Check Your Facts / Bee Secure sagt Fake News den Kampf an
Die Online-Sicherheitsplattform Bee Secure und das Luxemburger Zentrum für politische Bildung sagen Fake News den Kampf an. Mit der Kampagne „Check Your Facts“ wollen sie Medienkonsumenten dazu bringen, sich gewisse Reflexe anzueignen und dubiose Informationsquellen konsequent zu hinterfragen.
„Der Irak hat Massenvernichtungswaffen!“, ließ Colin Powell die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats im Februar 2003 wissen. Doch war die wohl folgenreichste Aussage in der Karriere des ehemaligen US-Außenministers nichts anderes als politische Desinformation zur Rechtfertigung eines militärischen Eingriffs in Nahost.
Wurde Propaganda bis vor etlichen Jahren noch größtenteils von staatlich gelenkten Instanzen oder politischen Organen verbreitet, wird dieses Phänomen heute gemeinhin nur noch Fake News genannt: manipulative und inhaltlich falsche oder mindestens dubiose Meldungen, die sich vor allem aufgrund der heutigen Relevanz von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien rasant verbreiten.
Beispiele gibt es inzwischen zuhauf: Flüchtlinge, die von der EU mit Kreditkarten ausgestattet werden, Hillary Clintons Verwicklung in einen Kinderpornoring oder junge Klimademonstranten, die die hauptstädtische „Kinnekswiss“ während einer Veranstaltung in eine regelrechte Mülldeponie verwandeln. „Heute wissen wir, dass das nicht stimmt“, stellt Jeff Kaufmann des Online-Sicherheitsdienstes Bee Secure vom „Service national de la jeunesse“ (SNJ) fest. Gegner der „Youth for Climate“-Bewegung hatten ein Foto aus dem Londoner Hyde Park missbraucht, um die jungen Aktivisten zu diskreditieren. Zwar hatten Luxemburger Medien die Desinformation rasch aufgedeckt, doch der Schaden war angerichtet: Auch bei späteren Demos wurde den jungen Demonstranten von verschiedenen Nutzern in den sozialen Netzwerken immer wieder Verschmutzung unterstellt.
Die Vorgehensweise, mit falschen Informationen zumindest Zweifel zu sähen, wenn nicht sogar Meinungen zu bilden, findet heute immer mehr Nachahmer. „Aktuelle Beispiele gibt es genug: die Infragestellung des Klimawandels, Vor- und Nachteile des Elektroantriebs in Fahrzeugen, vermeintliche Gesundheitsrisiken des 5G-Netzes oder die gängigen Aussagen prominenter Politiker“, bestätigt Kaufmann. „Auch sehen wir uns bei unseren Fortbildungen immer mehr mit Fragen unserer Teilnehmer konfrontiert: ‚Wie erkennt man Fake News? Wem kann ich noch trauen?’“
Grund genug für Bee Secure, Desinformation und Fake News in den Mittelpunkt ihrer diesjährigen Kampagne „Check Your Facts – Gleef net alles um Internet“ zu rücken. Rückendeckung erhält die Online-Sicherheitsplattform in dieser Hinsicht vom Luxemburger Zentrum für politische Bildung (ZpB), das seit der Eröffnung im Oktober 2016 ständig mit dem Phänomen der Fake News konfrontiert wird. „Das Thema gehört zur politischen Bildung dazu“, unterstreicht denn auch Marc Schoentgen vom ZpB. Denn: „Seit es Politik gibt, gibt es auch Propaganda.“
Schnelligkeit und Omnipräsenz
Desinformation in seinen verschiedensten Formen ist nicht neu. Mit dem Aufkommen der neuen Medien aber hat das Phänomen an Tragweite gewonnen. „Das Internet ist mit den sozialen Medien nahezu perfekt für die schnelle Verbreitung von Informationen“, unterstreicht Marc Schoentgen. Per Smartphone sind die „neuen“ Informationsquellen ständig greifbar. „Ausschlaggebend sind die Schnelligkeit und die Omnipräsenz der Kanäle: Wenn in Paris eine Bombe explodiert, wissen wir das fünf Minuten später auch in Luxemburg“, erklärt der Direktor des ZpB. Das Problem: Meldungen werden häufig ungeprüft verbreitet, während unabhängige Stellen, die den Wahrheitsgehalt der Nachrichten prüfen, in den sozialen Netzwerken quasi inexistent sind. „Dazu kommt, dass die Nutzer in den sozialen Medien selbst als Kuratoren agieren. Sie werden zu Produzenten, können die Geschehnisse beeinflussen, ohne sich aber die Mühe zu machen, Hintergründe und Beweise auf ihre Stichhaltigkeit zu untersuchen“, so Schoentgen.
