EZB-Studie / Begrenzte Wachstumsaussichten durch längeren Ölpreisschub
Ein anhaltender Ölpreisschub würde das Wachstumspotenzial der Eurozone nur in einem überschaubaren Ausmaß schmälern. Das hat eine Untersuchung der Europäischen Zentralbank (EZB) nun ergeben.
Bei einem länger anhaltenden Preisschub von 40 Prozent in den nächsten vier Jahren verglichen mit 2017 bis 2020 würde das Wachstumspotenzial im Währungsraum mittelfristig um etwa 0,8 Prozent geringer ausfallen, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Untersuchung der EZB. Den Experten zufolge wäre dies nur ein „begrenzter Schock“. Denn die EU-Kommission beispielsweise gehe von einer Zunahme des Wachstumspotenzials in den nächsten vier Jahren von zusammen etwa 5,2 Prozent aus.
Den EZB-Fachleuten zufolge weisen Untersuchungen der Ölpreiskrise in den 1970er Jahren darauf hin, dass es für langanhaltende Folgen für das Produktionspotenzial einer Wirtschaft aufgrund von Ölpreisschocks keine klaren Beweise gebe. Die Abhängigkeit der Wirtschaft vom schwarzen Gold sei zudem seit den 70er Jahren deutlich geringer geworden. So sei 1973 rund ein Barrel Öl benötigt worden, um etwa 1.000 Dollar an Wirtschaftsleistung (BIP) zu erbringen. Heute sei dafür weniger als die Hälfte erforderlich. „Für die Volkswirtschaften im Euroraum war der Rückgang wahrscheinlich sogar noch stärker, da ihr Energiemix weniger abhängig ist von fossilen Brennstoffen“, schreiben die Volkswirte in ihrer Studie.
Den Kalkulationen der EZB zufolge würde ein Anstieg des Ölpreises um ein Prozent das Wachstumspotenzial des Euroraums auf mittlere Sicht um etwa 0,02 Prozent schmälern. Aus Sicht der EZB-Experten kann eine Notenbank die mittelfristigen Folgen für das Wachstum abmildern, wenn sie auf den Inflationsdruck infolge eines Ölpreisanstiegs reagiere und dadurch etwa die Inflationserwartungen steuere. „Zudem unterscheiden sich die aktuellen technologischen und wirtschaftlichen Bedingungen erheblich von denen, die während früherer Ölpreisschocks vorherrschten“, schreiben die Experten. Produktionstechnologie könne inzwischen schneller an Preisveränderungen angepasst werden. Beim Energieverbrauch im Verkehr und bei den Haushalten gebe es außerdem inzwischen praktikable Alternativen.
Historische Wende
Angesichts der deutlich gestiegenen Inflationsrate hat die Europäische Zentralbank vor etwas mehr als einer Woche erstmals seit 2011 die Leitzinsen erhöht. Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde beschlossen, den sogenannten Hauptrefinanzierungssatz um einen halben Punkt auf 0,5 Prozent zu erhöhen. Dieser Zinssatz gilt, wenn sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld für einen längeren Zeitraum leihen. Auch der sogenannte Einlagensatz wurde angehoben, und zwar von minus 0,5 Prozent auf 0,0 Prozent. Banken müssen somit nicht mehr draufzahlen, wenn sie überschüssiges Geld über Nacht bei der EZB parken.
Die Wende der EZB gilt als historisch: Sie folgt auf eine Ära der ultra-lockeren Geldpolitik. Doch die Rekordinflation im Euroraum bewog die Zentralbank nun zu dem ungewöhnlich kräftigen Straffungsmanöver: Erstmals seit dem Jahr 2000 hoben die Währungshüter die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte an. In ihrer vorangegangenen Sitzung hatte die EZB lediglich eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte angekündigt. Doch das wurde bereits in den vergangenen Tagen vielfach als nicht ausreichend eingeschätzt in Anbetracht der Rekordinflation von zuletzt 8,6 Prozent im Euroraum.
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