Petite Marquise / Archäologische Funde: Chance für die Zukunft
Anfang 2020 entdeckten Archäologen bei Bauarbeiten im hinteren Teil des zehn Ar großen Areals der „Petite Marquise“ im Echternacher Stadtzentrum Überreste eines jahrhundertealten Hofes. Seitdem wurden nicht nur die Bauarbeiten, sondern auch sämtliche Vorbestellungen für die zukünftigen Wohnungen auf unbefristete Zeit gestoppt. Bei einer Infoveranstaltung im Trifolion ließen die Gemeindeverantwortlichen und das Kulturministerium nun durchblicken, dass sie die Funde erhalten wollen.
Die Archäologen sehen zwei Möglichkeiten, wie man mit den gefundenen Überresten umgeht. Entweder werden die Ausgrabungen an Ort und Stelle valorisiert, oder die Funde werden konserviert. Das Ziel einer Konservierung ist zum einen, die weitere Zerstörung der Funde, z.B. durch chemische Zersetzungsprozesse, zu verhindern und zum anderen, möglichst viele Informationen über die Art der Objekte herauszufinden. Nach der Konservierung können die Bauarbeiten allerdings sofort wieder aufgenommen werden. Weil der Fund jedoch so selten ist, wollen Experten die Überreste am liebsten hervorheben und vielleicht ein historisches Zentrum von überregionaler Bedeutung bauen. Viele der rund 150 Besucher der Infoveranstaltung sehen die archäologischen Funde als Chance für die Abteistadt und sind der Meinung, dass sie auch Touristen anlocken sollen.
Die frühesten Keramikfunde und Teile des Klosterhofes stammen aus dem 7. Jahrhundert. Also genau aus der Zeit, als der heilige Willibrord das Kloster in Echternach gründete. Zudem konnten die Archäologen Reste einer frühromanischen Umfassungsmauer aus dem späten 10. Jahrhundert freilegen. Anhand dieser Mauern gehen die Archäologen davon aus, dass es sich bei dem Hof um ein außergewöhnlich prächtiges Anwesen gehandelt haben muss. „Ein solcher Profanbau ist einzigartig in Europa. Das Haus verfügte über sechs Räume, eine Latrine, und muss sich über zwei Stockwerke erstreckt haben. Die Art und Weise, wie die Ziegel bearbeitet wurden, zeigt uns, dass erfahrene Handwerker die Mauern hochgezogen haben. Außerdem waren zu dieser Zeit, Ende des 10. Jahrhunderts, fast nur die Kirchen aus Stein gebaut – nicht die normalen Häuser. Wenn wir diese Faktoren zusammenzählen, dann können wir fast davon ausgehen, dass Sigfried der Bauherr dieser Immobilie gewesen sein muss, da sich sonst niemand einen solchen Prachtbau leisten konnte“, erklärte Dr. Matthias Wemhoff, Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen in Berlin. Sigfried war zu dieser Zeit nämlich Vogt der Rechtsabtei St. Maximin in Trier sowie des Klosters in Echternach. Der Hof war zum alten Kloster hin ausgerichtet, aus diesem Grund glauben die Forscher, noch weitere mittelalterliche Überreste aus dieser Zeit in der Nähe des Marktplatzes zu finden. „Neueste Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass sich hinter der Straße Devant le marché keine weiteren Mauerreste mehr befinden. Hier konnten wir nur die unterschiedlichen Humusschichten entdecken“, so Christiane Bis-Worch, die archäologische Leiterin der „Petite Marquise“.
Schutzbau
Auch eine zentrale Feuerstelle wurde freigelegt. Experten halten es für möglich, dass das Feuer von 1444 – das weite Teile des Hofes zerstörte – seinen Ursprung an genau dieser Stelle gehabt haben könnte. Spuren von diesem Feuer wurden auf dem ganzen Gelände gefunden.
Eine Firma aus Wien hat nun mehrere Möglichkeiten ausgearbeitet, wie man die Überreste am besten hervorheben und in das laufende Bauprojekt mit einbeziehen kann. Die Fachleute empfehlen, einen Schutzbau über den frühromanischen Grundmauern zu errichten und dann das ursprüngliche Bauprojekt doch noch umzusetzen. Eigentlich sollte das Stadtzentrum von Echternach durch das Bauprojekt der „Petite Marquise“ aufgewertet werden und neben kleinen Geschäften auch zahlreiche Wohnungen beherbergen. Von den insgesamt 7.000 Quadratmetern des gesamten Areals der „Petite Marquise“ sollten um die 2.650 Quadratmeter für 30 Wohneinheiten und 1.100 Quadratmeter für Geschäftsflächen verwendet werden. Eine vorschnelle Schließung der Baulücke hin zum Marktplatz wollte Bürgermeister Yves Wengler allerdings ausschließen. Auch wer die Kosten für die Valorisierung tragen soll, ist bislang noch nicht geklärt. Sam Tanson, die Kulturministerin, sicherte der Gemeinde auf jeden Fall finanzielle Unterstützung zu.
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Wann et esou viru geet, dann huet geschwënn all Appartementshaus e réimesche Keller.
Wat gëtt dat eréischt, wa mer déi honnerte Kierchen ofrappe fir Appartementer ze bauen.