/ Ausbildung rot-weiß: So bereiten sich angehende Feuerwehrleute aufs Examen vor
58 angehende hauptberufliche Feuerwehrleute befinden sich zurzeit in der Ausbildung. Die Hälfte von ihnen bereitete sich vergangene Woche am CGDIS-Standort in Junglinster auf die Examen im Bereich Rettungsdienst vor.
Donnerstag vergangene Woche im CGDIS-Einsatzzentrum in Junglinster. Das Thermometer flirtet mit der 40-Grad-Marke. Eigentlich keine gute Voraussetzung, um sich auf ein Examen vorzubereiten. Doch die rund 30 angehenden jungen Feuerwehrleute und ihre Ausbilder lassen sich davon nicht beeinflussen. In verschiedenen Gruppen werden unterschiedliche Rettungsaktionen geübt. In der großen Halle geht es darum, einen jungen Mann zu bergen, der blutend unter einem Laster liegt. Die jungen Leute bekommen ihre Anweisung, dann müssen sie selber ran und untereinander die Aufgaben koordinieren.
Der Instruktor schaut zu. Es scheint gut zu laufen, er sieht zufrieden aus. In einem anderen Bereich des Einsatzzentrums liegt eine Person auf dem Boden. Ohnmächtig. Okay, es handelt sich um eine Puppe. Trotzdem verläuft der „Einsatz“ äußerst realistisch. Über Monitore verfolgen die Ausbilder das Geschehen. Alles wird aufgezeichnet, damit nachher anhand von Bildern genau über den Ablauf der Rettung diskutiert werden kann. In einem anderen Raum ist ein Mann gestürzt. Er muss versorgt werden.
Die angehenden Berufsfeuerwehrleute sind bei allen Übungen sehr konzentriert bei der Sache. Sie wissen, dass das, was sie hier proben, im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden kann, zum Beispiel wenn die Feuerwehr vor dem Notarzt am Unfallort ist.
Die „Einsätze“, die vergangene Woche trainiert wurden, gehören zum sogenannten „weißen Bereich“ der Ausbildung, nämlich dem Rettungsdienst. Nach den Examen diese Woche beginnen die Feuerwehrschüler im August dann mit dem „roten Bereich“, das heißt alles, was mit Feuer und technischer Hilfeleistung zu tun hat.
Wie, wo, was: Arbeitsplatz Feuerwehr
- Fünf Jahre bestandener postprimärer Unterricht sind nötig, handwerkliches Geschick und Vorkenntnisse aus dem Gesundheitswesen sind hilfreich. Außerdem sollte man sportlich sein.
- Nachdem man sich über govjobs.lu eingeschrieben hat, kommt als Erstes der Sporttest, sofern man den Eingangskriterien gerecht wird. Anschließend werden theoretische Kenntnisse überprüft (Mathe, Deutsch, Französisch sowie Allgemeinwissen über Luxemburg). Dann folgen ein psychologischer Test, ein Vorstellungsgespräch und ein Check beim Arzt. Besteht man alles, beginnt die Ausbildung.
- Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Das erste gilt als Grundausbildung. Diese setzt sich aus sechs Monaten Brandbekämpfung und technische Hilfeleistung sowie sechs Monaten Rettungsdienst zusammen. Im zweiten Jahr stehen viele Praktika an.
- Während der Ausbildung ist man „fonctionnaire stagiaire“ und verdient dementsprechend.
- Wer die Ausbildung erfolgreich beendet, bekommt sicher eine Stelle bei der Berufsfeuerwehr.
Ein attraktiver Beruf mit vielen Möglichkeiten: Steve Mack über die Berufsfeuerwehr
Steve Mack ist Direktor des Ausbildungsinstituts fürs Rettungswesen. Die Arbeit bei der Feuerwehr und allgemein im Rettungsbereich sieht er eher als eine Berufung. Diese Arbeit mache Spaß und sei abwechslungsreich. Zudem sei der Beruf durch die CGDIS-Reform aufgewertet worden, betont Mack im Tageblatt-Interview.
Tageblatt: Woran erkennen Sie, ob jemand für diesen Beruf gemacht ist?
Steve Mack: Das Auswahlverfahren ist bereits recht anspruchsvoll und während der Ausbildung sehen wir sehr schnell, ob der Kandidat/die Kandidatin geeignet ist.
„Wasser marsch“ war gestern. Was sind denn die großen Herausforderungen, denen die Feuerwehr heute ausgesetzt ist?
Heute muss die Feuerwehr ein Team haben, das die modernen Gefahren kennt und sie bekämpfen kann. Spezielle Baumethoden wie zum Beispiel Isolationsfassaden, Holzbauweise, aber auch die Fotovoltaik z.B. stellen die Feuerwehr vor ganz neue Herausforderungen. Auch im Automobilbereich hat sich vieles geändert. So ist es heute wichtig, dass die Feuerwehr unter anderem auch auf die alternativen Antriebsarten vorbereitet ist, ohne davon zu sprechen, dass ein Elektroauto, das lichterloh brennt, alles andere als banaler Alltag ist.
Wie geschieht diese Vorbereitung?
