Basketball / Auch nach dem Ende der Interreg Basket Academy soll der Weg in der Großregion weiter gesucht werden
2018 begann die Interreg Basket Academy, ein Projekt der Großregion, das die Förderung des Mädchenbasketballs sowie die soziale Integration durch Basketball als Schwerpunkte ausgewiesen hatte. Am Mittwoch endete das Projekt offiziell nach dreieinhalb Jahren. Was bleibt davon übrig? Das Tageblatt unterhielt sich mit der Sportkoordinatorin Nadia Mossong.
„Ich hoffe, dass der Mädchenbasketball dank dieses Projekts auch weiterhin in der Großregion einen Schritt nach vorne machen wird, dass er inzwischen einen anderen Stellenwert erhalten hat“, erklärt Nadia Mossong, die im vergangenen Oktober, für die letzte Phase, den Posten der Sportkoordinatorin der Interreg Basket Academy von Frank Muller übernommen hatte. Mit dem 30. Juni 2021 endet nach dreieinhalb Jahren das Projekt, das eine Premiere in der Großregion darstellte. Besonders hinsichtlich der Chancengleichheit im Mädchen- und Damenbasketball wollten ursprünglich fünf Vereine aus Belgien (Neufchâteau und Liège), Luxemburg (T71 Düdelingen) und Deutschland (Trier) – Saarlouis ist vorzeitig ausgestiegen – etwas bewegen. Dabei sollten die Ausbildung und Förderung der jungen Basketballspielerinnen im Vordergrund stehen, etwas, das durch den grenzüberschreitenden Austausch von Fachwissen optimiert werden sollte. Doch auch die soziale Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen, Personen mit Flüchtlingshintergrund und Kindern, die aus schweren sozialen Verhältnissen stammen, sollte durch diverse Basketballprojekte ermöglicht werden.
Dreieinhalb Jahre und diverse kleinere Projekte später endet nun die Interreg Basket Academy, für die ein Budget von 1.107.790,26 Euro vorgesehen war. Zum Abschluss wurde im Rahmen des Projektes zusammen mit dem luxemburgischen Verband FLBB am Samstag noch ein 3×3-Turnier – das erste in Luxemburg, das vom Weltverband FIBA zugelassen war – für Mädchen der Kategorien U14 und U16 organisiert. Rund 100 junge Spielerinnen waren dabei im Einsatz. „Dass wir im Rahmen des Projekts zum ersten Mal in Luxemburg so etwas umsetzen konnten, macht mich natürlich besonders stolz“, betont die 35-Jährige.
Doch was bleibt von diesem ambitionierten Projekt auch nach dem Ende übrig? „Man hat gesehen, dass man auch in die Großregion schauen sollte, denn ein kleines Land wie Luxemburg kommt nur weiter, wenn man diesen internationalen Weg geht“, so die Meinung von Nadia Mossong, die nach ihrer Profikarriere in Luxemburg für den T71 Düdelingen aufläuft, ein Team mit vielen Talenten aus der eigenen Jugend. „Diese Kooperation sollte somit unbedingt bestehen bleiben.“ So freut sich die Sportkoordinatorin umso mehr, dass man zum 3×3-Turnier auch Teams der Großregion in Düdelingen begrüßen konnte. „Wir wurden schon nach einer Fortsetzung des Turniers im nächsten Jahr gefragt, woran auch die ausländischen Teams wieder teilnehmen würden.“ Dabei hofft Mossong, dass die Vereine der Großregion sich in Zukunft wieder häufiger auf dem Spielfeld treffen können. Dabei kann man in Luxemburg laut Mossong besonders viel vom belgischen Team Liège lernen, das in Belgien inzwischen eine der Topmannschaften ist und im Verein besonders den Damen-Basketball fördert.
