Kino-Ausblick / Auf diese Filme kann sich das Publikum Anfang 2025 freuen
Neben einer Reihe von preisgekrönten Filmen der Festivals von Venedig und Cannes bietet der Start ins Kinojahr 2025 auch große kommerzielle Unterhaltungs- und Familienfilme, von Disney-Neuverfilmungen bis hin zu den immergleichen Marvel-Verfilmungen. Ein Ausblick.
Januar
„Bird“
Gleich im Januar sollen zwei vielbesprochene Festivalfilme in den luxemburgischen Kinos starten: Auf Neujahr ist das Coming-of-Age-Drama „Bird“ der britischen Regisseurin Andrea Arnold erschienen. Der Film bringt die Nachwuchsschauspielerin Nykiya Adams und Barry Keoghan als Tochter und Vater vor der Kamera zusammen, auch Franz Rogowski ist in einer beeindruckenden schauspielerischen Leistung zu sehen. Der Film handelt von einer Zwölfjährigen aus Kent, die in ärmlichen Verhältnissen mit ihrem Bruder und ihrem überforderten und impulsiven Vater aufwächst. Da sie von ihrem Vater vernachlässigt wird und ihre missliche Lage sie zunehmend erdrückt, verlangt es ihr nach einem Ausbruch, den ein mysteriöser, aber einfühlsamer Fremder ihr bieten kann, er ist es, der ihren Freiheitswunsch im wahrsten Sinne des Wortes beflügelt – und dem Film seinen poetischen Titel verleiht. „Bird“ prägt demgemäß das trist-desillusionierte Kreisen in einem Milieu der Prekarität, der sozial Unterprivilegierten, denen keine wirklichen Perspektiven im Leben geboten werden. Allmählich öffnet die Britin Arnold ihren Realismusansatz im Stile des sozialrealistischen britischen Kinos dann für den magischen Realismus, der dem Film, neben der eindringlichen Schauspielleistungen, seine Intensität verleiht.
„The Room Next Door“
Anfang Januar wird man auch Gelegenheit haben, den Hauptpreisträger des Filmwettbewerbs von Venedig zu sehen: Pedro Almodóvars „The Room Next Door“ (eine Besprechung folgt nächste Woche, d.R.), sein erster englischsprachiger Film, der ganz in den USA spielt, bringt Tilda Swinton und Julianne Moore in einem imposanten Schauspielerinnenduell vor der Kamera zusammen. Der Film, der den Goldenen Löwen erhielt, kreist zunächst um die Themenfelder, die Almodóvar immer schon interessierten: Fragen der Mutterschaft, der Lust, der Liebe, der tiefen Verbundenheit – er verdichtet sie indes mit Blick auf den Tod, mit der Angst, dass einem keine Zeit mehr bleibt. Dass gerade dieser so lebensbejahende Filmemacher, dessen Werk an Freizügigkeit, Sex und Leidenschaft, der Amour fou kaum zu überbieten ist, sich nun mit dem Abschied, der Trauer, der Angst vor dem Tod beschäftigt, ist zunächst erstaunlich, erscheint mithin aber nur folgerichtig. „The Room Next Door“ ist ein typischer Almodóvar-Film, alles ist da: die Themen, der unverwechselbare Stil, vor allem in den Farben und in der Musik.
„Babygirl“
Für Mitte Januar ist der Kinostart von „Babygirl“ von der dänischen Regisseurin Halina Reijn geplant. Der Film, der Nicole Kidman bei den Filmfestspielen in Venedig den Schauspielpreis einbrachte, kann man als mutiges Comeback werten, das irgendwo auch Selbstbekenntnis ist: Die Schauspielerin und ihr Körper sind auf sehr ironische Weise reflexiv in den Film eingearbeitet. Kidman spielt darin die erfolgreiche Geschäftsfrau Romy, die auf den deutlich jüngeren Intern der Firma Samuel (Harris Dickinson) trifft und eine rauschhafte Liebesaffäre mit ihm beginnt, um so ihre devianten sexuellen Gelüste zu befriedigen: Romy steht auf harten BDSM-Sex, sie mag es, dominiert zu werden. Kontrolle und Überwachung sind dabei zwei Mechanismen, die den Blick freigeben auf das Hauptthema des Films: Es geht um Macht, um die Verlagerung von Macht, das Machtgefälle in privaten Beziehungen, am Arbeitsplatz. „Babygirl“ ist ein Film an den Schnittstellen zwischen Erotikthriller, dunkler Komödie, psychologischem Drama, das zwischen den Genres spielerisch oszilliert – in allen Fällen ist es ein Angriff auf die amerikanische Prüderie, die Vorstadt-Illusion, das ambivalente Glück der Kernfamilie. Und es ist ein Film über Nicole Kidman: Die Schauspielerin, die auch immer wieder aufgrund ihres Körperbildes und der vielen künstlichen Eingriffe an diesem im Interesse des Klatschblatts steht, stellt sich hier sehr selbstbewusst zur Schau.
