Editorial / Arbeiten Sie mal was! Luxemburgs Industrievertreter halten Sie für faul
Das Arbeitsrecht ist schon irgendwie nervig. Work-Life-Balance, Ersatzeinkommen bei Arbeitsunfähigkeit, Elternurlaub: Die Industrievertreter präsentieren diese Aspekte in ihrem Forderungskatalog als üble Last für die armen Unternehmer, die sowieso kaum noch Geld verdienen können. Vor allem, weil anscheinend niemand 40 Stunden arbeiten würde – und die Schuld trägt die böse Regierung mit ihren Regeln und Rechten. Die Fedil redet von einer „Inflation von Anreizen zur Nichtaktivität“, die die Präsenz der Arbeitnehmer reduziere, „ohne dass ihr Einkommen sinkt“. Die Lösung: Das Ersatzeinkommen weniger attraktiv machen.
Dass die Fedil die Meinung vertritt, eine Senkung der Arbeitszeit sei schlecht, scheint offensichtlich. Aber die Forderungen der Industrievertreter gehen noch einen, zwei, fünfzig Schritte weiter. Denn: Die „tatsächliche Arbeitszeit der Beschäftigten“ soll erhöht werden, „insbesondere indem die Fälle, in denen Überstunden generiert werden, reduziert werden“. Das steht jedenfalls so in ihrem Dokument zu den diesjährigen Wahlen.
Außerdem scheinen sie der Aufrichtigkeit ihrer Arbeitnehmer nicht sonderlich zu trauen. So soll der Staat die ärztlichen Bescheinigungen besser kontrollieren, „um die Präsenz der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz zu erhöhen“. Zwischen den Zeilen ist jedenfalls rauszulesen, dass die Industrievertreter einen Teil ihrer Angestellten wohl für faule Arbeitsschwänzer halten. Und deswegen sollen sich jetzt alle mit Krankenschein aus dem Bett schleppen, um im Bademantel und mit laufender Nase dem Kontrollbeamten vor der Tür zu bestätigen: „Ja, ich bin tatsächlich krank.“
Und überhaupt: Auch die Personalvertretung macht alles nur unnötig kompliziert. Laut Fedil müsse man nämlich „auf einen übermäßigen Formalismus verzichten, der gegebenenfalls der Verpflichtung zur Einbeziehung der Personalvertretung untergeordnet ist“. Oder im Klartext: Es ist schon lästig, wenn jemand die Arbeitnehmer begleitet und sie über ihre Rechte aufklärt.
Die Fedil fordert also mehr Freiheit für die Unternehmen im Umgang mit den Arbeitnehmern. Flexiblere Arbeitszeiten, kleineres Gehalt bei Arbeitsunfähigkeit und weniger Beteiligung der Personalvertretung: Das klingt doch alles verdächtig nach einer Situation, in der die Arbeitgeber an einem noch längeren Hebel sitzen. Dabei existieren die momentanen Einschränkungen eben, damit die Chefs ihre Machtposition nicht noch mehr ausnutzen können. Es ist wichtig, dass die Angestellten nicht in eine Position geraten, in der von ihnen erwartet wird, dass sie „flexibler“ arbeiten oder sich bei Krankheit durch den Arbeitsalltag quälen.
Natürlich kämpft die Industrie mit Personalproblemen. Es wird immer schwieriger, qualifizierte Angestellte zu finden – schon seit Jahrzehnten wird den Jugendlichen der falsche Eindruck vermittelt, dass ein Uni-Abschluss der einzige Weg zu einem erfüllenden und vernünftig bezahlten Job sei. Doch: Zum einen fordern die Industrievertreter, der Staat solle gefälligst dafür sorgen, dass die benötigten Berufsbilder attraktiver werden. Gleichzeitig wollen sie mit der Kettensäge die Arbeitsrechte ihrer Angestellten stutzen.
Alle, die arbeiten – egal, wie qualifiziert sie auch sein mögen –, wollen Respekt und Vertrauen von ihren Chefs. Und sogar noch ein Leben neben der Arbeit. Da kann die Fedil so viel motzen, wie sie will. Mit ihren Vorschlägen tut sie alles, um weitere Spitzenkräfte vom Luxemburger Arbeitsmarkt fernzuhalten.
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Tja, so ist es eben… im übertriebenen Sinne wollen die Gewerkschaften, dass ihre Mitglieder zuhause bleiben und möglichst viel auf ihr Konto überwiesen kriegen – wogegen das Patronat am liebsten einen Angestellten hätte welcher durchgehend arbeitet und noch Geld zur Maloche mitbringt.
Da heisst es die Balance zu finden!
Télétravail ist sehr attraktiv. Allerdings finde ich es ungerecht, wenn der Chef entscheiden kann, wer zuhause bleibt und wer nicht. Immerhin reden wir von 1-2 Stunden Fahrzeit bis zum Arbeitsplatz pro Tag. Noch schlimmer wenn der Arbeitgeber der Staat ist, und dort jede Abteilung so macht wie er will.
Auf die schaffenden Arbeiter wird andauernd geklopft,
Krankmeldungen werden nicht richtig wahrgenommen,
derjenige der seinen Job draussen ausübt ist es verständlich
mal krank zu werden, Beamten oder Staatsbedienstete werden
nicht so an den Pranger gestellt bei Krankmeldung als Arbeitnehmer, bei manchen Angestellten im öffentlichen Dienst
siehts auch nicht besonders aus, hier gibts auch viele Schein-
krankmeldungen,wird aber nicht so darüber gelaabert,
meistens aus der Urlaubsrückehr häufen sich Krankmeldungen
in diesem Sektor, all Kommentar überflüssig.
Ist es nicht müßig zu diesem Thema, Staatsbeamte gegen Private auszuspielen. Wer kommt denn für Krankmeldungen auf? Am Ende wir alle. Aber mal im Ernst.Warum sind Montags die Wartesäle der Ärzte überfüllt.Weil die Sonntags nicht arbeiten? Kann sein……