Editorial / Antwort mit vielen Fragen
Auf diese Weise ungewollt, schnell und massiv wurde eine Arbeitsweise, die vor Corona lediglich sechs bis sieben Prozent der Berufstätigen ganztägig betraf, zur Realität für Hunderttausende. Telearbeit im Home-Office, in der sanitären Krise der Vorgabe der physischen Distanz zwischen Menschen geschuldet, lässt den Finanzplatz weiter aktiv sein, garantiert die Funktion staatlicher Verwaltungen, lässt sogar Schulen kontaktlos lehren und Mediziner aus der Entfernung konsultieren.
Als große Hürden der Arbeit von zu Hause aus galten bis vor kurzem steuerrechtliche Bedenken. Die Besteuerung der vielen Grenzgänger hätte nach den alten Regeln bei Heimarbeit hauptsächlich in ihrem Heimatland geschehen sollen, was für Luxemburg und seine Finanzminister selbstredend ausgeschlossen ist. Das Problem wurde innerhalb kürzester Zeit, wenn auch übergangsweise, gelöst, das offensichtlichste Hindernis vorerst beseitigt.
Somit erleben wir seit März einen arbeitstechnischen Test in Echtzeit und unter realen Bedingungen, der von manchen bereits als Lösung der Hauptprobleme des Landes gefeiert wird. Staufreie Verkehrsflüsse inklusive weniger Schadstoffemissionen werden positiv wahrgenommen; mittelfristig könnte sich sogar die Wohnungskrise entspannen, wenn nicht mehr gebrauchte Büroflächen umgenutzt würden.
Die allermeisten Arbeitnehmer, so ergab die groß angelegte Studie „Arbeiten 4.0 – Chancen und Herausforderungen für Luxemburg“, die von Regierung, Handelskammer und Arbeitnehmerkammer in Auftrag gegeben worden war und 2018 erschien, sehen einen positiven Effekt der Telearbeit sowohl auf ihre Lebens- als auch auf ihre Arbeitsqualität. Aktuell und unter Berücksichtigung der Corona-bedingten Erfahrungen teilt Statec mit, dass während der vergangenen Wochen 48 Prozent der Arbeitnehmer ganz im Home-Office arbeiteten und 21 Prozent teilweise. Nur 15 Prozent ziehen eine negative Bilanz der Heimarbeit. Das Büro zu Hause könnte demnach eine gute Alternative sein, wären da nicht eine Reihe von offenen Fragen und Aspekten, die wohl erst nach einer längeren Periode spürbar sind. Die Arbeitnehmerkammer, die im „Quality of work“-Index regelmäßig die Belastungen durch Arbeit untersucht, hatte sich 2017 des Themas „Télétravail“ angenommen und untersucht zurzeit die Heimarbeit während der Krise. Erste Ergebnisse wurden dieser Tage veröffentlicht. Wer zu Hause arbeitet, erlebt öfters Konflikte zwischen Arbeit und Privatleben, ist mit höheren emotionalen Anforderungen konfrontiert als Kollegen im Betrieb, hat zwar mehr Autonomie, arbeitet dafür aber meist länger. Ein höheres Erschöpfungsrisiko, häufigere psychische Probleme sind die Kehrseiten der relativen Autonomie. Bei der Telearbeit fühlen die Beschäftigten sich stärker verpflichtet, ständig erreichbar zu sein.
Hinzu können gesundheitliche Probleme durch ungeeignete Büromöbel kommen, das Arbeitsumfeld (meist selbst finanziert) ist oft für Acht-Stunden-Tage ungeeignet. Fehlende Ruhe und damit verbundene Konzentrationsschwierigkeiten, aber auch der kaum mehr stattfindende Austausch mit Kollegen sind weitere negative Aspekte, ebenso wie die soziale Isolierung am Arbeitsplatz, die bei Heimarbeitern durch wenigstens eine wöchentliche Präsenz im Unternehmen aufgefangen werden sollte.
Ein (bislang kaum vorhandener) arbeitsrechtlicher Rahmen für die Arbeit zu Hause, die sicherlich gesellschaftliches und wirtschaftliches Potenzial hat, könnte viele der noch offenen Fragen beantworten, negative Auswirkungen verhindern, positive Aspekte fördern. Dieser kann nur im Sozialdialog paritär entwickelt werden, was schnell geschehen sollte, im Interesse aller.
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Eigentlich eine gute Sache dieses „ Home Office“.Der Staat kann die Steuervergünstigung für den Arbeitsweg streichen.Der Arbeitgeber kann die Essenszulage streichen, Strom, Abwasser für sanitäre Anlagen, Einrichtung,…….einsparen.Kinderhorte werden überflüssig.
@J.Scholer
„Eigentlich eine gute Sache dieses „ Home Office“.Der Staat kann die Steuervergünstigung für den Arbeitsweg streichen.Der Arbeitgeber kann die Essenszulage streichen, Strom, Abwasser für sanitäre Anlagen, Einrichtung,…….einsparen.Kinderhorte werden überflüssig.“
Genau, auch im Stau stehen die nicht, brauchen keinen Parkplatz, verpesten nicht die Luft, die Leute sparen 1-2 Stunden am Tag und sind nicht genervt.