/ Auf Herz und Nieren: In Luxemburg sind Menschen automatisch Organspender
Die elektronische Patientenakte wird die Möglichkeit enthalten, sich für oder gegen die Organspende auszusprechen.
Alle Menschen, die in Luxemburg leben, sind automatisch Organspender – es sei denn, sie sprechen sich zeit ihres Lebens ausdrücklich dagegen aus. Dieses Bekenntnis des Gesetzgebers zur Organspende geht einher mit einer sehr hohen Akzeptanz in der Bevölkerung.
82 Prozent der Menschen sprechen sich sehr positiv gegenüber der Organspende aus. Das ergab eine Studie, die das Gesundheitsministerium und die Vereinigung Luxembourg Transplant im letzten Jahr gemeinsam vorgestellt haben.
Das Gesetz vom 25. November 1982 sieht allerdings auch vor, dass die Ärzte vor einer Organentnahme zuerst sicherstellen müssen, ob sich der oder die Verstorbene nicht dagegen ausgesprochen hat. In der Regel werden die Angehörigen um ihre Einwilligung gebeten. Tatsächlich lehnen in der Praxis 40 bis 50 Prozent der Angehörigen eine Organentnahme bei dem oder der Verstorbenen ab.
Organspendeausweise gerne gesehen
Die Regierung fördert aus diesem Grund das Mitführen eines Organspendeausweises. Auf einem solchen Ausweis (den man etwa in der Brieftasche mitführen kann) kann eine Person angeben, ob sie für oder gegen die Entnahme ihrer Organe nach dem Tod ist. Die Spenderausweise sind zum Beispiel in Apotheken, in Arztpraxen oder in Gemeindeverwaltungen erhältlich.
Tatsächlich existiert dieser Ausweis auch in digitaler Form – als App. Diese App („Passport de vie“) wurde seit ihrer Einführung 2015 6.270 Mal herunter geladen. Das geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Carole Hartmann (DP) hervor, die sich bei Gesundheitsminister Etienne Schneider danach erkundigt hatte. (Stand: 30. April 2019)
Auch im Rahmen der elektronischen Patientenakte soll es in Zukunft, wenn sie in der breiten Bevölkerung angewandt wird, die Möglichkeit geben, sich für oder gegen eine Organspende auszusprechen. Luxemburg ist zusammen mit sieben weiteren Ländern (Belgien, Niederlande, Deutschland, Österreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn) Mitglied von Eurotransplant. In diesen Ländern befinden sich, laut Aussagen der Organisation, mehr als 14.000 Menschen auf einer Warteliste für ein Organ.
Bei der Vorstellung der oben genannten Studie sagte das Gesundheitsministerium, dass in Luxemburg im Schnitt 65 Menschen im Jahr auf eine Organspende warten. Bei der Organspende gibt es zwei sich widersprechende Philosophien. Viele Länder haben eine Widerspruchsregelung wie Luxemburg. Auch Frankreich ist Adept einer solchen Lösung.
Andere Regelung als in Deutschland
In anderen Ländern, darunter Deutschland, ist nur Organspender, wer sich explizit dafür ausspricht. Eine Reform wird dort seit mehreren Monaten heftig diskutiert – auch in der Öffentlichkeit.
In Deutschland müssen zwei Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod feststellen, damit ein Patient überhaupt für eine Organspende infrage kommt. Laut der deutschen Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim führt dies dazu, dass die meisten Menschen sowieso nicht für eine Organspende infrage kommen. Zusätzlich müssten Krankenhäuser erst einmal über das Fachpersonal verfügen, um zwei unabhängige Gutachten erstellen zu können.
In Luxemburg wird durch ein großherzogliches Reglement festgelegt, wie der Tod festgestellt werden muss, um Organe entnehmen zu dürfen. Laut einer Veröffentlichung des Gesundheitsministeriums können nach dem Hirntod die anderen Organe künstlich am Leben erhalten werden (um sie für die Organspende zu nutzen). Nach einem Herzstillstand würden die anderen Organe in der Regel schnell geschädigt. Nur in Ausnahmefällen könnten dann Organe zur Transplantation entnommen werden.
