Parlamentarische Frage / Beim 112 herrscht laut Insidern ein mieses Betriebsklima
Im Rettungswesen des Landes knirscht es – und zwar gewaltig und schon länger. Nach der Unruhe um die parlamentarische Frage der Piraten vom September dieses Jahres gießt jetzt die parlamentarische Frage des CSV-Bürgermeisters von Grevenmacher, Léon Gloden, erneut Öl ins Feuer. Zwei solcher Fragen im Abstand von etwas mehr als einem Monat zum gleichen Thema machen hellhörig.
„Viele Chefs beim 112 haben gar keinen Plan, es fehlt an Erfahrung und Ausbildung, um den täglichen Anrufen gerecht zu werden.“ Aussagen wie diese über den Alltag der Notrufzentrale 112 wiegen schwer, vor allem wenn sie von Insidern kommen. Gleiches gilt für die Schlussfolgerung daraus: „Da muss man sich die Frage stellen, ob das moralisch noch vertretbar ist.“
Der 112 ist laut eigener Aussage „das wichtigste Element für die Organisation der Notfallhilfe im gesamten Großherzogtum“. Ihr „reibungsloses“ Funktionieren ist einer der wichtigsten Teile der Rettungskette, geht aus der Selbstdarstellung auf der Webseite des CGDIS hervor. Klingt gut. Insiderwissen zeigt, dass es anders zugeht.
Offensichtlich herrscht ein miserables Betriebsklima, es mangelt an Leadership und die Arbeit der Betroffenen wird höchst ungerecht bewertet. Außerdem erzeugen Fragen nach Interna des 112 helle Aufregung. Anders sind die harschen internen Reaktionen auf die parlamentarische Frage der Piraten von September 2021 nicht zu erklären. Am 8. September 2021 erkundigt sich Sven Clement in 15 Fragen recht ausführlich nach dem Funktionieren und der beruflichen Qualifizierung der Mitarbeiter beim 112.
Druck auf die Mitarbeiter
Noch bevor irgendeine Antwort seitens des Innenministeriums oder des Ministeriums für Innere Sicherheit vorliegt, ergeht eine interne E-Mail an die Mitarbeiter. Zusammengefasst heißt es da: Wem Betrieb und Ablauf im 112 nicht passt, der möge sich bitte einen anderen Posten suchen. Das berichtet RTL zwei Tage später unter Berufung auf die Mail. Das spricht nicht gerade für ein gutes Betriebsklima, in dem Mitarbeiter geschätzt werden.
Die erneute parlamentarische Frage vom 26. Oktober, dieses Mal von der CSV, fragt gezielt danach, denn offensichtlich will niemand beim 112 arbeiten und viele aber gerne wechseln. Eine der Ursachen dafür liegt in der Entstehungsgeschichte des aktuellen 112 und einer im Land weit verbreiteten Tradition. Führungspositionen werden gerne unter dem Motto „Es kennt einer einen, der einen kennt“ besetzt.
Qualifikationen rangieren in dieser Praxis, wenn überhaupt, erst an zweiter Stelle. „Nicht einer der Führungsposten als ‚Chef de salle‘ beim Notruf ist damals ausgeschrieben worden“, sagt ein Insider. Namentlich genannt werden will die Person nicht. Nennen wir sie Leslie*. Aktuell sichern zehn „Chefs de salle“ und 24 „Opérateurs“ die 24-Stunden-Bereitschaft beim 112 im Schichtbetrieb. Für diejenigen, die nicht „Chef“ sind, sind die Karriereaussichten gleich null. Die „Chefs“ ihrerseits erhalten neben höheren Gehältern noch eine „Prime“.
Frage nach Qualifikationen
Im Nebeneffekt schafft eine Rekrutierungspraxis wie diese Loyalitäten. Schieflagen in der Qualifikation sind früher oder später nicht mehr zu übersehen. Widerspruch, selbst konstruktiver, oder kritische Anmerkungen sind in so einer Gemengelage zwecklos. „Wer das gemacht hat, wurde als lächerlich hingestellt oder gemobbt“, sagt Leslie. „Opérateurs“ sind besser ausgebildet als die Chefs. Die Antwort der Ministerien auf die Frage der Piraten bestätigt dies.
Daraus geht hervor, dass von den insgesamt zehn Chefs nur einer „Pompier professionnel fonctionnaire“ ist. Dem stehen 13 von 24 „Opérateurs“ gegenüber, die diese Ausbildung haben. Mit einer Ausbildung zum Feuerwehrmann, als Rettungssanitäter und mit einem Lkw-Führerschein ist grob gesagt jemand „Pompier professionnel fonctionnaire“. „Es gibt einen ‚Chef de salle‘, der kann keine Ambulanz oder ein Tanklöschfahrzeug fahren und hatte bei der Nominierung kein Promotionsexamen“, sagt Leslie.
„In Zukunft werden diese Posten zwar ausgeschrieben“, ergänzt Leslie. Mit den bis dahin geschaffenen Tatsachen muss der Rest des Personals aber auf Dauer zurechtkommen. Und bei jungen Chefs heißt das: jahrzehntelang. Sieben „Chefs de salle“ sollen jedoch dabei sein, eine Ausbildung zum „Pompier professionel“ zu machen. Das geht aus der Antwort auf die parlamentarische Frage der Piraten ebenfalls hervor.
