/ Auf ins Wortgefecht! – Ein Vorschlag, wie man den Streit um „FCK LXB“ lösen könnte
Am 8. Mai fällt das Urteil in der Causa „FCK LXB“. Ein Dreiergespann aus Personen des öffentlichen Lebens, nämlich Fred Keup, Dan Schmitz und Joé Thein, erstattete Anzeige aufgrund der – ihrer Auffassung nach– unrühmlichen Erwähnung der eigenen Namen im Rap-Track des jungen luxemburgischen Hip-Hop-Künstlers Turnup Tun. Das Tageblatt hat sich überlegt, wie eine gemeinsame Lösung aussehen könnte.
Von Anne Schaaf und Cynthia Schmit
In seinem Track plädiert Turnup Tun, in seiner Muttersprache rappend, für „bonte Fridden“ statt „Friemenhaass“. Und so wie der Künstler den Imperativ Singular des Verbs „ficken“ an das Großherzogtum richtet, tut er dies auch gegenüber den drei erwähnten Herren.
Sie sind aber nicht allein. Auch die Biermarke Bofferding, Neonazis, Intoleranz und andere Personen werden im Song – nimmt man das Gesagte wortwörtlich – darum gebeten, Beischlaf mit sich selbst zu praktizieren. (Was ja durchaus eine gesunde, friedliche und wohltuende Tätigkeit sein kann – vorausgesetzt man mag sich selbst.)
Nun sinnieren halb Luxemburg sowie die Justiz darüber, wie man das gewählte Tu-Wort in diesem spezifischen Fall auslegen muss, kann und soll. Ist es tatsächlich wortwörtlich gemeint, drückt es eine Kritik aus, die aufgrund der Meinungs- sowie der Kunstfreiheit ihre Berechtigung hat, oder ist es einfach nur beleidigend und schadet bewusst den Adressaten?
Sollte Letzteres der Fall sein, befinden wir uns im Bereich der Diss-Tracks (abgeleitet vom englischen Verb „disrespect“). Dieses im Hip-Hop recht geläufige Format zielt darauf ab, beim Gegenüber für Missmut zu sorgen. Es bleibt häufig nicht ohne Reaktion. Der Gegenangriff erfolgt oft in gerappter Form. Wir haben einige bekannte Beispiele zusammengetragen:
2Pac vs. Notorious B.I.G
Als einer der Urväter der Diss-Tracks darf der 1996 verstorbene Amerikaner 2Pac gelten. Im Track „Hit ’Em Up“ attackiert er The Notorious B.I.G.
Eminem vs. Machine Gun Kelly
Auch Eminem darf zur Königsklasse der Disser gezählt werden. Er produziert förmlich Diss-Tracks wie am Fließband. Die Retour-Kutschen lassen meistens nicht lange auf sich warten.
Bushido & Kay One gegen Sido
Diss-Tracks beschränken sich nicht auf einen Kontinent. Nachdem es zum Bruch zwischen Sido und Bushido gekommen war, veröffentlichte Letzterer gemeinsam mit Kay One den Track „S.I.D.O.“, in dem Sidos Mutter verunglimpft wird. Demnach genießen auch Angehörige von Rappern keinen besonderen Schutz bei Diss-Tracks. Sido konterte prompt. Angespornt von seiner Frau Mama.
Bushido vs. Kay One
Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Liebe zwischen Hip-Hoppern (fast) nicht. Die Beziehung zwischen Bushido und seinem ehemaligen Schützling Kay One wurde – wie sollte es anders sein – via Diss-Track ausgetragen.
Kay One – Tag des Jüngsten Gerichts (Türkçe Altyazılı) von Uğur Gürbüz auf Vimeo.
Remy Ma gegen Nicki Minaj
Bei den Damen der Wortschöpfung können bekanntermaßen auch die Fetzen fliegen. Bei Remy Ma und Nicki Minaj entfesselte sich ein „Bitchfight“, bei dem Beschimpfungen wie ein Hagelsturm auf die Betroffenen hinunterhagelten.
Wie man sieht, sind die Beispiele von Streits in dieser Kunstsparte zahlreich. Es bietet sich also eine perfekte Gelegenheit, sein Talent zu beweisen und statt Schadenersatz einfach eine stilvolle Revanche einzufordern. Was bereits vor Gericht vorgetragen wurde, lässt sich sicherlich in einige gute Punchlines packen. Falls noch etwas mehr Erfahrungswerte im Battle-Rap vonnöten sind, erklärt sich die Battle League Lëtzebuerg eventuell sogar bereit, Nachhilfe zu geben. Wir sind auf jeden Fall mehr als gespannt auf das Resultat und verbleiben mit einem herzlichen „Make Art, not War“.
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Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, oder doch? Jedenfalls scheinen diese Rapper oder ausgefallenen Künstler an einer gewaltigen Geschmacksverirrung zu leiden. Zumindest ist ihr Wortschatz sehr beschränkt, bis auf ihr ausgeprägtes Fäkalienvokabular. Wenn das moderne Kunst ist, dann sind wir auf dem besten Weg in die Dekadenz! Von Stil jedenfalls nicht die Spur.
Im Falle Turnup Tun bewahrheitet sich der Spruch “ der Apfel fällt nicht weit vom Stamm „. Mit dem Song “ Leck mech am Aasch, ech fueren op d’Belsch Plage “ hat Vater Tonnar dem Filius gezeigt wo’s lang geht. Das nennt man dann Kultur !