Wei‘ soll dann een Sanitaeter oder Dokter um verstuewenen Patient sengem Handy di App obmachen kennen ohni Pin oder Passwuerd ????
Net bis zum Schluss geduecht !
@Nomi „Net bis zum Schluss geduecht“ ! Vielleicht gezielt mit gewissen Hintergedanken, nachdem es nicht genügend Spender gibt! 82% der Bevölkerung spricht sich dafür aus, aber haben die auch den Spenderausweis? Oder ist nehmen seliger als geben? Ich habe, bevor ich mich entschlossen habe, KEIN Organspender zu werden, ausführlich darüber informiert. Jeder kann seinen Edelmut beweisen, wenn er dafür ist, ich bin dann eben kein „nächstenliebender Christ“. Schön, dass es Sie gibt, J.C.Kemp…!
Das ist beängstigend!!! Was, wenn ich einen Unfall habe oder bewusstlos irgendwo zusammenbreche und der Ausweis, der besagt, dass ich kein Organspender sein will, zuhause ist? Dann ist zu befürchten, dass ich gegen meinen Willen „verwendet“ werde, wenn die Organentnahme eilt, bevor meine Familie, die meine Ansicht dazu kennt und Bescheid weiß, informiert wird (die können ja zufällig im Urlaub oder sonst wo im Moment sein). Eine grauenhafte Vorstellung…Ich überlege ernsthaft, mir ein entsprechendes Tatoo stechen zu lassen. Die Regelung in Deutschland ist richtig: nur bei ausdrücklicher Erlaubnis! Ich will übrigens auch kein lebensrettendes Organ für mich, erstens weil ich nicht annehmen kann, was ich selber verweigere und zweitens will ich nicht zeitlebens starke Medikamente einnehmen müssen.
Ausser es geht wirklich um die Wurst! Nicht wahr?
Ich bin absolut dafür, der hirntote Mensch sei automatisch Organspender, ausser er hat sich zeitlebens ausdrücklich DAGEGEN ausgesprochen. Besonders für Christen dürfte es ja im Namen der Nächstenliebe kein Problem darstellen.
Nach mir die Sintflut.Mir ass et egal wat mat mengem „emballage perdu“ no mengem Doud geschitt.
Ich bin gegen Organspende und fremde wie Ärzte oder der Staat haben nicht das Recht nach meinem Tod über meinen Körper zu bestimmen, so wie ich mit allen Organen gekommen ( Geburt ) bin so gehe ich auch.
Das ist ach einer der Gründe
Ich will übrigens auch kein lebensrettendes Organ für mich, erstens weil ich nicht annehmen kann, was ich selber verweigere und zweitens will ich nicht zeitlebens starke Medikamente einnehmen müssen.
Der organisierte Widerstand aus Deutschland ist offensichtlich schon nach Luxemburg übergeschwappt (copy-paste-Argumentation in den Kommentaren). Gut dass die Politik in Luxemburg sich schon vor Jahren für eine andere Regelung entschieden hat. Schade nur, das sie nicht immer konsequent umgesetzt wird, sich Familienangehörige im Gespräch mit dem Arzt über den Willen des Verstorbenen hinwegsetzen können.
Wer wirklich nicht spenden will: Auf dem Ausweis kann man nicht nur Ja sondern auch Nein ankreuzen.
Wann eng Card, dann soll di Info ob der CNS Card vermierkt sinn !
De Portemonnaie left iwer mat Karten vun hei an vun do !
Geniale Lösung! Muss aufgegriffen werden!
So genial dass es genau so mit der Einführung des DSP (dossier de soins partagé), also der erweiterten Form der CNS-Karte geplant ist. Wird aber nichts bringen, denn das DSP ist freiwillig, Manche wollen ihre Krankheiten geheim halten, nehmen damit das Risiko in Kauf, möglicherweise einen vermeidbaren Tod zu sterben, andere positionieren sich in Sachen Organspende heute nicht und werden das auch morgen nicht freiwillig tun.
Ein Gegner der Organspende kann aber beruhigt sein (so hoffe ich), wenn auf der obligatorischen CNS-Karte die Information vermerkt ist, denn in seinem eigenen Interesse wird er dafür sorgen. Niemand soll zu diesem Vermerk gezwungen werden.