Dudelange2022 / Ausstellung „Re-Retour de Babel“ beschäftigt sich mit Migration und die Sichtweise der zweiten Generation
Die Nachfahren ehemaliger Einwanderer haben ihre ganz eigene Beziehung zu Luxemburg wie auch zum Heimatland ihrer Eltern. Die Ausstellung „Re-Retour de Babel“ zeigt einerseits intime Porträts, die ein ganz persönliches Bild unserer Gesellschaft zeichnen, und verdeutlicht andererseits die Vielschichtigkeit der Luxemburger Migrationsgeschichte.
„Zuerst mussten wir klären, wie wir das weite Thema der Migration überhaupt angehen sollen“, sagt Künstlerin Justine Blau und Kuratorin der Ausstellung im Gespräch mit dem Tageblatt. „Re-Retour de Babel“ baut auf dem Projekt „Retour de Babel“ auf, das für das Kulturjahr 2007 auf die Beine gestellt worden war. Ziel war es damals, die Komplexität des luxemburgischen Migrationsgeschehens zu beleuchten. Vier Hauptthemen sollten angesprochen werden: „Partir“, „Arriver“, Rester“ und „Être“. Vier Wörter, mit denen sich jeder Einwanderer auseinandersetzen muss. Konkretisiert hat sich das Projekt als Ausstellung, mit einer Reihe von Veranstaltungen sowie einer Publikation in drei Bänden. In diesem Rahmen wurden insgesamt 60 Familien interviewt.
15 Jahre später und für das Kulturjahr 2022 widmet sich eine Gruppe von Künstlern erneut diesem Thema. Diesmal rücken zehn Nachfahren der 2007 vorgestellten Menschen in den Vordergrund. „Mit den Nachkommen wurde darüber geredet, ob sie ihren Platz gefunden haben“, sagt Marlène Kreins vom Kulturdienst der Stadt Düdelingen. Dazu wurden sie über ihr Heimatgefühl befragt, über die Verbindung zum Land ihrer Eltern oder über die Beziehung zu ihrer Muttersprache. Herausgekommen sind Interviews, die intime Einblicke in das Leben dieser zehn Menschen geben. Sie heißen unter anderem Sena Afeto, Florimé Dervisi, Chiahu Lee oder auch John Rech. So unterschiedlich wie die Namen sind auch die Erzählungen ihrer Vergangenheit, die Beziehungen zu ihrer Familie und ihr Empfinden darüber, was es heißt, in der Luxemburger Gesellschaft aufzuwachsen, die sich kontinuierlich verändert.
Kritisch und optimistisch zugleich
Die Antworten wurden von Justine Blau schriftlich festgehalten. Andrés Lejona, der bereits 2007 die Vorfahren vor der Linse hatte, war auch dieses Mal für die Porträts zuständig. Jeder der Interviewten sollte zudem ein oder mehrere Objekte auswählen, die die ganz eigene Familiengeschichte symbolisieren. Das Ziel war es, die einzelnen Lebensgeschichten der Interviewten mit Respekt zu behandeln, jedoch auch zu sagen, was gesagt werden muss. Justine Blau bezeichnet „Re-Retour de Babel“ als kritische, doch auch optimistische Ausstellung. „Die Frage zum Platz im Leben ist nicht nur bei der Migration ein Thema“, so Blau. Sie könnte jedem von uns gestellt werden. Die Antwort darauf ist nicht nur ein persönliches Gefühl. Auch die Gesellschaft vermittelt ein Bild davon, wo sich jemand ihrer Meinung nach seinen Platz zu suchen hat.
Die Porträts ziehen sich als roter Faden durch die Ausstellung, die in den Kunstgalerien „Nei Liicht“ und „Dominique Lang“ gezeigt werden. In Dialog mit diesen Fotos treten Werke zeitgenössischer Künstler, die sich mit der Universalität des Themas beschäftigen. Sie untersuchen neben den Motiven der Migration und des Exils auch, welchen Platz die Sprache in diesem Kontext einnimmt. Die Themen Rassismus und Diskriminierung werden ebenfalls angesprochen. Teil der Ausstellung sind zudem Sprachperformances von Luisa Bevilacqua.
Zusätzlich zu der Ausstellung wird ein Rahmenprogramm angeboten. Weitere Informationen dazu gibt es unter: www.re-retourdebabel.lu.
Ausstellung „Re-Retour de Babel“
Die Ausstellung in den Kunstgalerien „Nei Liicht“ und „Dominique Lang“ läuft noch bis zum 11. Dezember.
Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags von 15.00 bis 19.00 Uhr.
Es soll fantastisch sein, ich habe die Besucher interviewt.
Alle beide.