Jeder Mensch kann heute seinen Standpunkt verdeutlichen und vermitteln – was die Mitarbeiter des Zentrums für politische Bildung prinzipiell begrüßen. Eine freie Meinungsäußerung und eine ausgeglichene Streitkultur sind grundsätzliche Elemente eines demokratischen Austausches. Nur wird es für viele Menschen immer schwieriger, akkurate Quellen von solchen zu unterscheiden, die einen gewissen Hintergedanken verfolgen. „Nehmen wir den Klimawandel: Hier stoßen wissenschaftliche Argumente auf pseudowissenschaftliche Aussagen. Oft greifen sich die Menschen Information heraus, die am besten in ihre eigene Meinung passen. Es gibt nur noch Schwarz oder Weiß. Zwischen diesen Extremen fällt es vielen Menschen schwer, Quellen zu unterscheiden. Und so fragen sich viele, wem sie noch vertrauen können“, erklärt der Direktor des ZpB.
„Fragen“ ist aber genau das Stichwort der „Check Your Facts“-Kampagne. Wer Fake News von wirklichen Informationen unterscheiden möchte, muss sich gewisse Reflexe aneignen. Dazu gehört das ständige Hinterfragen dubioser Informationen. „Es gibt tatsächlich eine Reihe von Erkennungsmerkmalen, die man früh verinnerlichen muss“, betont Schoentgen. Dabei helfen drei Fragen: „Woher stammt die Information? Welches Ziel verfolgt die Quelle? Und gibt es noch weitere Quellen?“, fasst Jeff Kaufmann von Bee Secure zusammen. Es hilft nämlich, hinter die Information zu schauen und sich mit der Frage auseinanderzusetzen, welchen Hintergedanken die Quelle verfolgen könnte: „Will sie mich manipulieren oder kann ich mir eine eigene Meinung bilden? Ist Geld im Spiel oder will mir jemand eine Ideologie aufdrängen? Oft sind die Hintergründe relativ einfach zu durchblicken“, so der SNJ-Mitarbeiter.
„Ein gesundes Misstrauen ist angebracht. Allerdings darf man jetzt auch nicht alles in einen Topf werfen“, betont indessen Marc Schoentgen. Deshalb sei Medienerziehung heute wichtiger denn je, während auch die traditionellen Medien ihre Verantwortung übernehmen und unabhängigen Qualitätsjournalismus anbieten müssen. Unter dem Strich aber gilt: „Stets die grundsätzlichen Fragen stellen und die kritische Brille aufsetzen!“
Information oder Manipulation? Diese Fragen sollten Sie sich stellen:
– Richtet sich die Information an ein bestimmtes Publikum?
– Werden Stereotype, Klischees oder Vorurteile verwendet?
– Sind komplizierte Themen stark vereinfacht und/oder schwarz-weiß dargestellt?
– Ist die Botschaft kurz, leicht zu verstehen und zu wiederholen?
– Wurden ansprechende Slogans verwendet?
– Sind bekannte Symbole zu erkennen?
– Gibt es einen klar erkennbaren Feind?
– Stützt sich der Inhalt auf Lügen, Halbwahrheiten oder pseudowissenschaftliche Fakten?
– Werden starke Emotionen geweckt oder verstärkt?
– Möchte die Information Sie dazu bringen, auf eine bestimmte Weise zu denken oder zu handeln?
Wenn man auf mehr als die Hälfe der Fragen mit „ja“ geantwortet hat, dann handelt es sich wahrscheinlich um Propaganda, Manipulation oder Fake News.
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