/ Andys tolle Nummer: Vor zehn Jahren gewann Andy Schleck Liège-Bastogne-Liège
Heute Freitag ist es zehn Jahre her, dass Andy Schleck mit einem grandiosen Alleingang Liège-Bastogne-Liège gewann. 55 Jahre nach Marcel Ernzer war er erst der zweite Luxemburger, der sich beim ältesten Klassiker der Radsportgeschichte durchsetzte (im vergangenen Jahr sorgte Bob Jungels für den dritten Sieg). Tausende von Fans aus dem Großherzogtum und aus Belgien feierten den Sieg.
Von Petz Lahure
55 Jahre nach Marcel Ernzer (am 9. Mai 1954) gewann am 26. April 2009 erstmals wieder ein Luxemburger Rennfahrer Liège-Bastogne-Liège. Mit einer Maestria sondergleichen setzte sich Andy Schleck in der vielleicht schönsten aller „Classiques“ durch. Das Rennen durch die belgischen Ardennen, das neben Mailand – Sanremo, der Ronde van Vlaanderen, Paris-Roubaix und dem Giro di Lombardia zu den fünf Monumenten des Radsports zählt, war schon lange vorher in Andys Agenda angekreuzt. Hier wollte der damals 23 Jahre alte (geb. 10.6.1985), 1,86 m große und 67 kg schwere Modellathlet den ersten ganz großen Erfolg seiner Karriere feiern. So versprach es uns Andy Schleck am 10. Dezember 2008 am Rande der Sportpressegala im Mondorfer Casino 2000. Vier Monate später hielt er Wort.
Der erste große Sieg
Seit seinem Übertritt ins Berufsfahrerlager 2005 hatte Schleck bis Liège-Bastogne-Liège eigentlich kein Rennen von internationaler Bedeutung gewonnen. Im Jahr 2005 wurde er Luxemburger Meister im Zeitfahren, 2006 trug er die 3. und die 5. Etappe der Sachsen-Rundfahrt davon und 2008 setzte er sich bei den Kriterien in Luxemburg (Gala Tour de France) und Curaçao (Amstel Curaçao Race) durch. Am prestigeträchtigsten waren seine Titel als bester junger Fahrer des Giro d’Italia 2007 und der Tour de France 2008, die ihm jeweils das „Weiße Trikot“ einbrachten.
Dass Schlecks ganz großer Tag nicht mehr weit entfernt sein konnte, wurde vier Tage vor Liège-Bastogne-Liège ersichtlich, als er sich bei der „Flèche Wallonne“ hinter dem Italiener Davide Rebellin auf dem zweiten Platz klassierte. Die „Flèche“ war für Andy und das damalige Saxo-Bank-Team eine Art Generalprobe im Hinblick auf Liège-Bastogne-Liège. An der Vorlage für die „Bataille des Ardennes“ musste nur noch gefeilt werden. „Wir sind bereit“, betonte Saxo-Bank-Teammanager Bjarne Riis mit überzeugter Miene schon am Tag vor der „Doyenne“. Bei der Mannschaftsvorstellung, die traditionsgemäß im Zelt vor dem Palais des Princes-Evêques stattfand, intonierte die Empfangskapelle zwar den Abba-Schlager „Waterloo“, als Andy und Co. auf die Bühne traten, doch tat dies der guten Stimmung und der Zuversicht im Team keinen Abbruch.
Wie topfit und bestens vorbereitet die Saxo-Bank-Garde war, wurde während des Rennens ersichtlich. Sie ließ zwar eine Vierergruppe mit den Franzosen Hubert Dupont (Ag2r La Mondiale) und Cyril Gautier (Bbox Bouygues Télécom), dem Belgier Nico Sijmens (Cofidis) und dem Schweizer Marcel Wyss (Cervélo) – der 2008 die „Flèche du Sud“ gewonnen hatte – ziehen, doch als der Vorsprung der Ausreißer auf über zehn Minuten gestiegen war, beschlossen Bjarne Riis und Sportdirektor Kim Andersen, dass der Spaß lange genug gedauert hätte.
