Suchtberodung Online / App soll Menschen mit Abhängigkeitsproblemen in Luxemburg helfen
Kompetente Hilfe immer und überall – diese Überlegung steckt hinter der ersten Smartphone-App für Suchtberatung in Luxemburg. Drei große Akteure aus dem Bereich der Drogenhilfe haben sich zusammengetan, um Betroffenen künftig auch eine digitale Tür zu bieten, hinter der sie Unterstützung finden.
Von Eric Hamus
Für viele Menschen ist das Smartphone ein digitales Taschenmesser. Sie telefonieren damit, schießen Fotos, drehen kurze Filmchen und lassen sich von News-Apps immer auf den allerletzten Stand bringen. Das Telefon misst Schritte, zeichnet die gelaufene Strecke nach und zeigt den Weg zum nächsten Ziel. Wer mehr über ein Wort oder ein Thema erfahren möchte, fragt einfach Google. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen in der digitalen Welt unterwegs sind.
Genau dort versuchen nun die „Jugend- an Drogenhëllef“, Impuls und das „Centre de prévention des toxicomanies“ (CePT), den Menschen mit Suchtproblemen zu begegnen und ihnen jene Hilfe zukommen zu lassen, die sie benötigen. Die neue App „Suchtberodung Online“ ist demnach als digitale Erweiterung zu den bestehenden Angeboten der Suchtberatung zu verstehen. Neben zahlreichen Informationen über die verschiedensten Substanzen wird den Betroffenen auch einen digitalen Weg geboten, Kontakt mit Experten aufzunehmen, die beim Ausstieg helfen können.
„Jeder hat heutzutage ein Smartphone. Eine App ist folgerichtig das optimale Instrument für Suchtberatung“, erklärt Günter Biwersi von der „Jugend- an Drogenhëllef“. Sucht ist in der Gesellschaft allgegenwärtig, wenn auch nicht immer sichtbar. Manche Betroffene wollen ihr Problem nicht wahrhaben, anderen fehlt der Mut, sich an eine Beratungsstelle zu wenden – wohl auch aus Angst, Bekannten über den Weg zu laufen und ihre Sucht somit öffentlich zu machen.
Anonym und kompetent
„Aus unserer langjährigen Erfahrung im Milieu wissen wir, dass tatsächlich eine Nachfrage für ein niedrigschwelliges Angebot besteht“, unterstreicht René Meneghetti vom Jugenddienst Impuls. Die App sei nichts anderes als eine digitale Tür, hinter der die Betroffenen professionelle Beratung und Unterstützung finden, ohne ihr Gesicht preisgeben zu müssen. „Über die App können die Nutzer anonym kompetente Hilfe in Anspruch nehmen“, so Meneghetti weiter. Eine Chatfunktion vereinfacht die Kommunikation mit den Betroffen. „Wir passen uns der Zeit und der Kundschaft an“, so der Psychologe.
Kernstück der App ist die Funktion „Onlineberatung“. Sämtliche Berater sind Mitarbeiter aus dem Suchtbereich in Luxemburg, etwa Psychologen, Pädagogen oder Sozialarbeiter. Sie alle wurden in den verschiedensten Therapieformen ausgebildet und haben bereits etliche Erfahrungen im direkten Gespräch mit Betroffenen. Über die App können sich die Nutzer anonym anmelden und den Beratern eine Nachricht zukommen lassen. Diese versuchen wiederum, schnellstmöglich auf die Anfrage zu reagieren. „Menschen, die ein Suchtproblem haben und um Hilfe bitten, brauchen sofort Unterstützung. Deshalb versuchen wir, den Erstkontakt binnen 24 bis 48 Stunden herzustellen“, erläutert Günter Biwersi. Man hoffe aber, die Reaktionszeit im Laufe der kommenden Wochen und Monate noch zu verkürzen.
Zu den weiteren Funktionen gehören ein Selbsttest, mit dem die Nutzer ihr Konsumverhalten prüfen können, ein Tagebuch, in dem sie ihren Konsum nachverfolgen können und eine Rubrik „Information“ mit zahlreichen Hinweisen zu den unterschiedlichen Substanzen. „Wenn ich etwas konsumiere, soll ich wenigstens wissen, was“, betont Roland Karius vom CePT. Aufgeführt werden zunächst die gängigsten Substanzen: Alkohol, Tabak, Cannabis, Heroin, Kokain und neue psychoaktive Substanzen. Das Angebot soll aber noch erweitert werden. Andere Suchtformen und Substanzen sind zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen: „Das ist nun ein Start“, so Karius. „Wir werden die App aber konstant verbessern und das Angebot entsprechend erweitern.“
„Suchtberodung Online“ ist anonym und sicher. Nutzer müssen ein Konto anlegen, um die Funktionen „Suchtberatung“ und „Tagebuch“ in Anspruch zu nehmen. Persönliche Informationen werden dafür aber nicht benötigt. Die App kann ab sofort kostenlos heruntergeladen werden, und das sowohl im App Store als auch bei Google Play. Weitere Informationen unter www.suchtberodungonline.lu.
- Fast die Hälfte des Stroms stammt aus Erneuerbaren - 23. Januar 2025.
- Gericht weist Klage gegen von der Leyen ab - 23. Januar 2025.
- Merz will andere Sicherheitspolitik als Antwort auf „Achse der Autokratien“ - 23. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos