Düdelinger Kulturzentrum / „Bei Fußball und Kultur möchte jeder mitreden“: Aus dem Arbeitsalltag des Teams
Vor knapp einem Jahr hat John Rech den Direktor-Posten des regionalen Kulturzentrums „opderschmelz“ übernommen. 2019 konnte das Haus einen Besucheranstieg von 3.000 Eintritten verzeichnen. Die Belegungsrate der Säle stieg um 17 Prozent. Diese Arbeit sei nur im Team möglich, betont der Düdelinger stets bei Pressekonferenzen.
Deswegen hat sich das Tageblatt mit John Rech und den anderen beiden Programmplanern Patricia Jochheim (Jazz) und Marlène Kreins (Galerien, Theater und Events) getroffen und darüber geredet, wie es ist, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen und wie sich kleine Kulturhäuser behaupten müssen.
Tageblatt: Wie sieht die Bilanz nach einem Jahr „John Rech“ aus?
John Rech: Für uns war es eigentlich eine Fortsetzung unserer bisherigen Arbeit. Tatsächlich haben wir letztes Jahr mehr erreicht, als wir uns zu Beginn vorgenommen hatten. Das war nicht geplant, sondern hat sich so ergeben.
Patricia Jochheim: Inzwischen sind wir zu dritt als Programmplaner, jeder mit seinen eigenen Touch. Das bringt mit sich, dass das Angebot sehr abwechslungsreich ist.
Marlène Kreins: Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren dabei. Für mich war der Übergang zwischen John Rech und Danielle Igniti eigentlich fließend, da ich bereits eine Ausstellung für die vorherige Direktorin organisieren konnte.
Sie haben letztes Jahr mehr erreicht, als Sie sich vorgenommen hatten. Ist noch viel mehr möglich?
P.J.: Nein.
J.R.: Es geht vor allem um die Leidenschaft. Die Passion muss erhalten bleiben, denn für uns ist es mehr als nur ein Job. Unser Team wird auch bald noch mal Verstärkung bekommen.
P.J.: Wenn diese Passion einmal nicht mehr da ist, ist ein Booker verloren. Dann ist er in seiner Rolle nicht mehr glaubwürdig. Das Publikum spürt, wenn etwas gemacht wird, nur um etwas zu machen.
Was gehört zu dieser Leidenschaft dazu?
J.R.: Der Job kann sehr einfach sein mit dem nötigen Geld und Connections. Dann kann der Preis bezahlt werden, den der andere verlangt, der Konzertsaal ist voll und fast jeder ist glücklich. Doch neue Acts entdecken und präsentieren, das ist unser eigentliches Interesse.
M.K.: Nach der Arbeit machen wir uns auf die Suche nach dem nächsten Künstler: Wir schauen uns Ausstellungen an oder gehen zu Konzerten. Wir müssen über das Angebot informiert bleiben. Das ist ein Teil unseres Lebens.
J.R.: Ich sage immer, bei Fußball und Kultur möchte jeder mitreden. Egal, wohin ich gehe, ich bekomme überall gute Ratschläge. (lacht) Wir hören dem zu und entdecken dadurch Neues. Es ist auch spannend, eine Beziehung zu den neuen Künstlern aufzubauen.
Wo liegen die Schwierigkeiten beim Booking?
J.R.: Etwas, das uns Sorgen macht, ist der Tod des CD-Marktes. Viel mehr Musiker gehen dadurch auf Tournee. Die großen Künstler machen größere Produktionen. Deswegen werden die Tickets teurer. Als Konsequenz hat das Publikum weniger Budget und Zeit, um etwas Neues zu entdecken. Wenn eine Familie zu einem Konzert geht, bei dem der Preis bei 90 Euro für einen Stehplatz liegt, und an dem Abend noch etwas trinken möchte, ist das Konzert-Budget für den Monat aufgebraucht.
Die großen Häuser müssen nur den Konzerttermin eines angesagten Künstlers bekannt geben und das Konzert ist innerhalb einer Stunde ausverkauft. Es steckt ein ganz anderer Apparat dahinter. Die kleineren Häuser investieren in Künstler, an die sie glauben und müssen richtig arbeiten, um vielleicht 100 Besucher zu bekommen. Doch die Menschen, die zu einem Konzert hierhin kommen, sind eindeutig Fans der Musik.
Wie gestaltet sich die Team-Arbeit?
M.K.: Es ist sehr praktisch, dass unsere Büros alle nebeneinander liegen. So kann jeder bei Fragen schnell mal rübergehen. Wir funktionieren wenig über Telefon.
J.R.: Jeder, der zu uns hochkommt, sieht, dass die Türen der Büros alle offenstehen. Jede Woche gibt es ein Meeting mit dem gesamten Team inklusive Portiers und Reinigungskräften. Dann wird über spezifische Themen gesprochen.