Projekte weiterführen
Dass das grenzüberschreitende Arbeiten besonders in den letzten anderthalb Jahren jedoch alles andere als einfach war, betont auch die 35-Jährige: „Lehrgänge waren leider keine möglich, man kam ja auch nicht einmal für ein Training so einfach über die Grenze. Hinzu kamen die verschiedenen Corona-Regelungen in den jeweiligen Ländern. Deswegen waren unsere Möglichkeiten leider limitiert.“ So musste sich Nadia Mossong, seit sie die Leitung des Projekts übernommen hatte, stets nach Alternativen umschauen. Im Dezember wurde etwa eine größere Coaching-Clinic mit internationalen Trainern per Videokonferenz organisiert. Auch die Video-Interview-Reihe „The Journey“ wurde unter der Leitung der ehemaligen Profispielerin eingeführt. Hier erzählen aktuelle oder ehemalige Profispielerinnen von ihrem Lebensweg. Die Sportkoordinatorin, die viele Spielerinnen noch aus ihrer aktiven Zeit im Ausland kennt, konnte mit der Belgierin Julie Allemand, die nicht nur in der nordamerikanischen WNBA spielte, sondern erst am letzten Wochenende mit Belgien die Bronzemedaille bei der EM gewann, hierfür sogar eine europäische Top-Basketballerin gewinnen. Auch die Luxemburgerin Lisa Jablonowski, die nach ihrer Zeit an der University of Virginia inzwischen den Weg in den Profibereich gewagt hat, wo sie in der letzten Saison in der italienischen Serie A1 spielte, erzählte nicht nur den Nachwuchstalenten von ihren Erfahrungen, denn jeder Interessierte konnte per Facebook einschalten. Eine weitere Neuerung, die mit Nadia Mossong kam, war das Mentor-Konzept, wo die Nachwuchsspielerinnen einmal im Monat individuell oder in kleinen Gruppen über Themen, die nicht unbedingt nur mit Basketball zu tun hatten, mit Mossong oder externen Gästen reden konnten.
Es sind diese Aktionen, die die aktuelle Spielerin des T71 Düdelingen auch in Zukunft irgendwie gerne beibehalten würde, denn noch immer verliert der luxemburgische Basketball besonders viele Spielerinnen im Alter von 18 oder 19 Jahren. „Das ist ein Problem, mit dem sich auch die FIBA zurzeit sehr beschäftigt, denn es ist ein Phänomen, das nicht nur in Luxemburg auftritt, sondern den Damenbasketball allgemein besonders stark trifft.“ Für die 35-Jährige spielt dabei nicht nur der akademische Weg – viele junge Frauen entscheiden sich für ein Studium im Ausland und gegen den Basketball – eine Rolle. „Ich denke, da kommen bestimmt auch noch andere Faktoren hinzu. In Luxemburg besteht das Problem jedoch häufig darin, dass man immer noch denkt, dass man sich zwischen beiden Sachen entscheiden muss.“ Dass es auch anders geht, hat Mossong selbst gezeigt, die neben ihrer langjährigen Profikarriere studiert und sich stets weitergebildet hat. Mit Jablonowski und weiteren luxemburgischen Talenten, wie etwa Anne Simon und Julija Vujakovic, wagen jetzt auch immer mehr Spielerinnen den Weg ans College in den USA. „Ich hätte mir zu meiner Zeit, als ich in die USA ging, den Rat von jemandem gewünscht, der das auch selbst erlebt hat“, betont die 35-Jährige. Und so könnte sie sich vorstellen, vielleicht in Zusammenarbeit mit dem luxemburgischen Verband genau diese Aktionen, die sie in den letzten Monaten organisiert hat, auch im „Centre de formation“ anzubieten. „Man müsste schauen, in welcher Form das möglich wäre. Vielleicht kann man ja auch mal internationale Spielerinnen nach Luxemburg einladen, zum Beispiel im Rahmen der Nationalmannschaft.“
Und so bereut Mossong eigentlich nur, dass aufgrund der Corona-Pandemie Spiele und Lehrgänge unter den verschiedenen Vereinen der Großregion kaum möglich waren. „Man musste es halt so nehmen, wie es kam. Da vieles digital organisiert wurde, wurde dann auch nicht das gesamte Budget aufgebraucht.“ Dass die Balance innerhalb des Projekts stimmte, davon ist sie jedoch überzeugt: „Franks Kompetenzen lagen vor allem bei den integrativen Projekten, meine beim Damenbasketball. Ich glaube, dass wir auf jeden Fall eine ausgewogene Mischung gefunden haben.“
Erstes 3×3-Turnier in Luxemburg
Dass die Trenddisziplin 3×3, die im kommenden Monat ihre olympische Premiere feiert, in Luxemburg noch in den Kinderschuhen steckt, ist bekannt. Zum ersten Mal wurde am Samstag in Düdelingen ein vom Weltverband FIBA anerkanntes 3×3-Turnier veranstaltet, dies im Rahmen des Interreg-Projekts und in Zusammenarbeit mit dem luxemburgischen Verband FLBB. Wie schnell man auch beim Weltverband dafür Ansehen bekommt, wird mit Blick auf die Weltrangliste deutlich. Im U18-Damen-Ranking stieg Luxemburg dank eines Turniers von einer nicht aufgeführten Nation auf Rang 87, dies bei 143 klassierten Ländern.
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