Durch Fachlektüre, Kongresse im Ausland, Austausch mit anderen Schulen in Deutschland, Belgien oder Frankreich sowie in der Schweiz, speziell was die Tunnelbrandbekämpfung anbelangt.
Finden Sie genügend Leute?
Bei der letzten Ausschreibung für Berufsfeuerwehrleute hatten wir etwas mehr als 230 Kandidaten für 50 Stellen. Und auch bei den Freiwilligen haben wir aktuell regen Zulauf, was uns sehr freut.
Frauen bei der Feuerwehr gibt es, allerdings noch eher selten, auch wenn die Zahl steigend ist. Woran liegt das?
Vielleicht daran, dass der Job des Feuerwehrmannes noch zu sehr zu den Männerdomänen gezählt wird. Aktuell haben wir vier Frauen in der Ausbildung und die schlagen sich sehr gut. Sie stehen ihren männlichen Kollegen auch in nichts nach.
Mit einer 11e kann man in die Ausbildung einsteigen. Wie sieht dann die Karriere aus?
Mit dem Gesetz des CGDIS wurde der Beruf des Feuerwehrmannes erst geschaffen. Man ist Staatsbeamter in einer attraktiven Karriere und hat zudem eine Reihe von Zuschlägen (Risikoprämie, „Prime d’astreinte“). Weiter gibt es im CGDIS dann die Möglichkeit, zusätzliche Ausbildungen zu machen und diverse Posten (z.B. Leitung eines Einsatzzentrums) zu übernehmen.
Was passiert eigentlich, wenn jemand irgendwann den Einsatz bei einem Brand körperlich nicht mehr schafft? Muss er dann gehen?
Bedingt durch die Vielfalt der Aufgaben im CGDIS kann zusammen mit unserem arbeitsmedizinischen Dienst nach einer neuen Aufgabe im CGDIS Ausschau gehalten und die Person intern einer neuen Funktion zugeführt werden, wie z.B. im Präventionsbüro, bei der Leitstelle 112, in der Ausbildung oder anderen administrativen oder technischen Abteilungen.
Was hat die CGDIS-Reform der hauptberuflichen Feuerwehr in Luxemburg gebracht?
Eine Anerkennung ihres Berufs, da dies vor der Reform nicht so existierte; es waren Gemeindearbeiter, welche bei der Feuerwehr arbeiteten. Des Weiteren Karrieremöglichkeiten und viele andere Vorteile.
Ein toller Job: Die 25-Jährige Gwen Daufeld steckt mitten in der Ausbildung zur hauptberuflichen Feuerwehrfrau
Bei der hauptberuflichen Feuerwehr sind Frauen noch eher selten anzutreffen. Aber sie sind im Kommen. So wie Gwen Daufeld. Seit 11 Jahren ist sie bei der freiwilligen Feuerwehr in Düdelingen aktiv. Jetzt will sie das Hobby zum Beruf machen.
Mit 14 wusste Gwen Daufeld eigentlich schon, was sie mal werden möchte. Damals war sie Mitglied in der Jugendfeuerwehr in ihrem Heimatort Düdelingen geworden. Sie hat die Schule für Gesundheitsberufe besucht, sich in der Pflege von Demenzpatienten engagiert und ist in der Hundestaffel des CGDIS aktiv. Heute steckt die 25-Jährige, die von RTL-Hörern zur Luxemburgerin des Jahres gewählt wurde, mitten in der Ausbildung zur hauptberuflichen Feuerwehrfrau. Sie weiß, worauf sie sich einlässt. In den 11 Jahren in Düdelingen ist sie bei so manchem Einsatz dabei gewesen.
Im Februar 2019 begann sie mit dem ersten Teil der Formation: dem Rettungsdienst. Diese Woche sind die Examen und wenn die mit Erfolg bestanden sind, wird Gwen im August mit der sechsmonatigen Ausbildung im Bereich Brandbekämpfung beginnen. Dann folgt das Abschlussexamen inklusive Sporttest und – wenn es so läuft, wie Gwen es sich wünscht – ist sie 2020 bei der Berufsfeuerwehr.
12 Monate Ausbildung
Am liebsten würde sie dann am CGDIS-Standort in Esch-Alzette arbeiten. Der Schichtbetrieb macht ihr nichts aus, besonders wenn dadurch viel Zeit bleibt, um Sport zu treiben. Im Sporttest hatte sie übrigens ein Maximum an Punkten. Viele ihrer männlichen Kollegen haben das nicht geschafft.
An ihrem zukünftigen Job gefällt ihr vor allem, dass man Menschen helfen kann, die Arbeit abwechslungsreich ist und ein starker Teamgeist herrscht. In Gwens Familie wird diese Einstellung geteilt: Ihre Schwester und ihre Brüder sind bei der Feuerwehr. Freuen würde Gwen sich über mehr Frauen in dem Bereich. Vielleicht sollten sie mal einen Schnupperkurs machen. Dann könnten sie sich davon überzeugen, wie toll dieser Job ist, so Gwen. Sie ist sich auf jeden Fall sicher, nie einen anderen Beruf ausüben zu wollen.
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