Für Leslie ist das schlichtweg gelogen. „Warum sollten sie das tun? Sie haben doch schon alle Vorteile für ihre Führungsaufgabe bekommen.“ Wesentlich zur schlechten Stimmung hat zusätzlich die Tatsache beigetragen, wie die Arbeit der Führungskräfte beim 112 gehaltstechnisch bewertet wird. Historisch gesehen gab es zunächst fünf „Chefs de salle“ und fünf „Adjoints“.
Schlechte Stimmung
Letztere wurden mit Wirkung einer internen Sitzung im Herbst 2020 nachträglich in den Rang eines „Chef de salle“ katapultiert. Mit dem Titel kam Geld, und zwar rückwirkend, sagt der Insider. Den ehemaligen Stellvertretern wurde die „Prime de responsabilité particulière“ in Höhe von rund 300 Euro brutto pro Monat gewährt, und zwar ab Datum des Bestehens des CGDIS zum 1. Juli 2018.
Bei manchen kam das einer Nachzahlung von 24 Monaten gleich. Mittlerweile ist das Betriebsklima so gestört, dass intern übliche Angebote, in eine andere Abteilung zu wechseln, beim 112 schlichtweg ignoriert werden, wie Leslie berichtet. Dem gilt eine weitere Frage im jüngsten CSV-Anliegen. Andererseits wollen viele angesichts mangelnder Zukunftsaussichten und miesem Klima weg vom 112, können aber nicht.
„Es kann nur jemand intern vom 112 in eine andere Abteilung wechseln, wenn es jemanden gibt, der ihn ersetzt“, sagt Leslie. Die Position als „Opérateur“ hat sich als unattraktiv herumgesprochen, obwohl Personal fehlt. Nach der Verkündung des nationalen Rettungsplans (PNOS) wurde kürzlich bekannt, dass in den nächsten vier Jahren rund 300 Stellen beim CGDIS besetzt werden sollen. Laut Leslie stehen beim 112 „Hunderte von Überstunden“ aus.
Dem gilt ebenfalls eine Frage in dem Schreiben des Grevenmacher Bürgermeisters. Von der Reform des CGDIS und der Umsetzung des PNOS sind die Gemeinden direkt betroffen. Einerseits ist es ein Service für die Einwohner, der nicht fehlen darf. Andererseits müssen aber gerade die Gemeinden, die neben dem Staat das nationale Rettungswesen mit finanzieren, mit jährlich über zehn Prozent Mehrkosten bis 2025 rechnen.
Das CGDIS selbst hält sich bedeckt. Eine Anfrage des Tageblatt zu dem Thema bleibt unbeantwortet. Die Ministerien müssen, geht es nach den offiziellen Fristen, bis zum 26. November antworten. So sehen es die Gepflogenheiten bei parlamentarischen Fragen vor.
* Name von der Redaktion geändert
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Kee Wonner, de Lannenhari hält ëmmer de Betrib op.
„Es kennt einer einen, der einen kennt“ besetzt.“ Und das soll nur bei der CGDIS sein, hört euch doch mal bei staatlichen Behörden um. Betriebsklima wird da sehr, sehr geschätzt!
Was hat der Léon jetzt direkt damit zu tun? Er wird so langsam Retter der Nation, Respekt.
„Ech konnt haut de moien den Maacher Gemengeroot informeieren dat dank mengem Asaatz an duerch Privatinvestoren een IRM sait läschter Woch zu Greiwemaacher ukomm ass“ Respekt.
Ça n’inspire pas confiance, wann déi sech mol vir t’éischt nach laang zermaulen, ween dann lo mol vleit evt. Erausfiert op asaz bei blesséierter… zäit leeft !!!
Inutile envoyer 1 commentaire, l’auteur dort les WE…
Hinnen feelen net nemmen Diplomer am Pompjeeswiessen an Terrainserfarung – mä se besetzen Aarbechtsplatzen wou 5 Joer Uni obligatoresch ass ouni des Schoulen ze hun. D” Fonktionärspay kreien se awer.
Natierlech as eng schlecht Loft do, an net nemmen op der Zentral. An Direktioun huet neischt mei am Greff.
@ Här Grober: Léiwer schlecht Stemmung wéi e gekenschtelten Zesummenhalt. Wann Open Space agefouert get, Psychologen d’Interessen vun de Matarbeschter musse rausfannen, Télétravail just fir d’Direktioun gelt, Parkplazen ofgeschaf ginn ausser fir d’Direktioun, de Chef urifft wann een 1 Minutt ze spéit ass well de Chef moies d’Badge-Auer surveilléiert, de Chef mat verschiddenen Leit en bon terme ass an mat aneren en mauvais terme, verschidden Leit aus der Privatindustrie an Graden gesat ginn déi net legitim sinn, d’Formation continue benotzt get fir dass de Chef kann verschidden Leit op Posten setzen obwuel anerer schonn säit 30 Joer do schaffen, soit de Privatsystem agefouert get, DANN WELL EEN EBEN NAISCHT ZE DINN HUNN MAT SOU LEIT.