Die Gemeinde Düdelingen sieht zehn Prozent ihres Haushalts für die Kultur vor. Inwiefern darf die Gemeindeverwaltung im alltäglichen Geschäft von „opderschmelz“ mitreden?
J.R.: Wir haben völlig freie Hand. Der Schöffen- und Gemeinderat hat extrem großes Vertrauen in unser Team. Von ihnen kommen, wie von anderen auch, manchmal Vorschläge. Doch wir werden zu nichts gezwungen und sie schätzen unser Engagement. Zwischen uns besteht ein sehr ehrlicher Austausch. Und am Ende des Tages arbeiten alle für Düdelingen.
M.K.: Es ist schön, dass dieses Vertrauen auf beiden Seiten besteht.
P.J.: Das hier ist schließlich unser Job und die Gemeindeverwaltung lässt uns diesen auch machen. Sonst würde es keinen Spaß machen. Eines der Hauptargumente für diesen Job ist schließlich, ihn mit Freude zu machen.
Wie eng ist die Zusammenarbeit mit anderen Kulturinstitutionen?
M.K.: Im Theater ist es wichtig, mit Koproduktionen zu arbeiten. Es wäre schlimm, wenn ein Theaterstück nur drei Mal gespielt werden würde. Die Stücke sollen im ganzen Land gezeigt werden.
J.R.: Prinzipiell arbeiten wir gut mit den anderen Häusern zusammen. Das Angebot ist so groß und einiges können wir untereinander absprechen. Wir sind froh, wenn an den Wochenenden unserer großen Festivals wie „Like a Jazz-Machine“, dem „Zeltik“ oder der „Fête de la musique“ im Rest des Landes ein bisschen weniger los ist. Wir versuchen auch, die wichtigen Termine von anderen Häusern zu berücksichtigen.
P.J.: Wir sprechen uns mit den anderen Festivalorganisatoren ab, damit nicht jeder dasselbe bucht. Es gibt einige Agenten, die überall, ob hier, in der Hauptstadt oder in Wiltz, dieselben Künstler vorschlagen. Da müssen wir aufpassen.
Die Vorbereitungen zu Esch 2020 laufen: Was kommt alles auf Sie zu?
M.K.: Wir haben unsere Projekte in zwei Etappen zu den jeweiligen Deadlines abgegeben. Da haben wir die ersten positiven Rückmeldungen bekommen und können bald loslegen. Ganz viele Künstler haben bei uns angefragt, weil sie etwas mit uns machen wollen. Im Vorfeld haben wir uns überlegt, wie wir uns einbringen können, damit die Projekte zustandekommen können.
P.J.: Viele Künstler brauchen einen Partner. Jetzt stehen sie vor unserer Tür Schlange. (schmunzelt)
Werden Sie zu dritt an den Projekten für das Kulturjahr arbeiten?
J.R.: Wir werden auf verschiedenen Ebenen arbeiten. Für ein Projekt haben wir einen Freelancer, der sich an die Vorbereitungen macht. Bei anderen werden wir eine Art Projektmanager suchen, der das umsetzt, was wir uns als Team ausgedacht haben. Es ist offensichtlich, dass die Menschen Leadership über ihre eigenen Projekte haben. Wir werden das weiter als Team leiten. Es ist sehr wichtig, dass unsere Handschrift bleibt.
Und wie sieht der Kontakt zum Kulturministerium aus?
J.R.: Ministerin Sam Tanson hat klar gesagt, dass sie verstärkt in die Künstler investieren will. Dementsprechend hat das Kulturministerium die finanzielle Unterstützung leicht angehoben, mit dem Wunsch, dass das Geld an nationale Künstler zurückfließen soll. Das ist für uns kein Problem, da wir hauptsächlich in hiesige Künstler investieren. Zwei Drittel unserer Künstler aus dem letzten Jahr waren nationale Künstler – und das in allen Bereichen.
Sie sind also positiv gestimmt?
J.R.: Momentan herrscht schon Aufbruchstimmung in der Kulturszene und die Ministerin versprüht Optimismus. Im Regierungsprogramm stehen einige interessante Punkte, wie etwa der Kulturentwicklungsplan oder das „Arts Council“. Der Kulturentwicklungsplan hat gezeigt, dass das Ministerium sich in erster Linie selbst neu aufstellen muss und das macht es gerade auch. Das wird später einen Gewinn für die Menschen im Kulturbereich mit sich bringen. Das Ganze ist ein Prozess, der über mehrere Jahre hinweg verläuft, wahrscheinlich sogar länger als eine Legislaturperiode.
wat eng plakativ généralité: mir ass football sou lang wi breet, kultur, richteger, net
Dideléng op den Wee vun der Kultur bréngen, dat alléng huet des Staadt dem Pionéier Oli… Fränz ze verdanken, en Gemengenbeamten dem Kultur net egal wor, den d‘ Weichen gestallt huet dat den John an séng Équip haut gudd gestallt sin, eng gudd Arbecht ze leeschten.Dem Fränz gehéiert en groussen Merci gesot.