/ Auf den Punkt mit … Nationaltorwart Ralph Schon: „Nicht alle Glühbirnen am Lüster“
In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit …“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue etwas anders auf den Zahn. Der Nationaltorhüter und Keeper der UNA Strassen, Ralph Schon, sprach über seinen Guru, Ronaldo und sein Talent fürs Augenverdrehen.
Ihre Schwester Martine (AS Wintger), Bruder Claude (FF Norden 02) oder Sie: Wer ist zurzeit der beste Schon im Luxemburger Fußball?
Meine Schwester bei den Damen und ich bei den Herren, da mein Bruder derzeit verletzt ist. In unserer Kindheit haben wir uns ein Tor aus Holz gebaut und Freistöße geübt. Später wurde dann ein Kunstrasenplatz in Weiswampach eröffnet. Die gesamte Dorfclique traf sich nach der Schule zum Fußballspielen.
Haben Sie das Talent von Ihrem Vater geerbt?
Er war ebenfalls Torwart, hat sich aber in seinen frühen Zwanzigern eine schwere Gesichtsverletzung mit mehreren Brüchen zugezogen. Es gab Komplikationen wegen eines Sehnervs. Danach hat er die Schuhe für eine Weile an den Nagel gehängt, denn das Risiko war zu groß und er hatte einen Bauernbetrieb zu führen. Trotzdem bin ich wegen ihm Torwart geworden. Er stand später in der Herrenmannschaft wieder zwischen den Pfosten. Als Kind ist es dir egal, ob dein Vater in der ersten Mannschaft oder bei den Reserven spielt – du bist einfach nur stolz, ihn zu sehen. Ich habe seine Handschuhe sehr oft übergestreift. Er war ein großer Bayern- und Sepp-Maier-Fan, bei mir war es daher später Oliver Kahn. Das waren meine beiden Vorbilder.
Torhüter sollen ja ein bisschen verrückt sein. Da bildet Kahn keine Ausnahme. Wie ist es bei Ihnen?
Obwohl ich mich eigentlich nicht als so verrückt einschätze, muss an dieser Meinung etwas dran sein. Man kann nicht alle Glühbirnen im Lüster haben, wenn man sich im Training abbomben lässt. Aber einer muss den Job ja machen … Es ist eine spezielle Position. Obwohl du in einer Mannschaft spielst, bist du auch Einzelsportler – mit eigenem Trainer und Einzeltraining.
Sie haben Emmanuel Andrien angesprochen, den Sie aus früheren Zeiten kennen. Wie ist Ihr Verhältnis?
Er war beim FF Norden 02 bereits mein Trainer. Wir kennen uns seit sechs Jahren. Er hat mir viel geholfen, bei kleinen Dingen, die eine große Auswirkung hatten. Dank ihm habe ich es in die Nationalmannschaft geschafft. Das erste Jahr in Strassen war schwer ohne ihn, weshalb ich alles darangesetzt hatte, ihn dorthin zu lotsten. Jeder Torwart hat eine besondere Beziehung zu seinem Trainer. Er ist eine Art Guru, der immer für dich da ist.
Sie haben mit 29 Jahren erst zwei Vereine durchlaufen. Bleibt es dabei?
Das weiß man nie. Ich kann nichts ausschließen.
Der FF Norden 02 ist für mich …… eine Herzensangelegenheit.
Es ist auch der Verein, mit dem Sie Ihre beiden Titel geholt haben.
An den „Challenge des jeunes“ erinnere ich mich, als ob es gestern gewesen wäre. Wir haben die Union 4:1 besiegt, ich war Kapitän. Das Foto schaue ich mir noch heute gerne an. Es ist schön, zu sehen, dass die Kumpels von damals heute alle mit beiden Beinen im Leben stehen. 2014 haben wir dann die Coupe FLF gewonnen. Wir saßen gemeinsam mit den Fans im Bus und unser Fahrer hat einen riesigen Umweg über Wintger und den „Heischtergronn“ gemacht, um nach Mertzig zu fahren. Während unsere Fans genüsslich ihre Biere kippten, hat Trainer Jean-Claude Freichel nur gemeint, dass jetzt alles sehr schnell gehen müsse, da wir erst kurz vor Anpfiff angekommen sind. Es war das erste Mal, dass ich vor 800 Zuschauern gespielt habe. Wir haben 3:1 gewonnen.
