Bildungsministerium / Bee Secure: Anlaufstelle für Sextortion und Cybermobbing bei Kindern und Jugendlichen stark gefragt
Die Helpline Bee Secure verzeichnete allein im Schuljahr 2022/23 rund 100 Kontaktaufnahmen im Kinder- und Jugendbereich. Vor allem Sexting-Fälle häufen sich, wie aus einer Antwort des Bildungsministers auf eine parlamentarische Anfrage hervorgeht. Wichtig: Die Opfer sind nicht sich selbst überlassen.
Insgesamt 101 Mal schlug die Bee-Secure-Helpline im Bereich Kinder und Jugendliche Alarm. Die Hauptursachen: 36 Kontaktaufnahmen wegen Sextortion, 18 wegen Cyberkriminalität und elf wegen Cybermobbing. Das geht aus einer Antwort des Bildungsministers Claude Meisch (DP) auf eine parlamentarische Anfrage des Piratenabgeordneten Sven Clement hervor. Überraschend sind die Zahlen nicht, stammen sie doch aus dem jüngsten Bee Secure Radar 2024, der die brisante Lage verdeutlicht.
Begriffserklärung: Sextortion
„Sextortion (englisch: „sex“ und „extortion“ = Erpressung) bedeutet Erpressung anhand von Material mit sexuellem Inhalt (Bilder, Videos). Die Erpresser fordern Geld, z.B. per E-Mail, und drohen an, die Bilder an Bekannte zu schicken oder auf Plattformen hochzuladen, falls nicht gezahlt wird.“
Quelle: Bee Secure
Sextortion stellte sowohl bei Jugendlichen mit 41 Prozent der Anrufe als auch bei Erwachsenen mit 22 Prozent das am häufigsten angesprochene Thema bei der Helpline dar. Das Phänomen nimmt weltweit zu und erreiche bedrohliche Ausmaße, heißt es in dem Bee-Secure-Bericht.
Meisch verweist in seiner Antwort zudem auf Polizeistatistiken, die auf eine steigende Anzahl an gemeldeten Mobbing-Vorfällen seit 2019 hinweisen. Darin wird allerdings nicht zwischen Cyber- und gewöhnlichem Mobbing und zwischen Erwachsenen und Minderjährigen unterschieden. So hält die Polizeidatenbank 47 Fälle von Mobbing im Jahr 2019 fest. 2020 war es ein Fall weniger. Doch 2021 stieg die Anzahl drastisch auf 89, fiel 2022 wieder auf 77 Fälle und erreichte 2023 schließlich ihren bisherigen Höchststand mit insgesamt 124 Fällen.
Aus dem besagten Bee-Secure-Bericht ging hervor, dass etwa ein Fünftel der befragten Jugendlichen zwischen zwölf und 16 Jahren bereits Opfer von Cybermobbing waren. Auch glauben dieselben Befragten, dass fast ein Drittel (31 Prozent) ihrer Altersgenossen zumindest „manchmal“ unfreiwillig mit pornografischen Inhalten in Berührung kommen. Fast ein Drittel (32 Prozent) der Zwölf- bis 16-Jährigen berichten, dass Gleichaltrige zumindest „manchmal“ intime Fotos oder Videos von sich an andere Personen schicken. Jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge wurde 2023 im Netz schon sexuell belästigt.
Es kann jeden treffen
Mobbing: Eine Definition
Mobbing ist eine Art Gewaltform, bei der man regelmäßig, bewusst und gezielt kritisiert, belästigt und attackiert wird. Es existieren viele Möglichkeiten, Mobbing auszuüben.
Die regelmäßige Unterdrückung kann einen Menschen in eine schlimme Lage bringen. Laut Vanessa Tani, Gründerin der Vereinigung „Respect Each Other“, zerstört Mobbing von innen und kann einen regelrecht auffressen.
Text: Anne Ludwig
Es könne jeden treffen – und alles kann dafür als Vorwand dienen, erklärte die Psychologin und Therapeutin Catherine Verdier bei einer Konferenz zum Thema Mobbing im Jahr 2021. „Weil jemand ein guter oder ein schlechter Schüler ist, weil einer zu ruhig ist, eine andere Hautfarbe hat oder den falschen Marken-Ranzen trägt.“ Viele würden allerdings aus Scham nicht über ihre schlimmen Erlebnisse sprechen, stellte die Direktionsbeauftragte vom „Kanner-Jugendtelefon“, Barbara Gorges-Wagner, fest. Junge Menschen würden es oft lange aushalten, bevor sie sich letztendlich jemandem mitteilen.
Gorges-Wagner riet Erwachsenen dazu, wachsam zu sein, wenn Kinder und Jugendliche sich plötzlich merklich verändern: „Wenn ein Kind immer gerne zur Schule gegangen ist und plötzlich nicht mehr, kann das ein Anzeichen sein. Oder wenn es keine Lust mehr zum Spielen hat, nicht mehr mit Freunden unterwegs sein will.“ Ein unerklärbarer Leistungsabfall, aber auch Bauchschmerzen, Kopfweh und andere psychosomatische Schmerzen können auf Mobbing hinweisen.
Wer selbst von Mobbing betroffen ist, sollte sich unbedingt jemandem anvertrauen. Niemand – auch nicht ein Erwachsener, dem ein Kind von seinen Erfahrungen erzählt – muss das Problem alleine lösen (siehe Infokasten).
Anlaufstellen für Mobbing-Opfer
– Respect Each Other Asbl.: Kontakt über Facebook oder über die Nummer 661 443 497
– Mobbing Asbl.: mobbingasbl.lu; E-Mail: mobbingasbl@mobbingasbl.lu
– Kanner-Jugendtelefon: www.kjt.lu; Telefon: 116111
– Stressberodungsstell (CSL): www.csl.lu; E-Mail: stressberodung@csl.lu
Lesen Sie zu diesem Thema auch:
– Safer Internet Day/ Bee-Secure-Bericht: „Sexuelle Erpressung“ im Internet nimmt zu
– Luxemburg/ Mobbing bei Kindern und Jugendlichen: Es kann jeden treffen
– Mobbing/ Vanessa Tani:„Wir wollen dieses schwierige und düstere Thema ans Licht zu bringen.“
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