Belval / Auf der „Studentefoire“ stehen neue Ideen, aber auch das Thema Wohnungspreise im Fokus
Steht das Abschlussjahr im Lyzeum an, stellt sich die Frage: Wie wird es nach dem Abitur weitergehen? Schülerinnen und Schüler, die ein Studium in Betracht ziehen, stehen vor einer Fülle an Möglichkeiten. Welches Fach, welches Land, wie funktioniert die Bewerbung? Die „Foire de l’étudiant“ in Belval hilft dabei, sich im Informationsdschungel zurechtzufinden.
In kleinen Gruppen stehen vor der „Maison du savoir“ junge Menschen und suchen unter dem Dach des Universitätsgebäudes Schutz vor dem strömenden Regen. Die Jugendlichen gehen noch zur Schule, sind an diesem Donnerstagmorgen allerdings nach Belval zum Unicampus gekommen. Denn sie wollen sich bei der 37. „Foire de l’étudiant“ über ihre Zukunftsperspektiven informieren. An rund 120 Ständen von unter anderem Hochschulen und Studierendenvereinigungen können sie Fragen stellen. So wie die 17-jährige Bruna Dos Santos.
Bei einem Gespräch kurz nach 10.00 Uhr erzählt die „Fieltgen“-Schülerin aus Hesperingen: „Ich habe zum Teil spezifische Fragen, bin aber auch offen für neue Ideen.“ So hat sie sich auf der Messe über ein Studium der evangelischen Theologie informiert und erklärt dazu: „Ich kann mir das eher in Deutschland vorstellen, vielleicht aber auch in England. Ich habe mir hier auch den Unterschied zwischen Fachhochschulen und Universitäten erklären lassen.“
Der Besuch der Studierendenmesse ist in Bruna Dos Santos’ Schule obligatorisch – was sie gut findet. „Wenn es außerhalb der Unterrichtszeiten wäre, würden viele wahrscheinlich nicht kommen. Dabei finde ich den Besuch wichtig, denn oft wird man in der Schule nicht über diese Dinge informiert.“ Die junge Frau, die 2024 ihr Abschlussjahr beginnen wird, weist aber auch darauf hin, dass man sich in ihrem Lyzeum um eine gute Orientierung der jungen Menschen bemühe. So war zum Beispiel die „Association des cercles d’étudiants luxembourgeois“ (ACEL) schon in ihrer Klasse zu Besuch, um über Studienmöglichkeiten zu informieren.
Nah oder fern?
„In unserer Schule wird in dem Bereich ziemlich viel unternommen. Als wir eine Sektion wählen mussten, wurden zum Beispiel davor Orientierungstage organisiert. Wir werden da schon gut begleitet“, meint auch Mitschülerin Francesca Biraschi. Die 17-Jährige aus Petingen hat bereits eine klare Vorstellung davon, in welche Richtung es für sie nach dem Abschluss weitergehen soll: „Ich will Lehrerin in einer Grundschule werden und für das Studium im nahen Umkreis – wahrscheinlich an der Uni.lu – bleiben.“
Dies wurde ihr schon fast in die Wiege gelegt: Ihr Vater ist Lehrer und sie konnte ihm bereits bei der Arbeit über die Schulter schauen. „Mir gefällt die Idee, Wissen weiterzugeben, und so macht es mir zum Beispiel auch Spaß, meinem jüngeren Bruder bei den Hausaufgaben zu helfen. Nur an Geduld mangelt es mir manchmal“, ergänzt Francesca Biraschi lachend. Sie geht davon aus, dass sie im kommenden Jahr – ihrem Abschlussjahr – mit ganz spezifischen Fragen wiederkommen wird.
Mit sehr konkreten Anliegen kommen schon so einige auf die „Foire de l’étudiant“ – wie Mich Weber am Stand der Vereinigung der Luxemburger Studierenden in Brüssel feststellt: „Sie erkundigen sich danach, was man in Brüssel machen kann, ob die Diplome später auch anerkannt werden. In diesem Jahr fragen viele aber auch nach den Wohnungen – ob diese preislich in Ordnung sind.“ Aus eigener Erfahrung empfiehlt der 23-jährige Masterstudent aus Junglinster Wohngemeinschaften. Er selber ist nach einem Jahr in einem Studierendenhaus in eine WG gezogen.
Zu der Frage, ob sich die Schülerinnen und Schüler auf die „Foire“ vorbereiten, sagt Mich Weber: „Das ist wirklich sehr unterschiedlich. Manche Lehrer haben sich mit ihren Klassen die Webseite angeschaut. Ein Schüler stand heute mit Stift und Notizblock vor mir und hatte all seine Fragen notiert.“ Der Präsident des mehr als 500 Mitglieder zählenden „Cercle des étudiants luxembourgeois à Bruxelles“ (CELB) fügt hinzu: „Andere hingegen wirken ein wenig überfordert. Da merkt man, dass eine gute Vorbereitung hilft, damit sie am Ende mit konkreten Antworten nach Hause gehen und später tun, was ihnen Spaß macht.“
Den eigenen Weg gehen
Das wollen auch die Mitglieder der ACEL erreichen. Der Dachverband der Luxemburger Vereinigungen von Studierenden organisiert die „Foire de l’étudiant“ in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium und hat auf der Messe einen Stand, um erste Orientierung zu bieten. „Manche fragen, wo sie einen bestimmten Stand finden, andere wollen zum Beispiel wissen, in welcher französischen Stadt sie Jura studieren können oder wie sie eine Wohnung finden“, erzählt Christine Lenertz, Vizepräsidentin des Bereichs „Information“ bei der ACEL. Sie sagt, am Donnerstagmorgen habe es bereits in den ersten Stunden viel Andrang gegeben.
Die 24-Jährige sieht in der Messe ein gutes Mittel, um an Informationen, aber auch auf neue Ideen zu kommen. „Hier können sich die Schülerinnen und Schüler über ihre Möglichkeiten schlaumachen. Denn manchmal haben sie keine Ahnung, was es alles gibt. Sie befinden sich sozusagen in einer Blase und wollen tun, was die Eltern oder Freunde machen“, erklärt die junge Frau, die in Zürich einen Master als Bauingenieurin macht. Im Gespräch mit den Menschen hinter den Ständen kämen einem aber Ideen, an die man zuvor vielleicht nie gedacht habe. Und die vielleicht genau der richtige Weg für die Zukunft sein könnten. Deshalb lautet Christine Lenertz’ Tipp an alle Schülerinnen und Schüler: „Sich informieren und den Austausch suchen.“
Zur 37. „Studentefoire“
An rund 120 Ständen in der „Maison du savoir“, der „Maison des arts et des étudiants“, der „Halle des poches à fonte“ und im „Skip“ beantworten Verantwortliche von Fachhochschulen, Universitäten und Studierendenvereinigungen Fragen. Außerdem werden im „Luxembourg Learning Centre“ der Universitätsbibliothek Konferenzen zu den Berufsperspektiven beim Staat abgehalten. Die Messe ist am Freitag von 15.30 bis 17.00 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Eintritt ist kostenlos. Wer es nicht nach Belval schafft, kann bis zum 5. Januar 2024 die digitale Ausgabe besuchen: Unter studentefoire.lu gibt es allerlei Dokumente, Präsentationen und Videos – und zusätzlich rund 90 virtuelle Stände. Eine Broschüre mit allen wichtigen Informationen und weitere Details gibt es unter: mengstudien.lu.
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