Unter Denkmalschutz oder nicht? / Archäologische Funde bremsen „Petite Marquise“ erneut aus
Bei Bauarbeiten haben Archäologen im hinteren Teil des zehn Ar großen Areals der „Petite Marquise“ im Echternacher Stadtzentrum Überreste eines Hofes sowie Keramikfunde freigelegt. Nicht nur die Bauarbeiten, sondern auch sämtliche Reservierungen für die zukünftigen Wohnungen wurden auf unbefristete Zeit gestoppt. Wie es jetzt mit dem geplanten Bauprojekt „Petite Marquise“ weitergeht, ist zurzeit noch vollkommen offen.
Für die Echternacher Stadtgeschichte seien die Befunde von erheblicher Relevanz. Sie verdeutlichten erstmals, dass bereits in der Frühzeit der Klostergeschichte über das Klostergelände hinaus vielfältige und herausgehobene Baustrukturen geschaffen wurden. „Darüber hinaus lassen sich mit der Hilfe von spätmittelalterlichen Siedlungsbefunden Aussagen zu Gewerbe und Handel der Abteistadt machen. Der verheerende Stadtbrand ist hier zudem in seinen Auswirkungen als Zäsur innerhalb der Stadtgeschichte deutlich absehbar“, schreiben Prof. Dr. Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin, und der Mittelalterhistoriker Prof. Dr. Lukas Clemens von der Universität Trier in ihrem externen Fachguthaben im Auftrag des „Centre national de recherche archéologique“.
Die frühesten Keramikfunde und Teile des Klosterhofes stammen aus dem 7. Jahrhundert. Also genau zu der Zeit, als der heilige Willibrord das Kloster in Echternach gründete. Zudem konnten die Archäologen Reste einer frühromanischen Umfassungsmauer aus dem späten 10. Jahrhundert freilegen.
Valorisierung oder Konservierung
Was in Zukunft mit diesen archäologischen Funden passiert, ist noch völlig offen. Fest steht bislang nur, dass man sich zwischen zwei möglichen Szenarien entscheiden muss. Entweder werden die Ausgrabungen vor Ort valorisiert oder die Funde werden konserviert. Das Ziel einer Konservierung ist zum einen, die weitere Zerstörung der Funde, z.B. durch chemische Zersetzungsprozesse, zu verhindern und zum anderen, möglichst viele Informationen über die Art der Objekte herauszufinden. Nach der Konservierung können die Bauarbeiten allerdings sofort wieder aufgenommen werden.
Für Ben Scheuer, Erster Schöffe der Abteistadt, wäre das momentan die beste Lösung. Er beschwert sich über die vorgefertigte Meinung des Ministeriums. „Ich finde es nicht gut, dass das Ministerium sich bereits für die Valorisierung ausspricht, ohne auf den Abschlussbericht zu warten. Zudem konnte uns weder eine Timeline der laufenden Bauarbeiten vorgelegt werden, noch konnte man uns mitteilen, welche Kosten auf die Gemeinde zukommen, wenn die Funde unter Denkmalschutz gestellt werden. Wir müssen in diesem Fall ganz klar abwägen, ob es sich für die Gemeinde finanziell lohnen würde, um die Funde zu valorisieren. Sollte man sich dazu entscheiden, doch auf diesen Weg zu gehen, dann würde ich allerdings daran festhalten, im Vorderteil Geschäfte anzusiedeln, um das Stadtzentrum zu beleben, wie es eigentlich vorgesehen war.“
Von den insgesamt 7.000 Quadratmetern der gesamten „Petite Marquise“ sollten um die 2.650 Quadratmeter für 30 Wohneinheiten und 1.100 Quadratmeter für Geschäftsflächen verwendet werden. Die Gemeinde, die seit 2017 im Besitz des gesamten Areals der „Petite Marquise“ ist, hatte damals einen Kaufpreis von mehr als drei Millionen Euro bezahlt. Sämtliche Reservierungen für die rund 30 Wohnungen mussten storniert werden. Ob und wie im Echternacher Stadtzentrum gebaut werden kann, hängt auch von der Entscheidung des Kulturministeriums ab, ob die Funde unter Denkmalschutz gestellt werden. Hierzu müssen die Gemeinde und das zuständige Ministerium ihre Meinung abgeben. Letztendlich liegt die endgültige Entscheidung allerdings allein bei der Ministerin. Um sich ein Bild von der Lage zu machen, hat der Gemeinderat beschlossen, erst mal eine Arbeitsgruppe zu gründen. Ben Scheuer würde zudem die Bevölkerung gerne mit in den Entscheidungsprozess einbinden.
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“ Nicht nur die Bauarbeiten, sondern auch sämtliche Reservierungen für die zukünftigen Wohnungen wurden auf unbefristete Zeit gestoppt.“
Haben jetzt Architekten, Makler und wer sonst noch alles so mit eingebunden war, ehrenamtlich gearbeitet? Die Leute, die sich eine Wohnung reservieren ließen, verlieren Zeit – Zeit in der Immobilien immer teurer werden! Vollkommen offen – nicht sehr ermutigend…
Tja, mit archäologischen Funden an der Stelle konnte ja nun wirklich niemand rechnen…..Im Ernst….wer dort baut ohne ausreichende vorausgehende Sondierungen dem ist nicht zu helfen.