/ Auftritt vor über 8.000 Zuschauern bei den European Games: Jenny Warling als letzte Luxemburgerin am Start
Die European Games neigen sich dem Ende zu. Aus Luxemburger Sicht gibt es jedoch noch ein Highlight. Karateka Jenny Warling kämpft morgen um eine Medaille und um Punkte, die am Ende die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio bedeuten könnten. Doch die Konkurrenz in der ausverkauften Chizhovka Arena hat es in sich.
Aus Minsk berichtet Dan Elvinger
Alleine die Tatsache, dass Jenny Warling im vergangenen März im spanischen Guadalajara Europameisterin (Klasse: -55 kg) werden musste, um bei den European Games dabei zu sein, verdeutlicht die Stärke des Feldes in der weißrussischen Hauptstadt. Morgen geht es um Punkte für die Weltrangliste und die Tokio-Liste. Einen direkten Quotenplatz für Tokio 2020 gibt es für die Karatekas nicht.
Im European-Games-Wettbewerb, wo die Qualifikation für die K.o.-Runde in einer Dreiergruppe ausgetragen wird, trifft Jenny Warling auf die deutsche Weltranglistenerste Jana Bitsch, die polnische Weltmeisterin Dorota Banaszczyk und Lokalmatadorin Irina Sharykhina. „Der defensive Kampfstil der Deutschen liegt mir nicht so gut und die Weißrussin ist aggressiv. Es sind alles sehr starke Gegnerinnen, aber jeder kann jeden schlagen. Es ist reine Kopfsache“, sagte die 25-Jährige nach der Auslosung, die gestern stattfand.
Die Form der Luxemburgerin stimmte zuletzt nicht mehr. „Ich habe viele Fehler gemacht und habe die letzten Tage genutzt, um Gespräche mit meinem Trainer Michaël Lecaplain zu führen. Am Sonntag muss ich es vor allem vermeiden, zu früh anzugreifen“, sagt Warling. Seit ihrem EM-Sieg gab es nur wenige erfreuliche Momente für die Luxemburgerin. Doch sie war gezwungen, viele Turniere zu bestreiten, um ihren Rückstand in der Weltrangliste aufzuholen. „Ich hatte Pech mit der Auslosung und es hat auch taktisch so einiges nicht gestimmt. Damit ich auf diesem Niveau etwas erreichen kann, muss sowieso alles passen. Rückblickend hätte ich mir vielleicht das eine oder andere Turnier sparen können. Ich bin auch froh, wenn ich nach den European Games eine Pause einlegen kann“, sagt Warling.
Viel Unterstützung
Kraft geben ihr derzeit auch ihre Unterstützer. Vor zwei Wochen waren zahlreiche Gäste zu einem EM-Rückblick im Hotel „Alvisse“ erschienen. „Es war eine große Ehre für mich, dass so viele Leute da waren. Dieser EM-Titel ist nicht nur alleine meine Leistung, sondern auch die meiner Unterstützer.“ Einer, der fast seit ihrer Kindheit an ihrer Seite ist, wird auch morgen in Minsk im Publikum sitzen. Der ehemalige Karate-Nationaltrainer Misch Feidt hat die Reise nach Weißrussland auf sich genommen, um Warling zu unterstützen. „Er ist mein Karate-Vater. Misch kümmert sich um verschiedene organisatorische Sachen und entlastet mich sehr.“
Mit dabei ist auch Physiotherapeutin Nina Goedert, die Warling bereits nach ihrem Meniskusriss betreute. Mittlerweile hat Warling diese Verletzung körperlich und mental überwunden. Derzeit hat sie jedoch ein Problem mit ihrer starken rechten Schulter und verbrachte seit ihrer Ankunft bereits einige Stunden in der Obhut von Goedert. Daneben konnte sie bereits einen ersten Blick auf den Wettkampf-Tatami werfen. Das ist nicht unbedingt immer der Fall bei internationalen Turnieren. „Oft trainieren wir vor den Kämpfen im Hotelzimmer oder dem Flur. Es kommt nicht selten vor, dass die anderen Gäste sich wegen unseres Geschreis aufregen. Aber eine solche Einheit ist besser als nichts“, sagt Warling.
Ungewohnt wird auch die Kulisse sein, vor der die Luxemburgerin antreten wird. Die Chizhovka Arena (Kapazität: 8.807 Plätze) ist an beiden Karate-Wettkampftagen ausverkauft. „Der Stressfaktor wird größer sein, aber ich kann das ausblenden. Wichtig ist vor allem, dass ich in Baku 2015 bereits ein Multisport-Event mitmachen konnte. Damals fühlte ich mich überrumpelt, jetzt weiß ich, wie ich damit umgehen soll“, sagt Warling, die bereits am Dienstag nach Minsk reiste, um sich an die Gegebenheiten zu gewöhnen: „Dadurch vermeidet man Stress und kommt in die richtige Stimmung.“
Erwischt die 25-Jährige morgen vor dem weißrussischen Publikum einen guten Tag, ist die dritte Medaille für Luxemburg bei den European Games, nach Tischtennis-Spielerin Ni Xia Lian (Bronze) und Bogenschütze Gilles Seywert (Silber), durchaus möglich.
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