Wasser / Ausstellung in Eschdorf: Trinkwasser ist keine Selbstverständlichkeit
Den Hahn in der Küche oder im Bad aufzudrehen und sauberes Wasser zu haben, ist eine Selbstverständlichkeit. Die wenigsten machen sich Gedanken über den Aufwand, der dahintersteht. Jetzt gibt es einen Rundgang, der zum Thema Wasser sensibilisiert und Selbstverständlichkeiten ausräumt.
Das Datum hätte nicht besser gewählt werden können. Pünktlich zum Weltwassertag am 22. März wurde der neue Rundgang in Eschdorf, im Gebäude der neuen Trinkwasseraufbereitung, eingeweiht. Zwei Stunden dauert die Führung, auf deren Weg immer wieder geschickt platzierte Fenster Einblicke in die neuen Filteranlagen geben. Im Juni 2023 erst wurde die Trinkwasseraufbereitung eingeweiht, die rund 200 Millionen Euro gekostet hat.
Es gehört zu den Aufgaben des Betreibers der hochmodernen Anlage, dem „Syndicat des eaux du barrage d’Esch-sur-Sûre“ (Sebes), für das Thema Wasser zu sensibilisieren, das ist der Anspruch des Rundwegs. Die Ressource wird weltweit knapper. Auf der Weltwasserkonferenz 2023 in New York schlug die UNO Alarm, weil zu dem Zeitpunkt bereits zwei Milliarden Menschen weltweit keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser hatten.
Vor allem ärmere Länder des globalen Südens können von einer Wasserqualität, wie sie die Sebes liefert, nur träumen. Deren 2023 eingeweihte Filteranlagen leisten Erstaunliches. Selbst Organismen, die bis zu 3.000-mal kleiner sind als ein Haar, kommen nicht durch ihre Membranen. Die Filter arbeiten über mehrere Stufen bis in den Nanobereich. In der letzten Stufe geht es Stoffen wie Pestiziden, Seife oder Tensiden an den Kragen.
Stausee liefert knapp 50 Prozent des Trinkwassers im Land
Letztere dienen als Bindemittel unterschiedlicher Stoffe mit unterschiedlichen Eigenschaften und sind beispielsweise Bestandteil von Waschmitteln. „Das konnten wir früher so nicht“, sagt Sebes-Präsident André Weidenhaupt (58), seit Januar 2024 im Amt. Die hohe Leistungsfähigkeit ist umso wichtiger, je mehr der Verbrauch steigt. Luxemburg wächst. 135 Liter verbraucht ein Einwohner aktuell täglich an Trinkwasser.
Die Zahl stammt vom Wasserwirtschaftsamt. Umso wichtiger erscheint es da, für diese wichtige Ressource zu sensibilisieren – gerade am Standort Eschdorf. Der benachbarte Stausee liefert 48 Prozent des Trinkwassers im Land. 21 Mio. Kubikmeter der jährlich benötigten Trinkwassermenge kommen von dort und beliefern die 79 Gemeinden der verschiedenen angeschlossenen Syndikate.
Fünf beliefert die Sebes und die gesamte Hauptstadt. Schon öfter wurde bemängelt, dass die Struktur der Syndikate nicht mehr zeitgemäß ist. Vor allem die „Association luxembourgeoise des ingénieurs-directeurs et ingénieurs-directeurs adjoints des syndicats de communes“ (ALID), die die CEOs dieser Syndikate vertritt, hatte wiederholt darauf hingewiesen. Passiert ist bislang nichts. Bis jetzt.
Luxemburg wächst: Nutzung des Moselwassers geplant
Er werde sich des Themas zusammen mit dem Umweltministerium annehmen, kündigte Innenminister Leon Gloden (CSV), der zu den geladenen Gästen gehörte, an. Zurück zur Wasserversorgung: Die restlichen 23 Mio. Kubikmeter Wasser jährlich, die das Land braucht, kommen aus den insgesamt 310 Grundwasserquellen im Staatsgebiet. Alle Zahlen stammen vom Wasserwirtschaftsamt, das weiter mitteilt: „15 Quellen sind außer Betrieb wegen erhöhter Konzentrationen an Nitrat und/oder Pestizidrückständen.“
Vor allem der Norden ist auf die Belieferung mit Trinkwasser angewiesen, da es im Ösling außer dem Stausee wenig Grundwasser gibt, wie die Behörde weiter mitteilt. Mit der neuen Anlage wurden gleichzeitig die Produktionskapazitäten erhöht. 75.000 Kubikmeter täglich waren es vorher, seit 2023 sind es 110.000 Kubikmeter Trinkwasser im gleichen Zeitraum. Eschdorf ist Teil der nationalen Wasserstrategie, die die Trinkwasserversorgung im Land „mittelfristig“ sichern soll, wie das Wasserwirtschaftsamt weiter auf Anfrage mitteilt.
Die Sebes-Anlage könnte bald eine neue Aufgabe bekommen, denn die Aufbereitung des Wassers der Mosel ist Bestandteil eben dieser nationalen Strategie. Das zumindest ließ Umweltminister Serge Wilmes (CSV) in seiner Rede zur Eröffnung des Rundgangs, der sich an Schulklassen- oder andere Besuchergruppen wendet, anklingen. Der Rundgang selbst wurde vom Wasserfonds des Umweltministeriums finanziert und hat 1,3 Mio. Euro gekostet.
Die Dauerausstellung gliedert sich in fünf Bereiche. Sie heißen „Wasser ist Leben“, „Wasser braucht Schutz“, „Trinkwasser ist ein natürliches Produkt“, „Trinkwasser ist eine Rarität“ und „Wasser aus dem Hahn hat Qualität“. Unter dem Motto „Unser Trinkwasser – von der Natur in den Wasserhahn“ bietet die Ausstellung in Form von Informationstafeln, Animationsfilmen, audiovisuellen und künstlerischen Beiträgen Details zum Thema.
Anmeldung und Organisation
Die Organisation der geführten Rundgänge übernimmt das ORT Eislek. Anmeldungen sind seit dem 22. März 2024 auf der Webseite der Sebes (sebes.lu) möglich. Sie werden in drei Sprachen angeboten, Französisch, Deutsch und Luxemburgisch, weitere sind geplant.
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