Sie sind Lehrer einer sechsten Klasse in Wiltz. Was ist anstrengender: Ihre zehn Kollegen auf dem Rasen oder die Kinder?
Die Mannschaft hört auf mich, die Klasse auch. Der Unterschied ist aber, dass mich meine Mitspieler weniger oft rufen und ich nicht so viel von einer in die andere Ecke laufen muss. Meine Schüler sind immer stolz, wenn sie mich im Fernsehen erblicken. Nach meinem ersten Länderspiel gegen die Niederlande war das wirklich ungewöhnlich: Sie hatten Angst, mich anzusprechen. Das hat sich mittlerweile alles gelegt. Jetzt schreiben sie Briefe, die ich dann Ronaldo überreichen soll.
Seit einigen Tagen sieht man Sie jetzt auch öfter im TV. Der VW-Werbespot hat eingeschlagen wie eine Bombe. Wie haben Sie den Dreh und die Reaktionen erlebt?
Eine Bekannte meiner Freundin hat sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie mich während des „Journal“ gesehen hat. Daraufhin habe ich selbst erst nach dem Video gesucht, da ich nur wusste, dass es irgendwann Mitte September erscheinen würde. Ich weiß nicht, ob das „Oh jo“ unseres Präsidenten im Drehbuch stand, aber das ist echt genial.
Unser Auto stand auf einem Anhänger, der uns durch die Stadt gezogen hat. Wir sind also nicht selbst gefahren. Der Motor lief, sodass die Batterie nachmittags leer war und wir an einen anderen Wagen angeschlossen wurden. Ich bekam insgesamt auch sehr viel Lob fürs Augenverdrehen. Der ganze Dreh (während des Trainingslagers im Juni) hatte für uns acht Stunden gedauert, danach wurde noch der Teil mit dem Präsidenten gedreht. Wir Spieler sind gegen 17 Uhr mit dem Coach zurück nach Lipperscheid gefahren, um zu trainieren. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie oft wir die Szene gedreht haben, bei der sich der Coach verplappert hat … Es war herrlich, wir haben uns alle kaputtgelacht.
Eigentlich wären wir Schon fertig. Ärgern Sie diese Wortwitze überhaupt noch?
Nein, das hält sich in Grenzen. Ein No-go ist es allerdings, meinen Vornamen mit f zu schreiben. Das kann ich nicht ausstehen.
DREI FRAGEN… zum Wochenende
Strassen trifft am Wochenende auf Mühlenbach. Was für eine Art Gegner kommt da auf Sie zu?
Eine sehr unangenehme Mannschaft. Sie hat zuletzt bewiesen, dass sie in der Lage ist, sich Punkte in der BGL Ligue zu verschaffen. Das darf aber keine Entschuldigung sein, wir stehen in der Pflicht, einen Heimsieg einzufahren.
Sieht man sich die Statistiken an, so hat Strassen noch nie gegen die Blue Boys verloren.
Ich bin ja kein Freund von Statistiken, aber in diesem Fall nehme ich das dann einfach mal so mit.
Die UNA blieb bislang erst ein Mal ohne Gegentor. Sie hätten wahrscheinlich nichts dagegen, das Torverhältnis etwas aufzupolieren?
Das ist absolut richtig. Wir müssen uns jetzt endlich zusammenreißen. Gegen die Etzella unterliefen uns zu viele individuelle Fehler, es lag nicht am Defensivblock. Wir haben das angesprochen. Wenn sich da jeder etwas steigert, passt das schon. chd
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