/ Badminton: Robert Mann lebt als Spätzünder seinen Traum – und hat Olympia 2020 im Blick
Badminton-Spieler Robert Mann wurde erst vor vier Jahren mit 30 Jahren
Profi. Seitdem ist er das Aushängeschild des nationalen Verbandes Feluba. In Minsk und in den Monaten danach versucht er, seine wohl letzte Chance zu ergreifen, einmal in seinem Leben an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Danach könnte es mit der Karriere vorbei sein.
Zweite Niederlage
Nach der 0:2-Auftaktniederlage gegen den Russen Wladimir Malkow musste sich Robert Mann gestern auch Azmy Qowimuramahdoni aus Aserbaidschan in zwei Sätzen geschlagen geben (15:21, 18:21). Heute trifft der Luxemburger im letzten Gruppenspiel auf den Rumänen Valentine Filimon, der genau wie Mann noch keine Partie gewonnen hat. Für beide geht es darum, den letzten Platz zu vermeiden, denn es steht bereits fest, dass Malkow und Qowimuramadhoni in das 1/16-Finale einziehen werden. del
Der „Falcon Club“ und das direkt daran angeschlossene Marriott Hotel in Minsk haben für Luxemburger Sportler mittlerweile eine gewisse Symbolik. Die Fußballnationalmannschaft logierte bei ihren letzten beiden Aufritten im Hotel nahe dem Freizeitpark „Dreamland“ und dem mächtigen Freiheitspalast. Robert Mann hat derzeit im „Falcon Club“ den Auftritt seines Lebens. „Bei einem größeren Turnier war ich noch nicht“, sagt der 34-Jährige. Die Umgebung war beeindruckend und die Rahmenbedingungen ungewohnt. „Ich habe mich gefühlt wie ein Anfänger und wusste viele Sachen nicht. Es war eine ganz andere Welt.“
Zu viele Logos
Die Kehrseite der Medaille bekam Mann kurz nach seiner Ankunft in der weißrussischen Hauptstadt zu spüren. Die Turnierleitung war sehr streng und machte präzise Angaben, wie die Trikots auszusehen hatten. Der Luxemburger hatte auf einem Trikot zu viele Logos und musste mit Hilfe eines Volunteers neue Kleidung in Minsk kaufen. Es waren nicht die besten Voraussetzungen für einen ersten großen Auftritt.
Auf dem Platz zeigte sich Mann jedoch von seiner guten Seite, obwohl er sein erstes Gruppenspiel gegen den starken Russen Wladimir Malkow in zwei Sätzen (17:21, 16:21) verlor. „In der Partie habe ich mich gut verkauft. Ich hatte nichts zu verlieren und habe bereits etwas geschafft, das vor mir keinem Luxemburger Badminton-Spieler gelungen war. Dieser Gedanke hat mir vor dem Spiel geholfen, meine Nervosität abzulegen“, erklärt der Sohn eines Engländers und einer Niederländerin.
Ohne Handy
Russland führt
Nach fünf Wettkampftagen führt die russische Mannschaft den Medaillenspiegel der European Games an. Das Team aus dem Riesenreich holte bereits 54 Medaillen (davon 24 Gold).
Auf dem zweiten Platz folgt Gastgeber Weißrussland (40) vor Georgien (20). Die großen europäischen Sportnationen wie Frankreich (6. Platz), Spanien (17.) oder Deutschland (21.) weisen einen deutlichen Rückstand auf die Spitze auf. del
Der aufregende Teil begann jedoch bereits am vergangenen Freitag, als Mann die Luxemburger Delegation als Fahnenträger bei der Eröffnungzeremonie anführte. „Ich wusste kurz davor noch nicht, dass es eine solche Zeremonie auch bei den European Games gibt. Aber es war mir eine große Ehre, diese Aufgabe zu übernehmen.“ Mann war wahrscheinlich – neben den anderen Fahnenträgern – der einzige Sportler, der nicht mit dem Handy über die Tartanbahn des ausverkauften Dinamo-Stadions lief. „Erst als wir in die Arena einliefen, wurde alles ganz reell. Es war wie ein Traum“, erklärt Mann seine Gefühle. Der 34-Jährige ist nicht nur Fahnenträger, sondern auch Aushängeschild.
