Biodiversität / Bäume im Land sind in schlechtem Zustand
Regelmäßig warnen Umweltschutzorganisationen vor dem schlechten Zustand von Wäldern und Bäumen. Die Antwort des Umweltministeriums auf die parlamentarische Anfrage der DP-Abgeordneten Andre Bauler und Luc Emering vom 14. Mai bescheinigt den heimischen Bäumen einen schlechten Zustand. Besorgniserregend schlecht.
Die Fakten haben die beiden Abgeordneten schon in ihrer Frage zusammengetragen. Die Zahl der Bäume im Land ohne Schäden ist in den letzten 30 Jahren extrem gesunken. Waren im Jahr 1990 noch 60 Prozent des Baumbestandes in Luxemburg gesund und ohne Schäden, betrug dieser Prozentsatz 30 Jahre später nur noch 15,4 Prozent.
Die Zahl der deutlich geschädigten Bäume ist in dem Zeitraum extrem gestiegen. 1990 waren es 15,9 Prozent, 2022 hingegen schon 62 Prozent. Neben der Dürre durch die extremen Sommer der letzten Jahre sind laut Umweltministerium, das den schlechten Zustand der Wälder bestätigt, vor allem Schädlinge und Krankheiten die Ursache.
Als besonders gefährdet hat das Ministerium vier Baumarten herausgefiltert. Der Fichte Picea abies, von der es in Luxemburg aufgrund der Montanindustrie viele Monokulturen gibt, bescheinigt die Behörde gar „keine langfristige Perspektive“. Fichtenstämme dienten vor allem in den Minen als Stütze der Stollen. Die Bäume fallen nach langen Dürreperioden zunehmend dem Borkenkäfer zum Opfer.
Fichte, Buche, Esche und Douglasie
Aber auch die Buche Fagus sylvatica, die wichtigste Waldbaumart in Luxemburg, ist betroffen – vor allem dann, wenn sie auf schweren Böden steht und nicht mit genügend Wasser versorgt ist, schreibt das Ministerium. Die Esche Fraxinus excelsior, ebenfalls eine heimische Art, ist ein Opfer der Globalisierung. Sie wird seit etwa 15 Jahren zunehmend von einem Pilz befallen, der den exotischen Namen „Hymenoscyphus fraxineus“ trägt, aus Ostasien stammt und die Triebe absterben lässt.
„Diese Krankheit breitete sich epidemisch in Europa, sodass die Existenz der Esche als heimische Baumart gefährdet ist“, schreibt das Umweltministerium. Der letzte Patient ist die Douglasie. Der „Pseudotsuga menziesii“, einer nicht einheimischen, harzhaltigen Holzart mit hohem Verkaufswert setzen der „Schweizer Rost“, eine Pilzkrankheit und die nordamerikanische Douglasiengallmücke zu. Die Nadeln sterben ab.
Geografische „Hotspots“ für absterbende Wälder finden sich im Gutland und betreffen vor allem Buchen. In den Ardennen sind es insbesondere Eichenwälder. Aber es betrifft auch Bäume an Straßenrändern, in Siedlungen oder in Parks, wo die Bäume durch die Wetterbedingungen der letzten Jahre stark in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Die Lage ist im Umweltministerium bekannt. Gefragt nach Maßnahmen zum Schutz und der Verjüngung des luxemburgischen Waldes verweist die Behörde auf den „naturnahen Waldbau“ seit 2000 und das neue Waldgesetz vom 23. August 2023, das dessen Grundsätze juristisch für den öffentlichen Raum verankert.
Kahlschläge sind seitdem ein „No-go”, ein Mischwald ist gewollt, Pestizide und Düngemittel sind verboten, der Wald soll ständig nachwachsen können: Im Kern geht es um den Erhalt alter Bäume und um Verjüngung. Dazu gehört ein Wildbestand auf einem Niveau, „das es allen Waldarten ermöglicht, sich zu entwickeln“, schreibt das Ministerium.
Mit 34 Prozent sind etwas mehr als ein Drittel der Landesfläche bewaldet. Das sind in absoluten Zahlen rund 92.000 Hektar Wald. 52 Prozent davon sind in privater Hand, rund 14.000 Privatwaldbesitzer gibt es. Deren Interessenvereinigung hat im Jahr des 90-jährigen Bestehens der ASBL 2023 errechnet, dass es rund 750 Millionen Euro kostet, die heimischen Wälder „klimafit“ zu machen und deren Biodiversität zu retten.
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