Unwiderstehlich
Immer öfter sah man in der Folge die Trikots der dänischen Saxo-Bank-Truppe vorne im Feld, und selbst Andy und Frank Schleck waren sich nicht zu schade, um das Rennen von der Spitze des Pelotons aus zu diktieren. Zeitweise durfte man sogar Angst haben, die beiden würden ihre Kräfte zu früh vergeuden, doch sollte sich später herausstellen, dass dem nicht so war. Als Andy Schleck in der Côte de la Roche aux Faucons die Verfolgung des allein ausgerissenen Philippe Gilbert aufnahm, diesen 18 km vor dem Ziel einfing und förmlich stehen ließ, musste ein jeder neidlos anerkennen, dass der junge Luxemburger an diesem Tag der weitaus stärkste Fahrer war. Wie ein Routinier vergrößerte er seinen Vorsprung von km zu km, lag zeitweilig rund anderthalb Minuten vorn und ließ es erst lockerer angehen, als ihm der Sieg nicht mehr zu nehmen war.
„Ich habe mich ein bisschen wie im Fernsehen gefühlt“, sagte Andy Schleck später bei der Pressekonferenz des Siegers. „Ich hatte 1’30“ Vorsprung und habe gedacht, die kommen unmöglich noch zurück. Aber ich machte weiter. Es kann alles passieren: ein Sturz, ein Plattfuß. Erst 500 m vor dem Ziel habe ich die Kraft rausgenommen.“ Auf dem letzten halben Kilometer kostete Andy seinen Erfolg so aus, wie es sich für einen Gewinner seines Kalibers geziemt. Tausende von Luxemburgern und Belgiern bereiteten ihm in der rue Jean Jaurès von Ans, wo das Ziel war, einen unvergesslichen Empfang. Welch schönes Bild, welch großartiger Sieger.
„Es war mein Traum“
„Es war meine dritte Teilnahme bei Liège-Bastogne-Liège“, meinte Andy später. „Das ist für mich außergewöhnlich. Ich wusste, dass es im Falle eines Sprints schwer für mich werden könnte. Wäre ich eingeholt worden, hätte ich es wahrscheinlich nicht mal mehr unter die ersten 20 geschafft, nachdem ich so viel Kraft investiert hatte. Mein Traum war es, Liège-Bastogne-Liège zu gewinnen. Dieser Traum ist in Erfüllung gegangen. Natürlich träumt man auch von der Tour de France. Wenn ich das eines Tages schaffe, werde ich sehr glücklich sein. Aber bis dahin bleibt noch sehr viel Arbeit.“
Andy Schleck erhielt am 29.5.2012 offiziell das „Maillot jaune“ des Tourgewinners 2010. Alberto Contador war der Sieg am 6.2.2012 wegen Dopings aberkannt worden. Frank Schleck, der eine Woche zuvor beim Amstel Gold Race schwer gestürzt war, traf im ersten Verfolgerpeloton auf dem 23. Platz ein, nachdem er während des ganzen Rennens wertvolle Helferdienste geleistet und zum Schluss Andys Flucht abgeschirmt hatte.
Wegen Trainingsrückstands bekam der dritte Luxemburger Teilnehmer, Kim Kirchen, Probleme mit der Distanz. Er war während rund 170 km im Peloton und wurde in der Côte de Vannes abgehängt. Als er den Anschluss nicht mehr schaffte, stieg er wie 79 andere Fahrer frühzeitig aus dem Rennen.
Insgesamt beendeten 119 Fahrer den Klassiker. Mit Andy Schleck stiegen der Spanier Joaquim Rodriguez (auf 1’17“) und der Italiener Davide Rebellin (auf 1’24“) aufs Podium. Als Letzter kam der Italiener Daniele Righi mit 16’29“ Rückstand auf Andy Schleck ins Ziel.
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