, dass man auch mit der Krankheit schöne Momente haben kann.“ Beim „Memory Walk“ am Samstag soll nun ein Zeichen gesetzt werden. Damit die, die vergessen, nicht vergessen werden.
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