/ Auch Victor Hugo war ihrem Charme erlegen: Die mittelalterliche Ruine von Hesperingen
Die Überreste des Schlosses in Hesperingen sind von den Ausmaßen her nicht mit jenen von Burgen in Vianden und Burglinster zu vergleichen. Doch Größe ist nicht alles. Die alten Gemäuer unweit der Hauptstadt sind definitiv einen Abstecher wert – und bilden zugleich der Auftakt zu unserer Sommerserie über luxemburgische Burgen und Schlösser.
Die „montée du château“, der Weg, der zum „Hesper Schlass“ hinaufführt, ist eine Sackgasse, außer man ist zu Fuß oder per Fahrrad unterwegs. Spaziergänger, die den Weg nicht scheuen, werden mit einer fabelhaften Aussicht auf das Alzettetal in Richtung Südosten des Landes belohnt, die schon Michel Lentz in seinem Gedicht „Um Hesprénger Schlass“ aus dem Jahr 1883 würdigte: „Viru mir läit de Réiserbann, mam grénge Wisegronn, an op den Dierfer dra verspreet, rout feiereg d’Owessonn.“
Im Park von Hesperingen steht übrigens ein Stein in Form des Landes, mit einer Plakette, die an das Gedicht erinnert. Der Blick von der Burg, oder besser jener aus der näheren Umgebung auf das umliegende Land, macht deutlich, warum die Herren von Rodenmacher im 13. Jahrhundert gerade an dieser Stelle eine Burg errichteten.
Wohnhäuser im Schatten der Burg
Einer der berühmtesten Liebhaber der alten Gemäuer war Victor Hugo, der sich im Juni 1871 in Luxemburg aufhielt. Wie in dem Gemeindemagazin „Buet“ (Nr. 37 von 2019) nachzulesen ist, besuchte Hugo am 4. Juni 1871 mit seinen Begleitern Hesperingen und fertigte zwei Skizzen der Burg an.
Die Besucher finden dort ein Plätzchen vor, das man sich so in einer urbanen Umgebung nicht vorstellen kann. Es gibt gewiss Schlösser im Land, die mehr Touristen anlocken als die Ruine in Hesperingen. Rein von der Substanz her hat das mittelalterliche Gemäuer nicht viel zu bieten, außer vielleicht ein paar zerfallene Mauern ohne Dach. Doch was die Burg von vielen unterscheidet, ist, dass unmittelbar an den Mauerresten Wohnhäuser angebaut sind. Die Bewohner leben im wahrsten Sinne des Wortes im Schatten der Burg. Mittelalterlicher kann eine Wohngegend kaum sein.
Urbane Überraschung
Zum ersten Mal taucht der Name Hesperingen im Jahr 867/868 in einer Urkunde auf, damals als Besitz der Abtei Echternach unter dem Namen „Hasmaringa“ . Das Schloss wird das erste Mal 1443, in der „acta in Castro Hesperingen“, erwähnt, wie auf einer Hinweistafel nahe der Burg zu lesen ist.
Wie die Vereinigung der Luxemburger Schlösser auf ihrer Webseite erklärt, übergab die Grafschaft Luxemburg die Ortschaft Hesperingen zu Beginn des 13. Jahrhunderts an die Herren von Rodenmacher, die auf dem dortigen Felsen eine Burg errichteten. Diese verloren sie jedoch am Ende des 15. Jahrhunderts an die Markgrafen von Baden, in Folge der Französischen Revolution fiel das Schloss 1796 in französischen Besitz. 1798 wurde sie versteigert und ging in privaten Besitz über.
Geschichtsfreunde feiern 25. Geburtstag
Heute ist nur noch eine Ruine übrig, die lediglich den Flair vergangener Tage besitzt; Erst 1984 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Wenig später wurden die Gemäuer instand gesetzt, unter anderem wurden Stützmauern errichtet.
Übrigens: In Hesperingen gibt es einen sehr aktiven Kreis von Geschichtsfreunden, die „Geschichtsfrënn vun der Gemeng Hesper“, eine Vereinigung, die dieses Jahr ihren 25. Geburtstag feiert und zu dieser Gelegenheit den vierten Band der „Geschichte der Gemeinde Hesperingens“ veröffentlicht. Es wird am 26. November im örtlichen „Centre Nicolas Braun“ vorgestellt.
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