Bei seinem Verband, der Feluba, soll er als Vorbild dienen. „Ich sehe meine Profikarriere als Projekt. Dazu gehört auch, Badminton in Luxemburg populärer zu machen. Ich wollte etwas für meinen Sport machen und dem Nachwuchs als Vorbild dienen. Auch wenn es nicht klappen sollte, mich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, kann ich später behaupten, dass ich alles getan habe, um ein Ziel zu erreichen, und das gibt mir ein gutes Gefühl.“
Weite Wege für die Weltrangliste
Um sich für Tokio zu qualifizieren, tingelt Mann derzeit um die Welt. Bei den kleinen Turnieren in Mauritius, Aserbaidschan, Uganda, Jamaika oder Kenia gibt es wenige, aber wichtige Punkte für die Weltrangliste. Zwischendurch kehrt er immer wieder nach Luxemburg zurück und absolviert zwischendurch Trainingslager in Malaysia.
Möglich ist dies nur durch die Mitgliedschaft in der Sportsektion der Armee und die finanzielle Unterstützung des Nationalen Olympischen Komitees COSL sowie seines eigenen Verbandes. „Die Preisgelder sind auf meinem Niveau einfach zu klein, um die Reisen zu finanzieren und den Lebensunterhalt zu garantieren“, erklärt Mann.
In der neuen Weltrangliste (von gestern) wird er auf dem 163. Platz geführt und hat drei Plätze im Vergleich mit dem letzten Ranking gewonnen. Sein Ziel ist es, bis zum Ende des Jahres unter die Top 80 zu kommen. „Das ist schwer, aber durchaus machbar. Die Chance, sich noch für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, besteht noch“, sagt der 34-Jährige. Im Badminton können 42 Plätze für Tokio 2020 über die Weltrangliste ergattert werden. Die Quotenplätze werden auf die verschiedenen Nationen verteilt.
„Nicht das beste Alter“
Mann hat diesen Kampf erst 2015 aufgenommen. Bereits mit 22 Jahren wollte er Profi werden, doch nach seinem Sportstudium in England hatte er nicht die nötigen Resultate vorzuweisen, um ins nationale Förderprogramm für Sportler aufgenommen zu werden. Aber auch mental war er noch nicht bereit, diesen Schritt zu gehen, wie er heute zugibt: „Ich war nicht reif genug, zu verstehen, dass wenn ich diese Karriere wirklich will, ich selber am meisten investieren muss.“ In den Jahren danach arbeitete als Fitnesstrainer und nahm ein weiteres Studium auf.
Als er mit 30 sein letztes Diplom erhalten hatte, befasste er sich konkret mit der Profikarriere und arbeitete seinen Olympia-Plan aus. „Ich musste die potenziellen Sponsoren überzeugen, in mich zu investieren. Aber ich habe immer realistische Ziele präsentiert und deshalb konnten sie nicht Nein sagen.“ Dieser Lebensabschnitt könnte schon bald zu Ende sein. Mann will noch in den nächsten Wochen ein Gespräch mit COSL-Sportdirektor Heinz Thews über seine Zukunft führen: „Ich habe noch immer das Gefühl, dass ich mich verbessern kann, aber 34 Jahre ist nicht das beste Alter, um noch lange Profi zu sein. Ich werde demnächst anfangen, zu überlegen, ob dieser Abschnitt meines Lebens noch ein oder zwei Jahre dauern wird.“
Bis dahin wird Mann mit seinem Schläger aber noch jedem Ball und Weltranglistenpunkt hinterherjagen.
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