Februar
„Paddington in Peru“
Als Familienfilm sollte wohl „Paddington in Peru“ für reichlich Kinobesuche im Februar sorgen. Es ist der dritte Film in der beliebten „Paddington“-Reihe, die auf den Kinderbüchern von Michael Bond basiert. Der Film setzt die Abenteuer des liebenswerten Bären Paddington fort, der ursprünglich aus Peru stammt und in London lebt. In „Paddington in Peru“ kehrt Paddington in seine Heimat zurück, um seine Herkunft zu erkunden. Der Film verspricht, die charmante Mischung aus britischem Humor und Abenteuer, die die vorherigen Filme geprägt hat, fortzusetzen. Die ersten beiden Filme, „Paddington“ (2014) und „Paddington 2“ (2017), wurden von Kritikern und Publikum gleichermaßen wohlwollend empfangen. Die Regie für den neuen Film hat nicht mehr Paul King, der die ersten beiden Filme inszeniert hat, übernommen, sondern Dougal Wilson – „Paddington in Peru“ ist sein Langspielfilm-Debüt.
„The Brutalist“
Allem Anschein nach soll „The Brutalist“ – in Venedig mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet – des amerikanischen Regisseurs Brady Corbet im Februar in die Kinos kommen. Der Film, der Adrien Brody als ungarischen Architekten in Szene setzt, scheint neben den Marvel-Filmen und Disney-Remakes jetzt schon ein Höhepunkt des Kinojahrs zu sein, weil hier Anspruch und spannende Dramatik meisterlich zusammenfinden. Mit einer Laufzeit von fast vier Stunden wird hier das klassische „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Narrativ erzählt, die Ruhm, Fall, Aufstieg, Genie, Trauma und Neid thematisiert. Im Mittelpunkt steht Laszlo Tóth, der in Ungarn den Holocaust überlebt hat und in die Vereinigten Staaten auswandert, um den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Bald wird auch seine Frau Erzsébet (Felicity Jones) zu ihm stoßen.
Brady Corbet, der sich mit nur zwei Filmen, „Childhood of a Leader“ (2015) und „Vox Lux“ (2018), zu einem der vielversprechendsten Filmemacher des gegenwärtigen US-amerikanischen Kinos gemacht hat, verdichtet in diesem Epos eine rein fiktive Künstlerbiografie mit derart viel historischer Akkuratesse, dass man sich dazu eingeladen sieht, das Genre des Biopics als Fiktionsfilm zu überdenken. In diesem Spiel der Verlagerung der gattungs- und genrespezifischen Grenzen macht Corbet ebenso erhellende wie spannende Reflexionsräume über die Beziehung zwischen Künstler-Vita und Kunstschaffen auf: Ist einem Künstler, ist dem Menschen hinter der Kunst über den Weg seiner Kunst wirklich beizukommen?
Auf 70 Millimeter gefilmt, mit „Ouverture“ und „Intermission“ gibt sich Corbet mit „The Brutalist“ zudem als ein Purist des Kinos zu erkennen. Groß in der Inszenierung, episch in der Laufzeit und eindringlich in den Schauspielleistungen wirkt „The Brutalist“ wie ein Film aus einer anderen Zeit, als man die große „Americana“ noch auserzählte: bei Sergio Leone „Once Upon A Time in America“ (1984) oder bei Paul Thomas Anderson „There Will Be Blood“ (2007) oder noch bei Orson Welles und seinem allseits gefeierten Meisterwerk der Filmgeschichte „Citizen Kane“ (1941).
„Captain America: Brave New World“
Auch Fans des MCU, des Marvel-Cinematic Universe, kommen auf ihre Kosten: Der vierte Teil der „Captain America“-Filmreihe mit dem Titel „Captain America: Brave New World“ steht in den Startlöchern. Anthony Mackie übernimmt die Hauptrolle, während diesmal auch Hollywood-Veteran Harrison Ford mit von der Partie ist. Der Film soll im Februar in die Kinos kommen.
März
„Snow White and the Seven Dwarfs“
Aber auch der Disney-Konzern wird das Filmangebot Anfang 2025 bestimmen: Nachdem mit „Mufasa: The Lion King“ eine fotorealistische Vorgeschichte zum Filmklassiker „The Lion King“ von 1992 in den Kinos gestartet ist, soll für März „Snow White and the Seven Dwarfs“ anlaufen. Es ist die neueste Live-Action-Adaption von Disney, die die Geschichte des Zeichentrickfilmklassikers von 1937 aufgreift. Auch diese Version von Schneewittchen ist ein Musical, in dem die Hauptrolle von „West Side Story“-Darstellerin Rachel Zegler gespielt wird. Neben Zegler ist „Schneewittchen“ mit Gal Gadot in der Hauptrolle besetzt.
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